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Insolvenzen rückläufig, Zahl der betroffenen Jobs auf Tiefststand – was für eine Party!

Schild mit Insolvenz-Aufschrift

Lasst uns alle eine große Party feiern, wir leben in der schönsten aller Welten. All die Nörgler und Grantler (gehören wir bei FMW auch dazu?) können einpacken. Der Staat rettet alles, und außerdem sind die meisten Unternehmen in Deutschland ja eh kerngesund in die Coronakrise gegangen. Von daher kommen sie auch kerngesund wieder aus der Krise raus? Und die paar Insolvenzen, die es noch gibt, bei denen sind so wenig Menschen betroffen wie noch nie. Also, wo ist das Problem? Wir sehen keines mehr. Sie etwa?

Das was ich gerade beschrieben habe (mit leicht ironischem Unterton), kann man ableiten aus den heute veröffentlichen Daten zu Insolvenzen in Deutschland, die zwei Monate schneller als die staatlichen Daten vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) veröffentlicht werden im Rahmen des monatlichen IWH-Insolvenztrends. Die Ergebnisse weisen nur geringfügige Abweichungen von den amtlichen Zahlen auf, die mit etwa zwei Monaten Zeitverzug eine umfassende Einschätzung der Lage erlauben. Der IWH-Insolvenztrend sei deshalb ein verlässlicher Frühindikator. Für seine Analysen wertet das IWH nach eigener Aussage die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte aus und verknüpft sie mit Bilanzkennzahlen betroffener Unternehmen.

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Insolvenzen und Zahl betroffener Menschen deutlich rückläufig

Heute sagt das IWH, dass die Anzahl der Insolvenzen bei Unternehmen nach einem Rückgang im April im Mai erneut deutlich gesunken ist. Demnach wurden im Mai nur noch 682 Personen- und Kapitalgesellschaften als insolvent gemeldet. Damit lagen die Insolvenzen im Mai 11 Prozent unter den Aprilzahlen und mehr als 30 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Und die größten 10 Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im Mai gemeldet wurde, beschäftigen nur knapp 4.400 Personen. Damit liegt laut IWH die Zahl der von den Insolvenzen betroffenen Jobs nicht nur deutlich unter dem Niveau der Vormonate, sondern 75 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats.

Das bedeutet was?

Und wie interpretiert das IWH diese Zahlen? Die von vielen Beobachtern vorhergesagte Insolvenzwelle sei bisher ausgeblieben (wie man es prognostiziert habe), und für die nähere Zukunft sei sie auch nicht zu erwarten. Die meisten Unternehmen seien kerngesund in die Pandemie gegangen und hätten nach wie vor ein funktionierendes Geschäftsmodell. Die absehbaren weiteren Öffnungen und Lockerungen würden den besonders gebeutelten Branchen wie etwa dem Hotel- und Gastgewerbe oder dem Einzelhandel zugute kommen. In diesem Umfeld und vor dem Hintergrund noch immer bestehender staatlicher Unterstützungsmaßnahmen sei nicht zu erwarten, dass die Zahl der Insolvenzen bei Unternehmen sprunghaft ansteigen werde.

Zwar habe es seit Februar einen starken Anstieg bei den Insolvenzen von Kleinstunternehmen und Selbstständigen gegeben (die nicht im IWH-Insolvenztrend beobachtet werden). Diese Entwicklung sei aber im April zum Erliegen gekommen und habe auch im Mai nicht wieder an Kraft gewonnen. Also, auch hier ist Entwarnung angesagt?

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5 Kommentare

  1. Oh je, noch ein schwerer Rückschlag für die dystopischen Untergangspropheten. Und wieder ist ein weiterer Monat hoffnungsfrohen Wartens auf die Apokalypse verstrichen, nach einem Monat davor und einem Monat davor und einem Monat davor… Ich hoffe, niemand litert jetzt aus Frust seine für die postapokalyptische Zeit angehäuften Whiskyvorräte weg. Finger weg vom Edelstoff, denn die Hoffnung stirbt zuletzt.

    Nicht aufgeben, verehrte Propheten und Jünger! Die Insolvenzantragspflicht ist ja erst seit 5 Monaten wieder in Kraft. Für einen veritablen Zombie-Pleite-Tsunami müssen gewaltige ruhende träge Massen erst einmal in kinetische Energie transformiert werden. Das braucht seine Zeit, Halbtote und Untote sind schließlich kein D-Zug.

    1. danke für Ihren „emotionsfreien“ Beitrag.

      Wir würden uns Alle und ich meine aus beiden „Lagern“ aus tiefstem Herzen wünschen,
      daß Sie Recht behalten !

      1. @franko33 Das würden wir polarisierten und gespaltenen Lagertypen uns sicher wünschen. Ein Lager würde nicht nur, es tut das höchtwahrscheinlich sogar. Ohne Wenn und Aber. Bitte präzisieren: Beide Lager, meinen Sie die Propheten und Jünger oder die Gläubigen und Ungläubigen? Und womit Recht behalten? Dass die Zeit des Untergangs noch kommen wird oder dass die Whiskyvorräte unangetastet bleiben mögen?

    2. Da ist viel wahres dran. Wie lautet eigentlich der genaue wissenschaftliche Fachbegriff für den Untergang von Untergangspropheten? Ist das die Apokrallypse?

      1. @Pleitier
        Interessantes Wortspiel, die Apokrallypse:
        APO für Außerparlamentarische Opposition
        Krally für den wütenden zahnlosen Tiger, der statt mit scharfem Verstand wild und ungestüm mit spitzen, ungepflegten Finger- und Zehennägeln um sich schlägt.
        Yps für ein deutsches Comic-Magazin, das ab den 70er Jahren als Zeitschrift für Kinder herausgegeben wurde. In den 2000er Jahren dann in Wiederauflage als Comic-Heft für Erwachsene. Leider im zweiten Anlauf völlig erfolglos. Die Kinder waren zu erwachsen, die Erwachsenen zu kindisch.
        Und E am Ende steht für Energie = Masse x Erleuchtung². Ist eines davon Null, ist alles Null.

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