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Nasdaq und Co steigen während Ukraine-Angriff – verrückte logische Börsenwelt

Händler sitzt vor Schirmen mit Charts

Vor allem der Nasdaq zeigt nach gestrigen vorbörslichen Abstürzen eine erstaunliche Bewegung. Die Ukraine wird von Russland angegriffen, und nur nach ein paar Stunden Panik rennen die Aktienkurse wieder hoch. So geschah es auch im Dow Jones und Dax. Im folgenden Chart sehen wir auf CFD-Basis die drei Indizes in ihrer prozentualen Entwicklung seit gestern früh um 3 Uhr morgens, also exakt der Zeitpunkt der Verkündung des Angriffs durch Wladimir Putin. Seitdem hat der Nasdaq um 4,3 Prozent zugelegt, der Dow um 1,89 Prozent, und der Dax immerhin noch um 0,59 Prozent.

Wie kann das sein? Müssten die Börsen so ein schreckliches Ereignis nicht negativ einpreisen? Selbst nach den Terrorangriffen des 11. September 2001 sagten sich die Börsianer: So richtig negative Auswirkungen auf die Konjunktur hat dieser schreckliche Angriff ja nicht, lass uns kaufen. Auch in den folgenden Jahren haben Kriege, Terrorangriffe oder auch Raketenangriffe auf Öl-Anlagen im Nahen Osten die Kapitalmärkte nur sehr kurz negativ beeinflusst – kurz danach ging alles wieder seinen üblichen Gang. Kann man also auch in diesem Fall sagen „Politische Börsen haben kurze Beine“?

Der Game Changer für Nasdaq, Dax, Dow und Co trat wohl ab gestern Mittag ein, als so langsam klar wurde, dass die westlichen Sanktionen gegen Russland nicht den Bereich Öl oder Gas betreffen würden. Europa ist einfach zu abhängig von russischen Brennstoffen. Auch würden verringerte russische Lieferungen am Weltmarkt für steigende Kurse bei Öl und Gas sorgen. Auch vom Überweisungssystem SWIFT wurde Russland nicht ausgeschlossen. Die Börsianer sagten sich dann gestern, sinngemäß: Alles halb so schlimm mit den Sanktionen, Russland wird weiter Öl und Gas liefern. Der Ukraine-Krieg wird auf die globale Konjunktur nicht wirklich eine negative Auswirkung haben.

So perfide aber auch simpel sind die Mechanismen der Börse eben. Aber in diesem speziellen Fall des Ukraine-Kriegs ist der Verlauf noch völlig unklar. Kommt es zu einer weiteren Eskalation? Wird der Westen Russland doch noch von SWIFT verbannen? Wird Gas oder Öl dann doch noch zur Gegen-Sanktionswaffe? Möglich ist das jederzeit, und damit auch ein zweiter größerer Schock für die Börsen – fallende Aktien und explodierende Energiepreise an den Terminbörsen wären womöglich die Folge. Dieses Szenario ist jederzeit möglich. Die Börsianer sehen es aber momentan nicht als wahrscheinlich an, und die Aktienkurse steigen.

Ganz besonders der Nasdaq läuft. Technologie-Aktien sind sensibler bei Zinsen als andere Branchen. Das zusätzliche Szenario lautet derzeit: Aufgrund des Ukraine-Kriegs könnte die Fed bei ihren Zinsanhebungen passiver agieren, was wiederum gut für die Aktienmärkte ist, und besonders für die Tech-Werte.

Aber was der Hauptgrund für die Entspannung der Aktienkurse ist? Der Westen schaut beim Ukraine-Krieg Russlands zu, denn die Ukraine ist kein NATO-Mitglied. Die Börsianer merken, dass der Westen hilflos zuschaut, und dieses Ereignis über sich ergehen lässt. Natürlich gibt es Sanktionen gegen Russland. Aber die Energielieferungen werden (nach aktuellem Stand) weiterlaufen. Und das ist in Sachen Russland für den internationalen Kapitalmarkt wohl das einzig wichtige Thema. Also kann auch die Party an den Aktienmärkten wieder aufgenommen werden.

Auch hat sich der Kreml vor ein paar Stunden laut russischen Meldungen gesprächsbereit gegenüber der Ukraine gezeigt. Jetzt gibt es aktuell aber neue Meldungen. Angeblich habe sich die Ukraine ablehnend gezeigt. Alles nur Taktik? Der Krieg läuft jedenfalls weiter. Es ist schon mehr als erstaunlich, dass Nasdaq und Co so kurz vor dem Wochenende in so guter Laune sind – wo man doch wirklich nicht weiß, was am Wochenende rund um den Ukraine-Krieg alles passieren kann.

Chart zeigt Dax, Nasdaq und Dow auf CFD-Basis seit Donnerstag früh TradingView Chart zeigt Dax, Nasdaq und Dow auf CFD-Basis seit Donnerstag früh.



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1 Kommentar

  1. Ich hoffe inbrünstig,dass man auf FMW niemals die abartige Floskel „kaufen,wenn die Kanonen donnern“ lesen wird.Dafür sind andere Blut-Schweiss-Sperma-(Medien?),da.Wie von vielen vermutet,tut sich ein, im Wesentlichen gehirnamputiertes(von E.M.ausgeliehen!)Boulevardblatt,da bereits besonders hervor.Mit einer solch perversen „Logik“ müsste man bei einer mit Nuklearwaffen geführten Auseinandersetzung ja „All-in“gehen.Break:Mir wird schlecht.

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