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Rhodium: Lohnt sich der Einstieg im Edelmetall?

Rhodium ist ein kaum bekanntes, in der Industrie aber essentiell wichtiges Edelmetall für Katalysatoren. Boomt die Wirtschaft, geht der Rhodium-Preis regelmäßig durch die Decke. Dafür crasht er aber auch in Rezessionen, so wie jetzt. Aktuell bekommen Sie eine Unze Rhodium rund 50% unter dem Hoch von Februar – allerdings auch 200% über dem Tief von März. Lohnt der Einstieg also noch, sollten Sie besser abwarten oder sogar gänzlich die Finger davon lassen?

Rhodium ist als physische Anlage teuer und als Derivat kaum verfügbar

In Rhodium zu investieren, war schon immer etwas Spezielles. Physisch gehandelt wird das Metall nur von den wenigsten Händlern. Aufgrund der geringen Nachfrage und 19% Umsatzsteuer, die beim Kauf an den Staat fließen, beim Verkauf aber nicht zurückkommen, ist der Spread zwischen An- und Verkaufspreis der Händler zudem außerordentlich groß. Andererseits macht der Spread auch nicht wirklich viel aus, wenn sich der Preis wie in den vergangenen Wochen mal eben verdreifacht.

Von der Deutschen Bank wurde zwischen 2011 und 2015 zudem ein ETC angeboten, ein Exchange Traded Commodity. Also ein Wertpapier, dessen Preis vom Rhodiumpreis abhängt. Die Neuausgabe dieser Wertpapiere wurde von der Deutschen Bank bereits 2015 (in EUR) bzw. 2016 (in USD) gestoppt. Doch das Papier wird noch immer zwischen den Anteilsscheinbesitzern und neuen Interessenten gehandelt. Das Handelsvolumen in Frankfurt ist jedoch denkbar knapp. Zumindest verkaufen können Sie das Papier jederzeit an die Deutsche Bank, was das verfügbare Volumen jedoch weiter reduziert. Immerhin ist das ETC liquider und mit deutlich geringerem Spread handelbar als physisches Rhodium.

Rhodium ist sowohl angebots- als auch nachfrageseitig ein sehr konzentrierter Markt

Rhodium ist sowohl angebots- als auch nachfrageseitig ein Metall, das nur wenige Marktteilnehmer kennt. 82% des Metalls kommen aus Südafrika und 88% des Metalls wird zu Autokatalysatoren verarbeitet. Das heißt auch: Ändert sich etwas an der Versorgungslage in Südafrika oder auf der Nachfrageseite bei der Autoindustrie, zeigt der Rhodiumpreis extreme Volatilität.

Interessant ist, dass es schon seit mindestens zehn Jahren eine große Lücke zwischen Angebot und Nachfrage gibt. Die Nachfrage ist etwa ein Drittel größer als das Primärangebot aus Minen. Die Lücke muss aus naturgemäß endlichen Lagerbeständen gedeckt werden. Sinkt nun die Nachfrage aus der Autoindustrie in Folge einer Rezession, dann kann die verbleibende Nachfrage weitgehend von den Minen gedeckt werden und der Preis crasht. Das sahen wir 2008, als sich der Preis zehntelte und das sahen wir im Frühjahr 2020, als sich der Preis sechstelte.

Kaufen? Höchstens als Beimischung im sehr langfristigen Depot!

Sollten Sie Rhodium jetzt kaufen? Ich meine nein. Der Preis dümpelte nach der Finanzkrise fast ein Jahrzehnt herum und überstieg erst 2019 wieder das Niveau von 2009. 2008/2009 sank der Preis erst auf ein Tief, verdreifachte sich anschließend und sank dann kontinuierlich bis 2016 auf ein neues Tief ab, das sogar unter dem das Jahres 2008 lag. Dann startete jedoch genauso wie vor der Finanzkrise eine Preisrakete, die ebenso wie 2008 genauso schnell wieder abstürzte, wie sie aufstieg. Selbst ein Kauf am Korrekturtief bei 2.000 US-Dollar pro Unze wäre also langfristig gesehen vielleicht noch zu teuer gewesen.

Wenn Sie einen sehr langen Atem haben und Rhodium als Depotbeimischung interessant finden, wäre der beste Weg des Einstiegs sicherlich eine Kaskade von Kauf-Limits im ETC der Deutschen Bank. Sinkt der Preis so wie nach der Finanzkrise ab, kaufen Sie schrittweise ihre Wunschposition zusammen. Sollte dann irgendwann in ferner Zukunft wieder die Preisrakete starten und Preise von 10.000 US-Dollar und mehr pro Unze erreicht werden, gälte es jedoch, schnell wieder auszusteigen. Denn jedes Mal, wenn es zu solchen Anstiegen in den vergangenen Jahrzehnten kam, währten sie nur kurz.


Rhodium. Foto: Alchemist-hp (talk) www.pse-mendelejew.de derivative work: Purpy Pupple (talk) – Eigenes Werk CC BY-SA 3.0 de



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1 Kommentar

  1. Hallo Dirk,

    klasse prägnant zusammengefasst. Der Investmentstrategie würde ich mich doch glatt anschließen. Mit einem rein physischem Bestand dagegen, wäre das aufgrund der seltenen Verfügbarkeit sehr schwierig.

    Edle Grüße
    Arthur

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