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Stahlproduktion in China: Große Insolvenzwelle steht an laut BI

Die Stahlindustrie in China produziert viel zu viel. Bei unzähligen Herstellern ist laut den Experten von BI eine Insolvenz wahrscheinlich.

Stahlindustrie in China
Stahlindustrie in China. Foto: Qilai Shen/Bloomberg

Die massive chinesische Konkurrenz ist ein Problem für deutsche Stahlhersteller wie Thyssenkrupp. Inzwischen zeigt sich aber auch ganz klar, dass die enormen Überkapazitäten der Stahlindustrie in China dort ein Massensterben auslösen werden. Wenn nun mal nicht genug Nachfrage da ist, und das Angebot viel zu groß ist, muss es sich an die Nachfrage anpassen. Das bedeutet Reduzierung der Produktion und damit Werkschließungen in China. Dies belegen aktuelle Berichte.

Stahlindustrie in China hat viel zu viel Kapazität

Chinas Stahlkrise bereitet laut den Experten von Bloomberg Intelligence (BI) den Boden für eine Welle von Insolvenzen und beschleunigt die dringend benötigte Konsolidierung der dortigen Stahlindustrie. Fast drei Viertel der Stahlproduzenten in China erlitten in der ersten Jahreshälfte Verluste, und für viele von ihnen ist eine Insolvenz wahrscheinlich, sagte Michelle Leung, Senior-Analystin bei BI, in einer Mitteilung. Xinjiang Ba Yi Iron & Steel Co., Gansu Jiu Steel Group und Anyang Iron & Steel Group Co. seien am stärksten gefährdet und könnten potenzielle Übernahmeziele sein, sagte sie. Die drei Unternehmen reagierten nicht sofort auf Anfragen nach einem Kommentar.

Die Konsolidierungswelle wird Peking dabei helfen, eine stärkere Konzentration in seiner Stahlindustrie zu fördern, so BI. Die Regierung möchte, dass die fünf größten Unternehmen bis 2025 40 % des Marktes kontrollieren und die zehn größten 60 %. Diese Ziele scheinen „erreichbar“, obwohl China in dieser Hinsicht immer noch weit hinter Südkorea und Japan zurückliegen wird, so Leung.

Die anhaltende Immobilienkrise und das nachlassende Wirtschaftswachstum in China verändern die Stahlindustrie des Landes. Der Chef des größten chinesischen Stahlproduzenten, der China Baowu Steel Group Corp., warnte letzten Monat vor einer Krise, die schlimmer sein wird als die Krisen von 2008 und 2015. Ein Einbruch der Inlandsnachfrage hat dazu geführt, dass die chinesische Stahlindustrie ihre Exporte erhöht hat, was zu einem Handelskonflikt mit Ländern geführt hat, die behaupten, das Metall werde unter dem Selbstkostenpreis verkauft. Laut BI werden die Stahlexporte Chinas jedoch wahrscheinlich erst Ende 2026 zurückgehen, da die Gesamtproduktion der Stahlindustrie sinkt und immer mehr Handelspartner die Beschränkungen verschärfen.

Kommentar

In Deutschland hat sich die Stahlindustrie dem grünen Zeitgeist angedient. „Grüner Stahl“ soll es bringen, völlig unwirtschaftlich und daher mit Milliarden vom Steuerzahler bezuschusst. Irgendeine Art von Vorteil erhält man damit am Weltmarkt nicht. Denn Stahl ist Stahl. Wenn Stahl aus China unter Herstellungskosten in Europa quasi verschleudert wird, und damit die hiesige Stahlindustrie kaputt macht, sollten sich Berlin und Brüssel wohl lieber mal fragen, ob bisherige Importzölle wirklich effektiv sind, und nicht besser an die Realitäten angepasst werden sollten, um wirklich effektiven Schutz zu bieten. Gerade hier könnte die viel kritisierte EU-Bürokratie ja mal unter Beweis stellen, wie flexibel und „clever“ sie gegen Umgehungsversuche chinesischer Verkäufer agieren kann mit intelligenten Anpassungen bestehender Zölle. Erst letzte Woche forderte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck staatliche Auftragsgarantien für deutsche Stahlhersteller. So verzweifelt scheint man zu sein – Planwirtschaft pur als letzter Rettungsanker. Er sollte besser für billige Energiekosten, gute Infrastruktur und funktionierende EU-Zölle gegen unfaire Verkäufer aus China sorgen.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. dass die enormen Überkapazitäten der Stahlindustrie in China dort ein Massensterben auslösen werden.

    Diese Überkapazitäten gibt es seit Jahrzehnten und bisher haben die lokalen Regierungen noch immer jeden Abbau von Kapazitäten verhindert. Lieber fördert man das lokale Unternehmen als das es pleite geht. Das wird so auch in Zukunft bleiben, obwohl einigen lokalen Regierungen das Geld ausgeht.

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