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"Kein Zugang mehr zu Krediten" Kreditklemme in Österreich – Finanzminister will Regellockerung

Die erst im August eingeführten strengen Vergaberegeln für Kredite in Österreich sorgten für ein Desaster. Nun sollen sie schon wieder gelockert werden.

Nun zeigen sich die Probleme, wenn Märkte jahrelang de facto verzerrt werden, wenn Zinsen komplett abgeschafft werden. Man lebte in einem glückseligen Paradies. Aber dies war nur eine Illusion. Alle Welt schwamm auf einer Nullzinswelle. Aber wenn die Überhitzung droht, müssen Aufseher und Notenbanken den Zugang zu Hypotheken erschweren beziehungsweise Zinsen erhöhen. Das aber sorgt dann schlagartig für negative Reaktionen. Und da der Schornstein weiter rauchen muss, nimmt man dann gleich wieder Abstand von seiner restriktiveren Haltung? Es gibt nun mal keinen Free Lunch. Das zeigen aktuelle Nachrichten aus Österreich, wo restriktivere Vorgaben für die Vergabe von Krediten zügig zu einem massiven Absturz bei der Neuvergabe von Immobilienkrediten führten. Und jetzt will die Politik in Wien schnell eine Lockerung des Zugangs zu Krediten sehen.

Der österreichische Finanzminister hat die österreichische Bankenaufsicht nämlich dazu aufgefordert die erst im August erlassenen strengeren Vergaberegeln für Wohnungskredite wieder zu lockern, so berichtet es aktuell Bloomberg. Diese hätten zu einer Kreditklemme in Österreich geführt, die politisch nicht gewollt sei. Die neuen Auflagen für Hypothekarkredite waren erst im August in Kraft getreten, nachdem die Finanzmarktaufsicht (FMA) wiederholt vor einem überhitzten Immobilienmarkt gewarnt hatte, der sich zu einer Blase entwickeln könnte. Die Immobilienpreise in Wien sind in den letzten Quartalen mit zweistelligen Jahresraten in die Höhe geschnellt.

Dabei wurden jahrelange Empfehlungen von FMA, Oesterreichischer Nationalbank und dem Ministerium selbst zu Eigenkapitalanteil, Schuldendienst und Laufzeit in verbindliche Beschränkungen umgewandelt. Das führte gleich im ersten Monat zu einem Einbruch bei der Neuvergabe von Krediten.

Schneller Einbruch bei der Kreditvergabe in Österreich

“Die Menschen in unserem Land sind aufgrund der erlassenen Verordnung nicht mehr in der Lage Zugang zu Krediten zu erlangen”, schrieb Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) in einem Brief an die FMA, den Bloomberg News einsehen konnte. “Der Bundesregierung ist es äußerst wichtig, dass die Menschen die Möglichkeit haben, in ihren eigenen vier Wänden leben zu können.”

Die FMA hatte die Grenzwerte für die Hypothekarkredite auf Anraten des österreichischen Finanzmarktstabilitätsgremiums eingeführt, in dem Brunners Ministerium, die OeNB und die FMA vertreten sind. Seit dem Beschluss über die Verordnung hätten sich aber die Rahmenbedingungen geändert, heißt es in dem Brief. Gestiegene Zinsen und ein eingetrübter konjunktureller Ausblick würden bereits von sich aus zu einer schwächeren Kreditnachfrage in Österreich führen, so Brunner.

Ein Sprecher der FMA sagte, das Schreiben werde an das FMSG weitergeleitet, das die Verordnung auf der Grundlage eingehender Daten evaluiert. Die FMA werde alle Vorschläge des Gremiums umsetzen. Die Hauskredite sind in Tirol und Niederösterreich auch ein heißes Thema im Landtagswahlkampf geworden. In beiden Bundesländern regiert Brunners konservative Volkspartei, musste aber in Tirol schmerzliche Verluste hinnehmen, die laut Umfragen auch in Niederösterreich drohen.

Naturgemäß laufen auch die Banken in Österreich gegen die Beschränkung Sturm. “Diese Regeln müssen weg”, sagte etwa Erwin Hameseder, Generalanwalt der genossenschaftlichen Raiffeisenbanken, in einem Interview mit der Tageszeitung Kurier am Freitag. “Die Bedingungen haben sich seit Beginn des Krieges völlig verändert.”

FMW/Bloomberg



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