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Kernrate wohl von 5,6 % auf 5,8 % gestiegen Inflation für Februar in der Analyse

Hier zeigen wir aktuelle Analyse-Aussagen von Commerzbank und Bloomberg zur Februar-Inflation. Die Kernrate steigt wohl weiter an.

Staubsauger saugt Geld an

Die Inflation in Deutschland liegt laut Veröffentlichung der staatlichen Statistiker bei 8,7 % – also unverändert hoch gegenüber Januar, und höher als erwartet (8,5 %). Der Enegiepreisanstieg fiel schwächer aus, dafür verteuern sich Nahrungsmittel weiter, inzwischen mit +21,8 %. Hier bieten wir aktuelle Aussagen von Experten, die diese wenigen Headline-Daten der heutigen Vorabschätzung analysiert und eingeordnet haben.

Commerzbank sieht Kernrate der Inflation weiter im Anstieg

Die Experten der Commerzbank (CoBa) haben vor wenigen Minuten ihre Analyse veröffentlicht. Demnach erweist sich die Inflation in Deutschland wesentlich hartnäckiger, als dies viele erwartet haben. Dabei habe sich im Vergleich zum Vorjahr der Preisanstieg bei Energie weiter abgeschwächt, sei mit 19,1 % aber weiterhin sehr stark. Noch höher ist mit 21,8 % inzwischen sogar die Teuerungsrate bei Nahrungsmitteln. Zudem hat die Kernteuerungsrate ohne diese beiden Warengruppen nach CoBa-Schätzung weiter von 5,6 % auf 5,8 % zugelegt – damit sei sie inzwischen fast dreimal so hoch wie von der EZB angestrebt.

Inflation und Kernrate seit 2018

Fallende Inflation ab März

Im März sollte die Inflation in Deutschland laut CoBa aller Voraussicht nach deutlich fallen. Denn die Energiepreise dürften kaum noch einmal wie im März 2022 gegenüber dem Vormonat um 15 % zulegen, wie sie es damals als Reaktion auf den Angriff Russlands auf die Ukraine getan haben. Auch bei den Nahrungsmittelpreisen dürfte das Hoch der Teuerungsrate laut CoBa bald erreicht sein. Zumindest gelte dies auf den Vorstufen.

Unterliegender Preisdruck bleibt stark

Ähnliche Signale, dass das Hoch bei der Teuerungsrate bald erreicht sein dürfte, gibt es laut CoBa auch für die anderen Waren außerhalb der Bereiche Energie und Nahrungsmittel, die im Februar 7,3 % teurer waren als ein Jahr zuvor. Denn auch hier habe sich die Lage auf den Vorstufen etwas entspannt. So sind die Erzeugerpreise von Vorprodukten seit dem vergangenen Frühjahr praktisch nicht mehr gestiegen, weshalb die Teuerungsrate gegenüber dem Vorjahr deutlich gefallen ist.

Anders sieht es bei den Dienstleistungspreisen aus. Rechnet man bei ihnen die sehr trägen Mieten heraus, haben sie im Februar im Vergleich zum Vorjahr um 6,1 % zugelegt, womit die Tendenz laut CoBa eindeutig nach oben zeigt. Und hieran dürfte sich vorerst nichts ändern, zumal sich bei ihnen der stärkere Lohnanstieg in besonderem Maße bemerkbar machen wird.

Keine Entwarnung für die EZB

Im Euroraum dürfte die Inflationsrate im Februar gefallen sein, wobei der Rückgang laut CoBA aber wohl angesichts der bereits veröffentlichten Ergebnisse für einige Euro-Länder etwas schwächer war als von uns erwartet. Die Kernrate dürfte aber auch im Euroraum weiter zugelegt haben, was dafür spricht, dass die EZB im März wie angekündigt, ihre Leitzinsen um weitere 50 Basispunkte anheben wird und damit der Zinserhöhungszyklus noch nicht vorbei ist. Wir rechnen für den Sommer mit einem Einlagensatz von 3,5 %.

Bloomberg-Kommentar

Es gibt einmal die Berechnung der Inflation vom Statistischen Bundesamt, bei der 8,7 % für Februar als Ergebnis verkündet wurde. Und es gibt den Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), der anders berechnet wird – ihn verwendet auch Eurostat – und ihn nutzt auch Bloomberg. Daher sehen wir in den folgenden Aussagen leicht höhere Inflationswerte. Bloomberg schreibt: Die deutsche Inflation hat sich im Februar überraschend beschleunigt und damit die Aufgabe der Europäischen Zentralbank weiter erschwert, nachdem sie in dieser Woche in anderen Teilen des Kontinents zu hoch ausgefallen war.

Die Verbraucherpreise (nach HVPI) stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 9,3 % und damit stärker als im Januar (9,2 %), obwohl Deutschland die Heizkosten der Haushalte begrenzen wollte, die aufgrund des russischen Krieges in der Ukraine in die Höhe geschnellt waren. Analysten hatten in einer Bloomberg-Umfrage einen Rückgang auf 9 % erwartet.

Die Ergebnisse für die größte europäische Volkswirtschaft erhöhen den Druck auf die EZB, nachdem die französische Inflation gestern einen neuen Rekordwert in der Eurozone erreicht hat und das spanische Preiswachstum entgegen den Schätzungen moderat ausfiel. Dies veranlasste die Märkte zum ersten Mal dazu, einen Höchstwert von 4 % für den Einlagensatz der EZB einzupreisen, der derzeit bei 2,5 % liegt.

Die EZB bereitet sich darauf vor, die Zinsen im März um einen weiteren halben Punkt zu erhöhen, und viele Mitglieder der EZB befürworten darüber hinausgehende größere Schritte, bis sich die Inflation wieder nachhaltig auf das 2 %-Ziel zubewegt.

Am Donnerstag werden Zahlen aus der Eurozone mit ihren 20 Ländern erwartet. Ökonomen rechnen mit einem Rückgang von 8,6 % auf 8,3 %, obwohl die zugrunde liegende Inflationsrate, die die volatilen Energie- und Lebensmittelkosten ausschließt – die in letzter Zeit im Mittelpunkt des Interesses der EZB-Politiker stand – bei einem Rekordwert von 5,3 % bleiben dürfte.

Bundesbankpräsident Joachim Nagel warnte heute vor Journalisten in Frankfurt, dass der Kernpreisdruck nach wie vor sehr hoch sei und dass die Inflationsrate nur allmählich zurückgehen dürfte – im Durchschnitt zwischen 6 und 7 % in Deutschland in diesem Jahr. „Eines ist klar: Der für März angekündigte Zinsschritt wird nicht der letzte sein“, sagte er in einer Rede. „Auch danach könnten weitere deutliche Zinsschritte notwendig werden.“

Während Joachim Nagel es ablehnte, über das Ende des geldpolitischen Straffungszyklus zu spekulieren, sagte sein französischer Amtskollege Francois Villeroy de Galhau in Paris, dass es „wünschenswert“ sei, dass die EZB bis September einen Höhepunkt erreicht.

FMW/Bloomberg/Commerzbank



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