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Ölpreis-Rutsch – „Panikmodus“ – Nahost-Angst steht dagegen

Der Ölpreis ist mit dem Aktienmarkt gefallen, Nachfragesorgen überwiegen. Aber der Nahostkonflikt kann das schnell ändern!

Ölfass
Grafik: Rawf8.com-Freepik.com

Am Freitag letzter Woche schrieben wir „Ölpreis quo vadis“. Zwei Faktoren würden gegeneinander stehen – die drohende Eskalation in Nahost, die für einen steigenden Ölpreis spricht, und die durch jüngste US-Konjunkturdaten anstehende Konjunkturschwäche, die dank Nachfrageschwäche für fallende Preise sprechen würde. Der Markt hat sich ab Freitag Mittag für deutlich fallende Preise entschieden, WTI-Öl fiel von 77 Dollar bis heute auf unter 73 Dollar. Der Chart zeigt den Kursverlauf bei WTI-Öl in den letzten zwölf Monaten.

Chart zeigt den Kursverlauf im WTI-Ölpreis in den letzten zwölf Monaten

Ölpreis: Nach der Konjunktursorge kommt die Nahost-Krise?

Zusammen mit den Aktienmärkten ging es vor allem gestern spürbar bergab, weil Konjunktursorgen zusammen mit anderen Ereignissen das Szenario der Nachfrageschwäche bei Öl in den Vordergrund drängen. Aktuell ist dies das bestimmende Thema für den Ölpreis. Aber jederzeit kann sich der Wind nun drehen. Die Spannung in Nahost ist groß – der Iran könnte nun jederzeit militärisch gegen Israel vorgehen nach gezielten Tötungen von Hamas-Führern, auch in Teheran. Wie immer gilt: Solche Ereignisse lassen den Ölpreis in der Regel nur kurz ansteigen, und danach beruhigt sich die Lage schnell wieder. Aber man soll ja nie NIE sagen? Kommt diesmal doch eine größere Eskalation der Nahost-Krise?

„Ölmarkt im Panikmodus“

Der Ölmarkt befindet sich nach den schwachen US-Arbeitsmarktdaten am Freitag im Panikmodus, so formulieren es heute die Rohstoffexpeten der Commerzbank in ihrer Analyse. Hier zeigen wir auszugsweise ihre Aussagen zum gefallenen Ölpreis: Nach einem Rückgang um 4 USD am Freitag ging es mit den Ölpreisen zu Beginn der neuen Handelswoche nochmals deutlich abwärts. Damit sind also sämtliche Gewinne seit Jahresbeginn wieder aufgezehrt Der WTI-Ölpreis rutschte auf ein 6-Monatstief von weniger als 72 USD ab. Der Ölmarkt neigt dabei bereits seit Mitte Juli zur Schwäche. Der Brent-Ölpreis verzeichnete in der letzten Woche den vierten Wochenverlust in Folge, was es zuletzt im Herbst 2023 gegeben hat. Die dafür verantwortlichen Nachfragesorgen infolge schwächerer Konjunkturdaten aus den drei wichtigsten Nachfrageregionen USA, China und Europa sind seit Freitag aber noch größer geworden. Mittlerweile wird an den Märkten eine US-Rezession als zunehmend wahrscheinlich angesehen. Das zeigt auch ein Blick auf die stark unter Druck stehenden Aktienmärkte sowie die auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr gefallenen US-Anleiherenditen. Die dadurch zum Ausdruck kommende ausgeprägte Risikoaversion an den Finanzmärkten lastet ebenfalls auf den Ölpreisen.

Die geopolitischen Risiken im Nahen Osten werden derweil von den Marktteilnehmern vollkommen ausgeblendet. Zwar gab es Mitte letzter Woche eine kurzzeitige Preisreaktion, als Nachrichten über die Tötung zweier hochrangiger Funktionäre der Terrormilizen Hisbollah und Hamas bekannt wurden, eine davon in der Hauptstadt des Iran, Teheran. In beiden Fällen wird Israel dafür verantwortlich gemacht. Am Wochenende kam es daraufhin zu erneuten Raketenangriffen der Hisbollah auf Israel. Zudem wird in den kommenden Tagen mit einem Vergeltungsangriff des Iran auf Israel gerechnet. Sollte die Lage im Nahen Osten eskalieren und dadurch auch das Ölangebot beeinträchtigt werden, kann der Ölpreis schnell in die andere Richtung ausschlagen.



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2 Kommentare

  1. Im Zusammenhang mit der aktuellen Naher und Mittlerer Osten-Ausgangslage agiert der Ölpreis zur Zeit nicht als Frühindikator. Eine gefährliche Entspannung?

    1. Angst vor Nahost-Krieg treibt Ölpreis/Quelle: n-tv-Teletext. Der Ölpreis agiert somit diesbezüglich als Frühindikator.

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