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Netflix-Aktie verliert 7 % trotz toller Zahlen – Erklärungsversuch

Die Netflix-Aktie verliert heute 7 % trotz toller Quartalszahlen gestern Abend. Hier dazu ein Erklärungsversuch.

Netflix auf Smartphone
Netflix auf Smartphone. Foto: Gabby Jones/Bloomberg

Die Netflix-Aktie verliert heute in New York 7 % an Wert. Und das, obwohl das Unternehmen gestern Abend nach Börsenschluss richtig gut ablieferte mit seinen Quartalszahlen. Umsatzerwartungen von 9,26 Milliarden Dollar wurden übertroffen mit 9,37 Milliarden Dollar, der Gewinn pro Aktie ebenfalls mit 5,28 Dollar (erwartet 4,54). Und vor allem: Erwartet wurden 4,84 Millionen neue Abonnenten im letzten Quartal, gemeldet wurden 9,33 Millionen, eine richtig gute Zahl!

Dennoch sah man gestern Abend nachbörslich sofort deutliche Kursverluste, die heute sogar noch ausgebaut werden. Die gestern Abend sofort nach der Meldung einsetzenden Verluste sind für mich ein Zeichen dafür, dass die Anleger nach den Zahlen abverkaufen wollten! Denn in den Monaten zuvor war die Aktie sehr gut gelaufen. Zu gut? Sell on good news, so könnte das Motto aktuell lauten! Denn die heute umher schwebenden Begründungen für den Rückgang der Netflix-Aktie wirken nicht so wirklich überzeugend. Da wäre die Verlautbarung von gestern Abend, dass Netflix ab Anfang 2025 keine Abo-Zahlungen mehr vermelden wird. Dazu hat das Unternehmen aber eine plausible Begründung geliefert, nämlich dass die Zahl neuer Abos wegen der verschiedenen Abomodelle nicht mehr so aussagekräftig sei wie früher. Man will wie andere Unternehmen auch den Fokus auf die Hauptkennzahlen Umsatz und Gewinn legen.

Auch ein Argument für die fallende Aktie: Netflix sagte gestern Abend, dass man für das aktuell laufende Quartal weniger neue Abos erwarte. Aber das Unternehmen sagte in seiner Mitteilung eben auch, dass es hierbei um typisch saisonale Effekte gehe (We expect paid net additions to be lower in Q2’24 vs. Q1’24 due to typical seasonality). Und ja, gerade bei einem Anbieter wie Netflix gibt es saisonale Muster. Das vierte Quartal – das Weihnachtsquartal – ist in der Regel extrem stark, danach werden die Zahlen schwächer. In diesem Jahr war das erste Quartal richtig stark, weil man viele nicht zahlende Nutzer (Passwort-Trittbrettfahrer) quasi dazu zwingen konnte, jetzt doch zu zahlen. Es scheint übertrieben zu glauben, Netflix könne im aktuellen Quartal diese Marke von 9,33 Millionen Neu-Abos erneut schaffen.

Es wirkt wirklich so, als wolle man aktuell einfach abverkaufen, Gewinne mitnehmen. Die Zahlen bei Netflix jedenfalls haben überzeugt, und die negativen Faktoren wirklich nicht so schlimm, um jetzt 7 % Rückgang zu rechtfertigen. Der Effekt, nach lange Zeit guten Kursgewinnen und guten Quartalszahlen Kasse zu machen, ist hier wohl eingetreten. Im Chart sehen wir die prozentuale Entwicklung seit November (blau) in Relation zum Nasdaq-Index. Der aktuelle Absturz der Aktie ist klar erkennbar.

Chart vergleicht Entwicklung von Netflix-Aktie mit Nasdaq-Index

Was sagt Bloomberg dazu? Hier einige Auszüge: „Der Schritt, ab nächstem Jahr keine vierteljährlichen Abonnentenzahlen mehr zu veröffentlichen, wird nicht gut ankommen“, sagte Paolo Pescatore, Gründer und Analyst von PP Foresight, in einer E-Mail. „Vor allem angesichts des Abonnentenwachstums, das der Streaming-König im letzten Jahr verzeichnet hat.“

Das jüngste Wachstum hat die Netflix-Aktien wieder auf ein Rekordhoch getrieben und dem Unternehmen einen Marktwert von mehr als 260 Milliarden Dollar beschert. Das Allzeithoch wurde im November 2021 mit 691,69 Dollar erreicht. Einige Analysten befürchten, dass Netflix wieder einmal zu einer Bewertung gehandelt wird, die weit über die Fundamentaldaten des Unternehmens hinausgeht.

Netflix hat sich von einer Verlangsamung in den Jahren 2021 und 2022 erholt und verzeichnet nun die schnellste Wachstumsrate seit den frühen Tagen der Coronavirus-Pandemie. Dies ist zum großen Teil auf das harte Durchgreifen gegen Personen zurückzuführen, die das Konto eines anderen Nutzers verwendet haben. Das Unternehmen schätzt, dass mehr als 100 Millionen Menschen ein Konto nutzten, für das sie nicht bezahlt hatten. Während die Netflix-Führungskräfte eine Gegenreaktion der Kunden befürchteten, konnte das Unternehmen Millionen von Schnorrern davon überzeugen, für den Zugang zu zahlen.

FMW/Bloomberg



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