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Schrottkredite europäischer Banken – Aufsicht warnt, Problemlösung gibt es schon

Bankentürme in Frankfurt - EBA analysiert die Schrottkredite in der EU

Die europäische Bankenaufsicht „EBA“ hat vor immer mehr Schrottkrediten in den Bilanzen europäischer Banken gewarnt. Logisch, durch die Coronakrise können viele (private und gewerbliche) Schuldner ihre Kreditraten nicht mehr bedienen. Das kann sehr schnell zu einem Problem für die Banken werden, weil sie in ihren Büchern Kredite als Vermögenswerte verbuchen, die aber gar keine mehr sind. Eigentlich müssten sie diese Schrottkredite sofort umbuchen als Verluste, die abgeschrieben werden müssten. Das würde zu gigantischen Verlusten führen, welche wiederum das Eigenkapital der Banken auffressen würde. Ein klassisches Szenario a la Markus Krall würde eintreten.

Laut EBA-Aussage seien die Banken in der EU mit einer starken Kapitalbasis (FMW: Wirklich?) und Liquiditätspuffern in die Coronakrise gegangen. Die Krise werde voraussichtlich die Qualität der Vermögenswerte beeinflussen, so die EBA allgemein formulierend. Damit meint sie, dass die Kredite (Forderungen sind Vermögenswerte aus Sicht der Banken) in Schrottkredite verwandelt werden könnten. Schrottkredite werden im englischen Sprachgebrauch als „Non Performing Loans“ (NPL) bezeichnet. Deswegen kursiert die Abkürzung „NPL“ oft in Berichterstattungen durch die Texte. Die Profitabilität der Banken könne beeinträchtigt werden. Aber die Banken hätten in den letzten Jahren Kapitalreserven angesammelt, die höher seien als gefordert, so die EBA. Diese Puffer würden es den Banken erlauben potenzielle Kreditverlusten auszuhalten, die im Rahmen einer Stresstestanalyse im Jahr 2018 erstellt wurden.

Schrottkredite im Fokus

Ende 2014 hatten Schrottkredite mit 7,1 Prozent Anteil ihren Höhepunkt erreicht. Seitdem konnten sie auf einen Anteil von 3,1 Prozent verringert werden. Dies sind aber immer noch 529 Milliarden Euro! Gleichzeitig weist die EBA darauf hin, dass fast die Hälfte der Banken in der EU noch immer nicht in der Lage seien ihre Kapitalkosten zu verdienen! Unsere Anmerkung: Bitte wie, und das soll eine robuste, krisenfeste Finanzindustrie sein?

Laut EBA halten die Banken in der EU jetzt größere Kapitalreserven vor als in der Finanzkrise 2008. Die harte Kernkapitalquote sei von 9 Prozent im Jahr 2009 auf 15 Prozent Ende letzten Jahres gestiegen (klingt doch gleich wieder viel besser?). Im Zuge der Coronakrise werden die Banken laut EBA mehr Schrottkredite verkraften müssen, was vergleichbare Ausmaße annehmen können wie nach der Staatsschuldenkrise. Die Kreditausfälle könnten bis zu 3,8 Prozent des harten Kernkapitals oder umgerechnet 315 Milliarden Euro betragen, so die EBA. Und jetzt kommt eine wichtige Aussage der EBA. Staatliche Garantien, die in vielen Ländern eingeführt wurden, könnten diese Auswirkungen mildern, während die EBA-Richtlinien zu Kreditmoratorien die automatische Einstufung betroffener Forderungen als Schrottkredite oder ausgefallene Forderungen vermeiden werden. Ja, so möchten wir anmerken. Da hatte die BaFin ja unlängst auch für deutsche Banken eine entscheidende Richtlinie herausgegeben.

Die Lösung des Problems der Banken ist bereits vorhanden

Nämlich die Befreiung von der Verpflichtung, Kredite mit ausgefallener Ratenzahlung als wertlose Forderung abschreiben zu müssen. Es gibt nun also nach außen hin wohl nicht sichtbar immer mehr Schrottkredite in den Büchern der Banken, die sie aber nicht als solche abschreiben müssen – wodurch die Banken auch keine Verluste ausweisen müssen, welche ihr Eigenkapital auffressen würden. Finden Sie beim Klick an dieser Stelle dazu die Info vom 24. März. Eine wichtige Ansage der BaFin Richtung Banken lautet demnach, dass beispielsweise „ein Schuldner nicht zwingend als ausgefallen einzustufen ist, wenn bei einem Kredit Kapitaldienst und Zinsen in Folge des Corona-Virus gestundet“ werden.

Wir meinen: Das ist der wichtigste, der zentrale Bestandteil dafür, dass die Banken in Europa trotz der zunehmenden Lawine der Schrottkredite „unbeschadet“ durch die Krise kommen werden, zumindest optisch für uns Außenstehende. Kredite, bei denen man die Raten stundet, gelten weiterhin als normale werthaltige Forderungen der Banken. Von daher sieht nach außen alles normal aus. Man darf vermuten, dass die Aufsichtsbehörden diese Regelung auch nach dem kompletten Wiederhochfahren der Volkswirtschaften eine Zeit lang aufrecht erhalten werden. Denn die Kreditausfälle und Insolvenzen, die beginnen wohl erst in ein paar Monaten so richtig sich zu entfalten!



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1 Kommentar

  1. Johann Steinhaus

    Hallo,

    wie sagt man dazu ? optische Täuschung :))
    Eine Stundung ist keine Schenkung und auf lange Sicht eine Zeitbombe
    sofern nicht wieder irgend eine Karte ausgespielt wird welche den
    Kredit negiert.

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