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Tratsch am Tag vor dem OPEC-Treffen

Morgen ist der große Tag. Die OPEC wird verkünden, ob und wie viel Fördermenge man kürzen wird um den Ölpreis wieder zu pushen. Fast alle Öl-Minister sind heute bereits in Wien eingetroffen, und wie immer finden am Vortag der eigentlichen Konferenz Einzelgespräche zwischen einzelnen Ländern statt, und auch Gruppentreffen. Die eigentliche Entscheidung für eine Kürzung wird wohl eher heute getroffen, und morgen folgt dann eher der offizielle Rahmen mit dem Feinschliff.

Heute Mittag hat sich bereits der Golf-Kooperationsrat (GCC) in Wien zusammengesetzt, in dem sich kleine Golfstaaten wie Kuwait, Bahrain, VAE, Oman etc zusammengeschlossen haben. So ziemlich genau in diesen Minuten wird sich das extrem wichtige JMMC-Gremium der OPEC (Joint Ministerial Monitoring Committee) zusammensetzen, welches in den letzten zwei Jahren für die Überwachung der Einhaltung von Fördermengenkürzungen zuständig war. In diesem kleinen Kreis wird vermutlich der entscheidende Deal vorab klar gemacht, um welche Größenordnung es morgen gehen soll.

Auch haben sich vorhin bereits der saudische Öl-Minister Al-Falih und sein russischer Kollege Alexander Novak in Wien zu einem Einzelgespräch eingefunden. Die beiden sind die entscheidenden Einzelfiguren in diesem Spiel. Die Saudis wollen kürzen, und sie müssen die Russen mit ins Boot holen. Tendenz: Die Russen sind mit an Bord, nur die Höhe der Kürzungen ist wohl noch unklar. Auch das allgemeine Grundrauschen am heutigen Tag sieht wohl so aus, dass die meisten OPEC-Mitglieder die Fördermenge kürzen wollen.

Es wird wohl auf 1 bis 1,4 Millionen Barrels weniger Öl-Förderung pro Tag hinauslaufen, so unsere Vermutung. Oben drauf kommen vielleicht noch 200.000 oder 300.000 Barrels von den Russen, die eh von einem extrem hohen Niveau aus kürzen. Wie man aus Delegiertenkreisen in Wien hört, soll es zwischen den beiden keine Einigung auf konkrete Kürzungsmengen gegeben haben – das solle morgen festgelegt werden.

Auch Minister anderer OPEC-Länder sollen sich heute vorab mit Al-Falih getroffen haben. Jüngst sagte er noch bei der Klima-Konferenz in Polen, dass man erstmal die Ansichten der anderen OPEC-Mitglieder in Wien hören müsse, bevor es eine Entscheidung gäbe. Aber wie so oft dürfte die Entscheidung längst gefallen sein für eine spürbare Fördermengenkürzung.

Oft weiß man nicht, ob die OPEC den Markt treibt, oder der Markt die OPEC. Denn grob geschätzt 1 Million Barrels pro Tag an Kürzung dürften im aktuellen Ölpreis am Terminmarkt schon eingepreist sein. Würde die Kürzung geringer ausfallen, könnte der Ölpreis-Verfall möglicherweise fortgesetzt werden. Und genau das ist es, was die OPEC-Länder ja nicht wollen.

Man hört aktuell auch, dass einige OEPC-Minister in den letzten Monaten zunehmend unzufriedener geworden sind, weil es so wirkt, als würden Saudi-Arabien und Russland quasi als Zweier-Trupp die Entscheidungen treffen – und das, obwohl Russland noch nicht mal zur OPEC gehört, sondern seit gut zwei Jahren quasi als „Special Guest Star“ an den OPEC-Entscheidungen mitwirkt.

Danach gefragt, ob es morgen eine Fördermengenkürzung geben werde, antwortete heute der irakische Öl-Minister, dass man sehr positiv und konstruktiv sein werde. Für die nächsten Stunden schaut nun alle Welt auf die Empfehlung des JMMC, die wohl für den morgigen Tag maßgeblich sein wird. Der Ölpreis dümpelt schon die ganze Woche nur ganz leicht auf und ab, aktuell bei 53,35 Dollar im WTI.


Der saudische Öl-Minister Khalid Al-Falih. Foto: World Economic Forum CC BY-SA 2.0 – Ausschnitt aus Originalfoto



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