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Nvidia: Vom KI-Highflyer zur Zocker-Aktie?

Nvidia: Vom KI-Highflyer zur Zocker-Aktie?
Nvidia-Logo am Firmensitz in Taipeh. Foto: I-Hwa Cheng/Bloomberg

Die Aktien des größten Chipherstellers der Welt haben zuletzt eine Berg- und Talfahrt erlebt. Auf die rasante Rallye, die den Kurs der Nvidia-Aktie am 20. Juni bis auf ein Rekordhoch von 140,7 USD gebracht hat, folgte eine dynamische Korrektur bis auf 90,7 USD. Anschließend folgte der nächste steile Anstieg, der Ende August erneut ein jähes Ende fand. Allein in dieser Woche hat der Aktienkurs rund 14 % eingebüßt, was dem Chipkonzern ein Verlust von rund 406 Milliarden Dollar an Marktwert beschert hat. Die hohe Volatilität der Nvidia-Aktie lässt sogar die Kryptowährung Bitcoin wie einen ruhigen Hafen aussehen. Die Aktie bietet derzeit alles, was das Zocker-Herz begehrt.

Volatilität der Nvidia-Aktie

Nvidia hat in dieser Woche rund 406 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung verloren und damit die wichtigsten US-Aktienindizes belastet, während sich Sorgen über die Gesundheit der US-Wirtschaft und eine KI-Euphorie ausbreitet, die sich womöglich selbst überholt hat.

Laut einem Bericht von Bloomberg hat der weltweit größte Hersteller von Chips mit künstlicher Intelligenz in den letzten zwei Wochen ein Fünftel seines Wertes verloren. Die Rückgänge zeigen auch ein dringenderes Problem für die Anleger des 2,5-Billionen-Dollar-Riesen auf: Die Volatilität des Unternehmens übertrifft deutlich die der anderen Magnificent-7-Werte und lässt Bitcoin wie einen ruhigen Hafen aussehen.

Nvidia-Aktien schwankten in den letzten 30 Handelstagen zwischen 90,69 und 131,26 US-Dollar, wobei am Dienstag ein Rekordwert an Marktwert vernichtet wurde. Dieses Ausmaß an Schwankungen ließ die 30-tägige realisierte Volatilität auf etwa 80 ansteigen – etwa viermal so hoch wie die von Microsoft, doppelt so hoch wie die von Bitcoin und höher als Zocker-Aktien wie Donald Trumps Medienunternehmen und Elon Musks Tesla.

Die Volatilität der Nvidia-Aktie übertrifft die der Magnificent-7 und Bitcoin
Die Volatilität von Nvidia übertrifft die der großen Tech-Unternehmen | Die 30-tägige realisierte Volatilität erreichte ein 2-Jahreshoch

KI-Hype bekommt Risse

Der Kurssturz hat der Aktie die schlechteste Zwei-Wochen-Performance seit zwei Jahren beschert, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen. Die jüngsten Rückschläge wurden durch einen trüben Ausblick und Probleme mit dem Blackwell-Chip ausgelöst, die die überschwängliche Euphorie der Anleger dämpften. Dann kam auch noch die Nachricht, dass das US-Justizministerium im Rahmen einer eskalierenden kartellrechtlichen Untersuchung Vorladungen verschickt hat. Die enttäuschende Umsatzprognose von Broadcom trübte die Stimmung zusätzlich ein und ließ den nächsten Chiphersteller zweistellig abstürzen.

„Wir befinden uns gerade in einem sehr schwierigen Marktumfeld für KI-Aktien“, sagte Rhys Williams, Chefstratege bei Wayve Capital Management LLC, und fügte hinzu, dass der KI-Trade noch in den Kinderschuhen steckt. Ob die Talsohle schon erreicht ist, kann man nur raten“.

Ein lohnendes Jahr für Nvidia

Natürlich hat die Aktie den Anlegern in diesem Jahr trotz des jüngsten Rückschlags viel gebracht – zumindest denjenigen, die nicht erst zum Ende des Hypes eingestiegen sind. Die Aktien liegen in diesem Jahr immer noch um mehr als 100 % im Plus und haben einen Marktwert von 1,3 Billionen Dollar dazugewonnen. Und die Wall Street geht davon aus, dass Nvidia weiterhin gut positioniert ist, da die globalen Tech-Unternehmen Infrastrukturen im Zusammenhang mit KI aufbauen, ein Prozess, der voraussichtlich noch mindestens einige Quartale andauern wird.

Die größten Kunden von Nvidia – insbesondere Microsoft, Meta Platforms, Alphabet und Amazon.com, die zusammen mehr als 40 % des Umsatzes von Nvidia ausmachen, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen – haben ihre Investitionspläne in den letzten Quartalen bekräftigt, obwohl sich die massiven Ausgaben bisher nicht ansatzweise rentiert haben.

Die Quartalszahlen von Nvidia in der vergangenen Woche bestätigten diese rosigen Aussichten. Die Einnahmen haben sich mehr als verdoppelt und fielen besser aus als erwartet, ebenso wie die bereinigten Gewinne. Das Unternehmen gab auch eine Umsatzprognose ab, die den Konsens der Analysten übertraf, obwohl man das obere Ende der Schätzungen nicht erreichte.

Dieses Ergebnis enttäuschte die Marktteilnehmer, die sich an großartige Berichte gewöhnt hatten. Es nährte auch die Bedenken derjenigen, die skeptisch sind, was die langfristigen Aussichten für Ausgaben im Bereich der KI betrifft.

Nvidia verliert kräftig an Marktwert in der letzten Woche
Nvidia verliert in einer Woche 406 Mrd. Dollar an Marktwert

Ist die Zeit gekommen, einzusteigen?

All dies bedeutet, dass die Volatilität der Aktien von Nvidia und anderen Chipherstellern wahrscheinlich anhalten wird, während die Anleger die Entwicklung des Themas KI verdauen. Für kurzfristig orientierte Händler bietet die hohe Volatilität Chancen – auch zum Zocken. Aber auch für Anleger, die langfristig einsteigen wollen, könnten sich Einstiegschancen ergeben, wenn die Aktie ihre jüngste Talfahrt noch ausbaut. Händler blicken dabei auf die wegweisende Marke von 100 USD.

„Für einen langfristigen Investor ist dies ein guter Zeitpunkt, um langsam mit dem Sammeln anzufangen“, sagte Williams von Wayve Capital. „Wenn mir heute jemand neues Geld geben würde, würde ich mit Begeisterung einige KI-bezogene Aktien in mein Portfolio hinzufügen.

FMW/Bloomberg



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2 Kommentare

  1. das scheint mir erst der schmerzliche beginn für die scherschafe zu sein. möchte nicht wissen was seit der volaexplosion vom hairudel an dumb money abgezockt wird, das etwas „zurückgewinnen“ möchte.

    nvidia ist das zentrum des ki-märchens, das auf einem psycho-aktiven mix von fomo-spezialmarketing (gier frißt hirn) mittels bilanz-pimping fakeumsätzen, marktmachtmißbrauch und umgehung von ausfuhrverboten beruht.

    bei micro computer ist es ja in teilaspekten schon aufgeflogen. more to come. nur eine frage der zeit.

    1. @ost

      Auch wenn deine Aussagen (da sie relativ schwammig formuliert sind) nicht falsch sind, will ich doch noch etwas hinzufügen.

      Ich finde man sollte sich bewusst sein, dass der Aktienmarkt nicht die physische Welt wiederspiegelt, sondernd stark von den Erwartungen und Wünschen der Menschen geprägt ist. (Soziologie)

      Maschinelles lernen wird die Welt in der wir leben vermutlich mindestens so stark wie das „world wide Web“ nachhaltig verändern.
      ob und wie einzelne unternehmen davon profitieren und monopolisieren steht in den Sternen.

      als Unternehmen Geld auf Probleme zu werfen oder als Privatperson zu spekulieren und dabei denken man stehe auf der Gewinnerseite kann (und wird) natürlich zur Desillusionierung führen

      In diesem Kontext kann der Begriff „KI-märchen“ vielleicht angebracht sein, aber bei deinem Kommentar lese ich (vielleicht auch fälschlicherweise) eine allgemeine Skepsis des gesellschaftlichen Impacts von effizienteren „Informationsverarbeitungssystemen“ heraus.

      Eine Fehleinschätzung in dieser Hinsicht finde ich gefährlich.
      egal ob es sich um Sicherheit geht (Politik)
      unternehmerischer Erfolg (Business), gesellschaftliches abgehängt zu werden (privatperson) oder Medienkompetenz (auch als privatperson)

      Tldr;
      bitte etwas spezifizieren und nicht so verallgemeinern :)
      Das bringt nämlich so auch nicht mehr Gewissheit in die Diskussion, sondern kann weiter zur Missinformationen und Verwirrung führen. jeder kann seinen Teil bei der allgemeinen Diskussion über egal welches Thema beitragen und du scheinst dir nicht viel Mühe gegeben zu haben. ich glaube du kannst das besser und dadurch Menschen in den Dingen die du anscheinend besser weißt als andere aufklären und helfen.

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