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Der Abstieg der westlichen Welt Stahl-Konsum und Wirtschaft: Ein Indikator für das wirkliche BIP

Über Stahl und die Wirtschaft

Foto: Bannafarsai - Freepik.com

Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) gilt als der landläufige Goldstandard zur Bewertung der Wirtschaftsleistung einer Volkswirtschaft: Um es zu ermitteln, müssen zweierlei Schätzungen angestellt werden: Die der Preissteigerungsrate (Inflation) und die der Summe der Leistungen der Wirtschaft inklusive derer, die durch neue Staatsverschuldung erst ermöglicht wurden. Setzt man penibelste Sorgsamkeit der staatlichen Statistiker voraus, so bleibt aufgrund der Komplexität der Schätzungen unweigerlich ein großes Maß an Unschärfe über.

Eine alternative Bemessung könnte der Stahl-Konsum einer Volkswirtschaft bieten. Wenngleich dieser nicht alle Aspekte einer Wirtschaft verkörpert, so kann uns der Stahlkonsum eine nützliche Zweitmeinung zur bürokratisch relevanten und medial beachteten BIP-Zahl sein. Stahl ist wohl das wichtigste Wohlstandsprodukt, mit Anwendungen in fast allen Bereichen unseres modernen Lebens. Natürlich können auch die diesbezüglichen Erhebungen von Unschärfen und Eigenwilligkeiten sehr kleiner, spezialisierter Volkswirtschaften geplagt sein – doch ist immerhin die Einheit, angegeben in Tonnen bzw. Kilogramm pro Kopf, konstant und objektiv. Sämtliche Daten und Graphiken in diesem Artikel stammen von worldsteel.org.

Wirtschaft und der Stahl-Konsum pro Kopf: Ein Maßstab für das BIP

Im nachfolgenden Chart können Sie den Stahlkonsum pro Kopf wichtiger Länder bzw. Regionen der letzten Jahre nachverfolgen. Die relative Veränderung zwischen zwei Jahren kann man als Vergleich zum realen BIP-Wachstum heranziehen. 2021 lag der Deutsche Konsum 14,6% über dem des Lockdown-Jahres 2020, allerdings 10,6% unter dem Wert aus 2018. Laut offiziellen BIP-Berechnungen sei man allerdings 2021 gegenüber 2018 real sogar eine Spur gewachsen. Aufstrebende Länder wie China, Indien oder Brasilien verzeichnen einen merklich anderen Verlauf. Freilich dürfte sich der Stahlkonsum einer vollentwickelten Wirtschaft irgendwann auf einem Erhaltungsniveau einpendeln. Dass das im Euroraum bereits der Fall sein sollte, ist allerdings stark anzuzweifeln.

Stahl BIP Wirtschaft

Globale Stahl-Produktion im Höhenflug

Auf der Produktionsseite ist vor allem seit der Jahrtausendwende eine gewaltige Steigerung der jährlichen Stahl-Kapazitäten zu verzeichnen. Dieser Chart (siehe unten) ist vielleicht einer der Relevantesten, um den tatsächlichen Zuwachs an realem Wohlstand in der Welt zu verstehen. Selbst die Finanzkrise 2008 konnte den Trend nur kurzfristig verlangsamen.

Der Beitrag der westlichen Welt zu diesem fundamentalen Wertschöpfungsprozess ist mittlerweile begrenzt und tendenziell stagnierend. Weder in den USA, Großbritannien noch Deutschland wurden Produktionskapazitäten in den letzten Jahren ausgebaut. Wir Zentraleuropäer möchten, dank unseres unendlichen und unfehlbaren Weitblicks, natürlich die Welt vor der modellierten Klimakatastrophe retten. Dafür opfern wir auch gerne den Wohlstand und die Gesundheit derer, die bist jetzt noch nicht in den Genuss einer rohstoffreichen Welt gekommen sind: Denn das „Gemeinwohl“ über das des Individuums zu stellen, hat in der Vergangenheit ja auch immer zu hervorragenden Ergebnissen geführt..

 



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5 Kommentare

  1. Der Indikator Stahl(t)/Einwohner ist sicher ein interessanter Anzeiger, wird sich ohne die Einbeziehung anderer Parameter nicht als direkter Wohlstandsindikator eignen. Sonst wäre die Türkei fast auf dem Stand von Deutschland, das Vereinigte Königreich müsste sich mit Mexiko vergleichen lassen. Eindrucksvoll ist allerdings die Entwicklung bzw. der Niedergang der Stahlnutzung in den verschiedenen Wirtschaftsräumen, wobei die Grafik 2022 und 2023 auslässt. Außerdem lässt sich mit Stahl sowohl Brücken als auch Panzer bauen, nur eines wirkt wirtschaftlich verbindend.

  2. Der Niedergang der westlichen Stahlindustrie ist einer stümperhaften Energiepolitik geschuldet, die einseitig auf eine Wasserstoffstrategie usw. setzt, anstelle sich zur energiepolitischen Agenda der Öl-Allianz OPEC+/Energiemix bestehend aus ca. 28% fossilem Erdöl, fossilem Erdgas, Wasserstoff, Wasserkraft, Sonnenenergie, Atomenergie, Kohleindustrie, Windenergie und Biomasse zu bekennen. Die aufstrebenden Staaten China und Indien hingegen importieren Erdöl aus Iran und Russland, und gehören zu den BRICS-Staaten, um Sanktionen im Zusammenhang mit der Währung US-Dollar und dem Finanzinstrument SWIFT hierbei entgegenwirken zu können. Ministerpräsident a.D. Oskar Lafontaine spricht sich im Rahmen eines aktuellen Der Spiegel-Interviews zu recht für ein Zusammenspiel der deutschen Wirtschaft mit der Rohstoffmacht Russland aus. Die Industrie ist das Rückgrat unserer Volkswirtschaft.

  3. Was soll den das immer der BIP so lange wir ihn so rechnen wie jetzt, ist er absoluter bullshit. Den das was du hier schreibst macht der BIP nicht er gibt den Wohlstand, Lebensqualität nur an und nicht den Verbrauch oder Konsum.

    Dein BIP Rechnung ist bullshit den es sind Subventionen drin die garnicht rein gehören, desweiter werden nur die Produktion und der Verkauf gerechnet der Rest aber nicht ? Es gehört mehr als Produkt und verkauf dazu.

    Der BIP ist eh bullshit weil er nur als Schulden Deckel Dienst.

  4. Na ich wäre mir da nicht so sicher ,daß der Stahlkonsum der tatsächliche Indikator ist. Wenn ich genauer überlege würden ich das sogar verneinen.
    Dennoch kann ich dahingehend folgen und sehe den ungefähren Ansatz. Ich denke jedoch ,daß er maximal
    eine Tendenz anzeigen könnte,ja genau könnte.

  5. P.S. ich würde sagen der Stromverbrauch in Verbindung und bereinigt mit einem Digitalisierungsfaktor kommt der Sache näher als Stahl.

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