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CEO aus der US-Ölbranche Ölpreis auf 150 Dollar – wenn die US-Regierung nicht handelt

Ein wichtiger CEO der US-Fracking-Branche warnt vor dem Versiegen von Quellen und zu wenig neuen. Der Ölpreis könne auf 150 Dollar steigen.

Öl-Pumpe in Texas. Photo by Joe Raedle/Getty Images

Kann der Ölpreis auf 150 Dollar steigen? Die letzten drei Monate sahen wir Anstiege am Terminmarkt in den USA und in Großbritannien um mehr als 20 Dollar. Saudis und Russen verknappen das Angebot, während weltweit die Nachfrage nach Öl ansteigt. Aktuell sehen wir WTI- und Brent-Öl bei über 89 und über 92 Dollar. Im Chart sehen wir den WTI-Ölpreis im Verlauf seit November 2021. Während Goldman Sachs jüngst die Marke von 100 Dollar ins Spiel brachte, liefert ein wichtiger CEO aus der Fracking-Branche in den USA jetzt eine knallharte Ansage für 150 Dollar. Seine Argumentation bezieht sich auf die ausgereizten Öl-Felder, und ob die US-Regierung die Voraussetzungen schaffen kann und will, damit rasch neue Bohrungen für neue Kapazitäten möglich sind.

WTI-Ölpreis Kursverlauf seit November 2021

Continental CEO: Dann sehen wir Öl bei 120 oder 150 Dollar

Denn wenn die jetzigen Öl-Felder ausgesaugt sind, und keine neuen Felder erschlossen werden, wird der Ölmarkt in den USA schnell verknappt, und damit auch der Weltmarkt. Das würde zwangsläufig für einen stark steigenden Ölpreis sprechen – Richtung 150 Dollar? Wenn die US-Regierung die Exploration nicht stärker fördert, droht der Ölpreis auf 150 Dollar pro Barrel zu steigen, so sagt es der CEO des Schieferölunternehmens Continental Resources. Die Rohölproduktion im Permian Basin werde eines Tages ihren Höhepunkt erreichen, so wie sie es in konkurrierenden Schieferfeldern wie der Bakken-Region in North Dakota und dem Eagle Ford in Texas bereits getan habe, so sagt es Continental CEO Doug Lawler in einem Interview mit Bloomberg TV. Ohne neue Explorationen werden Sie Öl für 120 bis 150 Dollar sehen“.

US-Regierung soll mehr Öl-Förderung ermöglichen

„Das wird einen Schock für das System bedeuten“, sagte er am Rande des ersten amerikanischen Energiesicherheitsgipfels von Hamm in Oklahoma City. Ohne eine Politik, die neue Bohrungen fördert, „werden Sie einen stärkeren Druck auf die Preise erleben“. Zwischen den ölfreundlichen Vorträgen der republikanischen Präsidentschaftskandidatin Nikki Haley und David Solomon von Goldman Sachs forderten die Führungskräfte aus der amerikanischen Fracking-Industrie die Regierung Biden auf, eine konsequente Politik zu verfolgen, die es ihnen ermöglicht, mehr zu bohren. Andernfalls, so warnten sie, werde es zu einer Verknappung der Energieversorgung und höheren Preisen kommen. Die Vorstandsvorsitzenden wiesen jedoch darauf hin, dass sie nicht die Absicht haben, ihre Rohölproduktion als Reaktion auf den jüngsten Ölpreis-Ansturm Richtung 100-Dollar-Marke deutlich zu erhöhen.

Fracking-Felder im Juli auf Allzeithoch – seitdem rückläufig

Nachdem die Ölproduktion in den US-Frackingfeldern im Juli ein Allzeithoch erreicht hatte, ist sie nun rückläufig, und Regierungsanalysten prognostizieren für Oktober den dritten monatlichen Rückgang in Folge. „Ich höre die Leute sagen: ‚Wir sind wieder auf einem Rekordniveau der Produktion‘,“ sagte Chevron CEO Mike Wirth zu Teilnehmern des Gipfels. „Mit einer besseren Politik wären wir darüber hinaus“.

Nikki Haley sagte, sie werde versuchen, die heimische Energieproduktion zu steigern, indem sie die Bohrungen ausweitet, die Genehmigungsverfahren beschleunigt und zwischenstaatliche Pipelines baut. Außerdem versprach sie, einige Energiesubventionen und -Vorschriften zurückzunehmen und das Keystone-XL-Projekt wiederzubeleben. „Nikki Haley war ein großartiges Beispiel für jemanden, dem wir wichtig sind und der unsere Arbeit zu schätzen weiß“, sagte Vicki Hollub, CEO der Occidental Petroleum Corp. „Unsere Politiker dürfen die Tatsache nicht aus den Augen verlieren, dass wir unser Schicksal nicht selbst in der Hand haben, solange wir nicht energieunabhängig sind.“

Selbst wenn der Ölpreis die 100-Dollar-Marke durchbricht, hat Continental keine Pläne für einen Produktionsschub, sagte Lawler. „Wir investieren auf einem sehr vorsichtigen Niveau, das mit unserem Cashflow vereinbar ist“, sagte Lawler. „Zu investieren und so viel wie möglich zu produzieren, ist nicht die Art und Weise, wie wir den größten Wert schaffen.

Kommentar

FMW: Wenn die USA unter einer demokratischen Regierung vor allem aus Umweltschutz-Gesichtspunkten die Exploration neuer Ölfelder behindern, wird die mögliche Fördermenge weiter verknappt, weil bestehende Fracking-Felder in den USA nach und nach versiegen. Werden die Demokraten wiedergewählt, könnte sich so eine Verknappung nach der Wahl ausweiten. Dazu noch eine Verknappung der Angebotsseite durch Russen und Saudis, was eine aktive Strategie darstellt um den Ölpreis weiter ansteigen zu lassen. Da ist so ein Preis von 150 Dollar gar nicht mal unrealistisch, wenn auf einmal Meldungen die Runde machen, dass die Fracking-Produktion in den USA tatsächlich zügig abrutscht, weil einfach keine neuen Kapazitäten geschaffen werden.

FMW/Bloomberg



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4 Kommentare

  1. Die ewige „Peak-Oil Theorie“ die schon längst hätte eintreten sollen, jetzt aber wirklich innerhalb der nächsten 3 Jahre kommt. Billigste Lobbyarbeit und Trittbrettfahrerei das Interview.

  2. Klingt wirklich sinnvoll, jetzt die Weichen zu stellen um noch mehr Öl zu fördern. Nicht auszudenken, wenn sich am Ende sonst noch eine carbon neutral economy und carbon free mobility durchsetzen würde und man das Zeug gar nicht mehr braucht.

  3. Dies bekräftigt die Tatsache, daß die US-Texas-Ölindustrie und die Öl-Allianz OPEC+ ein Gleichgewicht im Ölgeschäft bilden. Der 46. US-Präsident Joe Biden hat im US-2024-Wahlkampf kein Interesse an einem übermäßig hohen Ölpreis, und muß deswegen überlegen, ob er an seiner restriktiven Ölförderpolitik festhält. Das Investmentbanking-Finanzprodukt Rohstoffsicherungsgeschäft/Hedging/Hedgefonds bekommt jedenfalls einen noch höheren Stellenwert. Lufthansa-Ceo Carsten Spohr forderte auf einer aktuellen Luftfahrtkonferenz in Hamburg, die Einnahmen aus der Luftverkehrssteuer für die Entwicklung von alternativen Kraftstoffen zu verwenden. Er sollte eher Interesse an einer ökologischen Novellierung der Luftverkehrssteuer, die auch Flottenerneuerung und die Beimischung von alternativen Kraftstoffen zu Kerosin aus fossilem Erdöl im Rahmen der Staffelung der Luftverkehrssteuer berücksichtigt, haben. Die obige Analyse der US-Ölbranche könnte Hedgefonds-Ölpreiswetten stimulieren.

  4. Kurz gedacht sind 10% von Petroleum für die verarbeitende Herstellung Taucheranzügen, Sportbekleidung, Fallschirme. Medikamente, fussbodembeläge, Schuhe, überall a biserl.
    Schlage vor den Wald mehr abzuholen, oder mehr Mais nicht für die Nahrung sondern der Produktersatzherstellung zu benutzen. 8 Milliarden Menschen werden sich bedanken für das Nicht durchdenken von Konsequenzen.

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