Anleihen

Invertierte Zinskurve in den USA mit historischer Dimension

Die Invertierte Zinskurve in den USA ist so groß wie seit 1980 nicht mehr. Kommt nach den aktuell guten US-Daten die Rezession verzögert?

Die Invertierte Zinskurve in den USA hat eine historische Dimension erreicht. Das Tief aus März 2023 wurde unterschritten, und nur die Lage Anfang der 1980er-Jahre war noch drastischer. Worüber wir hier reden? Normalerweise bieten lang laufende Staatsanleihen weitaus höhere Renditen als kurz laufende. Aber derzeit bieten 2 Jahre laufende US-Staatsanleihen eine Rendite von 4,94 % gegenüber 3,858 % bei Papieren mit 10 Jahren Laufzeit. Der negative Abstand beträgt also 1,08 Prozentpunkte.

Invertierte Zinskurve als Indikator für eine Rezession

Wenn kurz laufende Staatsanleihen höher rentieren als lang laufende, nennt man das eine Invertierte Zinskurve oder auch Inverse Zinskurve. Sie ist ein ziemlich gutes Indiz dafür, dass der Anleihemarkt in dem jeweiligen Land eine Rezession erwartet. Denn wenn man für die Zukunft wegen der erwarteten Rezession auch deutlich fallende Zinsen bei der Zentralbank erwartet, werden die Anleger vorzugsweise in lang laufende Staatsanleihen investieren, um sich die noch höheren Zinsen zu sichern. Die Kurse kurz laufender Staatsanleihen sinken dann bei der Umschichtung in Langläufer, wodurch die Renditen der Kurzläufer über die der lang laufenden Papiere steigen. Je größer die Inversion der Zinskurve, desto größer die Annahme einer Rezession und zukünftig fallender Zentralbankzinsen, wenn auch die Inversion keine Garantie für eine Rezession darstellt. Noch sind die US-Wirtschaftsdaten robust, und die Federal Reserve wird die Zinsen wohl kurzfristig weiter anheben. Also glaubt der Markt, dass die dicke Quittung für die sehr kräftig angehobenen Zinsen für die Realwirtschaft erst noch kommen wird?

Bloomberg-Kommentare

Bloomberg schreibt aktuell zum Thema Invertierte Zinskurve: „Die kurzfristigen Risiken bestehen darin, dass weitere Zinserhöhungen eingepreist werden müssen, dass die Treasury-Kurve weiter abflacht und dass das Tempo der Verlangsamung sowohl bei den Inflations- als auch bei den Beschäftigungsdaten die geldpolitischen Entscheidungsträger und die Märkte nicht zufrieden stellt“, schrieb John Brady, Managing Director bei RJ O’Brien, an seine Kunden.

Der Abflachungstrend hat sich beschleunigt, da die Erwartungen an den Kurs der Federal Reserve dahin gehen, eine Zinserhöhung um einen Viertelpunkt in diesem Monat und eine weitere Erhöhung zum Jahresende einzupreisen. Swap-Kontrakte preisen derzeit eine Anhebung um etwa 22 Basispunkte für die Entscheidung am 26. Juli ein. Sie spiegeln eine Erhöhung im September und etwa die Hälfte einer weiteren Anhebung bis zum Jahresende vollständig wider.

Die Zinsstrategen der Bank of America erklärten in einem am Montag veröffentlichten Bericht, dass die Positionierungsmetriken darauf hindeuten, dass die Kurve dazu neigt, sich weiter abzuflachen. Die Federal Reserve hat die Zinssätze im vergangenen Monat nach zehn Zinserhöhungen in Folge unverändert gelassen, um zu prüfen, wie sich die hohen Leitzinsen auf die Wirtschaft auswirken. Die seither veröffentlichten, unerwartet guten Wirtschaftsdaten deuten jedoch darauf hin, dass eine weitere Straffung wahrscheinlich ist.

Blick auf Charts

FMW: Im folgenden TradingView Chart sehen wir die Invertierte Zinskurve seit Mai 2022. Je tiefer, desto größer der Abstand zwischen den Anleiherenditen (aktuell 1,08 Prozentpunkte). Im zweiten Chart sehen wir den Zinsabstand seit Ende der 1970er-Jahre. Man sieht: Zuletzt war die Invertierte Zinskurve in den USA nur im Jahr 1980 größer als heute mit damals -2 Prozentpunkten. Man sieht im Chart: Die letzten Invertierungen gab es um die Jahrtausendwende und kurz vor dem Ausbruch der großen Finanzkrise 2007. Zu beiden Zeitpunkten gab es Rezessionen.

Invertierte Zinskurve in den USA weitet sich weiter aus

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Pingback: Aktuelles vom 5. Juli 2023 | das-bewegt-die-welt.de

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