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Ölpreis quo vadis – kurzfristig zwei starke Faktoren im Fokus

Der Ölpreis könnte sich kurzfristig spürbar bewegen. Zwei Faktoren wirken gegensätzlich, nämlich Geopolitik und Konjunktursorgen.

Öltanker
Öltanker. Foto: sharpiloandrey-Freepik.com

Wohin läuft der Ölpreis auf Sicht mehrerer Tage? Das ist aktuell eine heikle Angelegenheit. Es gibt zwei Faktoren, die aktuell entgegensetzt auf den Ölmarkt einwirken. WTI-Öl stieg seit Dienstag von unter 75 Dollar auf 78,78 Dollar gestern in der Spitze, um bis jetzt auf 77,01 Dollar zurückzukommen (Chart zeigt die Bewegung der letzten vier Wochen). Es wirkt bislang wie eine halbwegs harmlose Bewegung. Aber das kann sich bald ändern!

Chart zeigt Kursentwicklung im WTI-Ölpreis in den letzten vier Wochen

Ölpreis: Ruhe vor dem Sturm? Geopolitik

Der erste bewegende Faktor für den Ölmarkt lautet aktuell: Es gab diese Woche Tötungen von Hamas- und Hisbollah-Führern im Libanon und vor allem im Iran. Nun wird Rache gegenüber Israel geschworen. Und wir erinnern uns: Erst im April feuerte der Iran hunderte Raketen und Drohnen Richtung Israel ab. Die wurden zwar abgefangen, aber man sieht, dass der Iran wirklich agiert statt nur zu drohen. Und so großspurig, wie man jetzt Rache schwört, wird man wohl in den nächsten Tagen auf die Tötungen reagieren? Oder wird man die Houthis im Jemen einspannen, oder werden beide gleichzeitig angreifen, in Kombination mit Angriffen aus dem Libanon? Alles ist denkbar. Sollte es eine Eskalation im Nahen Osten geben, könnte der Ölpreis kräftig ansteigen. Denn wie üblich bei geopolitischen Spannungen im Nahen Osten, hat man schnell Angst um die Versorgung des Weltmarkts mit Öl aus der Region. Die Vergangenheit zeigte aber, dass diese Ängste in der Regel unbegründet waren. Kurzfristig aber könnte der Ölpreis sprunghaft steigen, wenn die Lage eskaliert.

Aktienmärkte stürzen ab

Der aktuell zweite bewegende Faktor am Ölmarkt: Die Aktienmärkte fallen seit gestern Nachmittag spürbar! Dies liegt vor allem an den ISM-Daten, die in den USA gestern um 16 Uhr deutscher Zeit gemeldet wurden. Sie zeigen ein Abkühlen der US-Konjunktur. Also haben die Börsianer die Aktienkurse kräftig gen Süden geschickt. Davon hatte sich der Ölpreis gestern Nachmittag anstecken lassen, und fiel ebenfalls. Warum? Aussichten auf eine schlechtere US-Konjunktur würden auch weniger Ölverbrauch bedeuten. Und so eine Aussicht wird stets sofort in die Börsenkurse eingepreist, weil die Börse immer die Zukunft handelt. Setzt sich die miese Laune bei Aktien-Anlegern fort, gibt es noch mehr schlechte Konjunkturdaten? Dies könnte noch weiter auf den Ölpreis drücken.

Quo vadis Öl?

Nun ist die Frage: Welcher Faktor wiegt stärker? Mögliche iranische Angriffe auf Israel könnten zeitlich begrenzt den Ölpreis pushen. Längerfristige Aussichten auf eine schlechtere Konjunktur in den USA – aber auch in anderen Ländern – könnten für längere Zeit den Ölpreis schwächen. Und dann wäre es womöglich wieder mal an der OPEC, durch Fördermengenkürzungen einer Preisschwäche entgegenzuwirken. Heute um 14:30 Uhr jedenfalls stehen die sehr wichtigen US-Arbeitsmarktdaten für Juli an. Zeigen sie erneut US-Konjunkturschwäche, rutschen dann Aktienkurse und Ölpreis kurz vor Wochenschluss weiter ab? Das ist ein mögliches Szenario.



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1 Kommentar

  1. Sie aktuelle Naher und Mittlerer Osten-Ausgangslage könnten Erdölanbieter eventuell dazu bewegen, das Finanzprodukt Rohstoffsicherungsgeschäft/Hedgefonds zu nutzen.

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