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Russland will BRICS-Staaten vom Dollar lösen

Russland will den Dollar aus den Transaktionen zwischen den BRICS-Staaten entfernen. Die "BRICS Clear-Plattform" ist angedacht.

Dollar-Scheine
Foto: Pineapple_Studio-Freepik.com

Der russische Finanzminister legte jüngst auf einer Arbeitstagung der Finanzminister und Zentralbankspitzen der BRICS-Länder einen Bericht zur Verbesserung des internationalen Geld- und Finanzsystems vor. Digitale Transkationen in Landeswährungen und direkte Verbindungen der Zentralbanken untereinander sollen dafür sorgen, den Zahlungsverkehr mit westlichen Währungen wie Dollar oder Euro einzuschränken. Angesichts der Sanktionen und Trennung von SWIFT ist das vor allem für Russland von vitalem Interesse.

BRICS: Russland hält Reformen im Finanzsystem für nötig

Den betreffenden Bericht erstellten das russische Finanzministerium, die Zentralbank und das Beratungsunternehmen Yakov and Partners als Forschungsbeitrag unter dem Vorsitz des Staatenbündnisses BRICS, den seit Jahresbeginn Russland innehat. Diesen präsentierte jetzt der russische Finanzminister Anton Siluanow vor Finanzministern und Zentralbankchefs der BRICS-Staaten sowie deren Stellvertretern und führenden Ökonomen aus aller Welt, teilte das Beratungsunternehmen im Oktober mit.

Das Ganze ziele darauf ab, das internationale Währungs- und Finanzsystem auf der Grundlage der vier Schlüsselprinzipien Sicherheit, Unabhängigkeit, Zugänglichkeit und Nachhaltigkeit zu reformieren. Dass das nötig ist, darauf wies Ilya Ivaninsky von Yakov and Partners hin: „Auf die Schwellenländer entfallen 63 Prozent des Welthandels. Doch wenn wir uns die Investitionsströme ansehen, ist die Situation genau umgekehrt: Zwei Drittel von ihnen bleiben in den entwickelten Ländern. Diese Lücke zeigt deutlich, dass die Entwicklungsländer über ein enormes Potenzial verfügen, das mit der derzeitigen Finanzinfrastruktur nicht erschlossen werden kann.

BRICS Clear-Plattform schließt Dollar aus

Um Abhilfe zu schaffen, soll laut Bericht, zusätzlich zu den bestehenden internationalen Geldinstituten ein elektronisches System zur Interaktion zwischen Banken, die BRICS Clear-Plattform eingerichtet werden. Die Plattform soll auf der Grundlage einer supranationalen Vereinbarung betrieben werden, die für Mitglieder und beitretende Mitgliedsländer Länder verbindlich ist.

Dazu soll eine IT-Lösung sicherstellen, dass Interaktionen zwischen Zentralbanken oder anderen Banken der Mitgliedsländer in Übereinstimmung mit den Regeln des BRICS-Clear-Systems durchgeführt werden. Dies soll Risiken bei Wertpapiertransaktionen zwischen BRICS-Ländern minimieren und den Zugang von Investitionen in bisher nicht verfügbare Finanzinstrumente ermöglichen. Transaktionen sind auf die Landeswährungen beschränkt, so dass der Dollar in diesem Modell keine Rolle mehr spielt.

BRICS goes Krypto

Ebenso wirbt Russland für die Verwendung von Blockchain mittels Distributed-Ledger-Technologie (DLT) oder einer neuen multinationalen Plattform, um Abrechnungen mit Token zu ermöglichen. „Der Hauptvorteil der Verwendung des DLT-Abwicklungsmodells ist die Beseitigung des Kreditrisikos“, das mit dem herkömmlichen Banksystem einhergehe, heißt es in dem Bericht.

Außerdem ließen sich mit DLT Bearbeitungszeiten und -kosten reduzieren, weil es keine Korrespondenzbanken und Konformitätsprüfungen mehr gebe. Der wirtschaftliche Effekt könnte im Kontext des grenzüberschreitenden Handels der BRICS-Staaten zu Einsparungen von bis zu 15 Milliarden US-Dollar im Jahr führen, wenn die Hälfte aller grenzüberschreitenden Überweisungen über DLT-Lösungen erfolgten.

Ferner ist im Bericht die Rede davon, Zentren für den gegenseitigen Handel mit Rohstoffen wie Öl, Gas, Getreide und Gold zu schaffen. Diese Maßnahme werde eine unabhängige Preisgestaltung sicherstellen und die Souveränität der BRICS-Volkswirtschaften stärken. Das werde zusammen mit einem entwickelten Netzwerk von Banken, die grenzüberschreitende Transaktionen in Landeswährungen durchführen, den Einfluss des Dollar im Zahlungsverkehr einschränken.

Russland setzt auf „Bombenwirkung“

Ob diese Vorschläge wie eine Bombe einschlagen, wie es die Vorsitzende des russischen Föderationsrates Walentina Matwijenko im August prophezeite, ist fraglich. Für Russland mag die Rechnung aufgehen, weil man durch Sanktionen vom internationalen Zahlungsverkehr abgeschnitten ist. Charmant an den Vorschlägen ist auch, dass die stockenden Transaktionen mit chinesischen Banken wieder ans Laufen kommen könnten. Auch die von Russland als unnütz beklagte indische Rupie könnte in diesem System an Bedeutung gewinnen und für wirtschaftlichen Auftrieb sorgen.

Doch noch räumen andere BRICS-Länder, so auch China und Indien, die nicht mit denselben Komplikationen durch Sanktionen konfrontiert sind, Medien zufolge dem Zugang zum Dollar-basierten Finanzsystem weiterhin Vorrang ein. Weltweit werden demnach 58 Prozent der internationalen Zahlungen mit Ausnahme der Zahlungen innerhalb des Euroraums in Dollar abgewickelt, während er laut Brookings Institution ab 2022 in 54 Prozent der Außenhandelsrechnungen verwendet wird.

Gerade China setzt mit seiner hochsubventionierten Elektroautowirtschaft auf Handelsströme mit Europa und kann westliche Währungen aus seiner Handelsbilanz nicht einfach abschütteln. Selbst im Warenverkehr mit Russland fungiert der Dollar, wenn nicht als Zahlungsmittel, aber im Hintergrund immer noch als Vehikel zur Wertermittlung. Was Russland vielleicht dennoch gelingt, ist, die BRICS-Länder bei ihren Vorbehalten gegenüber den USA und dem Dollar abzuholen. Doch welche Währung soll im Bündnis als Leitmarke fungieren? Im eignen Haus den Stab an jemanden abzugeben, ist oftmals schwieriger, als einen Maßstab von außen zu akzeptieren.



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2 Kommentare

  1. Diese BRICS-Modifikation ermöglicht es, den Öl-Sanktionen von seiten des Swift-Dollar-Systems im Interesse der globalen Ölversorgung noch stärker entgegenzuwirken. BRICS wird immer professioneller.

  2. Wer sein Zahlungssystem und seine Währung als Waffe einsetzt, wird mit neuen Lösungen umgangen.
    Warum sollte es auch anders sein, als bei den etwa 16.000 Sanktionen gegen Russland? Die Sanktionen werden umgangen und der Sanktionierer schaut in die Röhre.
    Mal sehen was beim BRICS- Treffen diesen Monat sonst noch bekanntgegeben wird.
    Die BRICS wären auch eine Alternative für Mitgliedsländern der EU, die aus der EU austreten möchten, bzw. gar nicht mehr in die EU aufgenommen werden wollen.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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