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Handel mit anderen Ländern in Asien steigt aber stärker Trotz De-Coupling: China bleibt dominierend im US-Handel

Was Handelsdaten zeigen

USA China Decoupling
Foto: patara - Freepik.com

Obwohl die USA versuchen, sich wirtschaftlich von China zu entkoppeln, bleibt der Handel mit dem Land stark. Allerdings wachsen die Importe aus anderen asiatischen Ländern schneller als die aus China – keine gute Nachricht für die schwächelnde Wirtschaft im Reich der Mitte

In den letzten Jahren haben die USA verstärkt versucht, ihre Abhängigkeit von China zu reduzieren und ihre Lieferketten neu zu organisieren. Doch aktuelle Berichte zeichnen ein anderes Bild: Trotz der Bemühungen um eine Entkopplung sind die steigenden Importe in die USA in den letzten Monaten vor allem auf den Handel mit China zurückzuführen. Eine genauere Analyse der US-Handelsdaten zeigt jedoch, dass die Importe aus China weniger stark wachsen als die aus anderen asiatischen Ländern.

USA: Asien-Importe boomen, China verliert an Dominanz

Eine Analyse der Handelsdaten zeigt, dass die Containerimporte aus China in die USA im zweiten Quartal 2024 um 1,2 Millionen Tonnen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind. Im gleichen Zeitraum stiegen die Importe aus dem restlichen Asien jedoch um 2,3 Millionen Tonnen. Dies deutet darauf hin, dass das Wachstum der Containerimporte aus Asien hauptsächlich von anderen Ländern als China getragen wird.

China USA dominierend im Handel

Abb 1: Containerimporte in die USA aus China vs. restliches Asien
Quelle: Jason Miller, Michigan State University – Eli Broad College of Business

Ein genauerer Blick auf die Importdaten der USA bestätigt diesen Trend. Bis etwa 2008 gingen die Importe aus anderen asiatischen Ländern zurück, während die aus China zunahmen. Zwischen 2008 und 2018 wuchsen die Importe aus China und anderen asiatischen Ländern parallel. 2017 erreichten die Importe aus China ihren Höhepunkt mit 21,5 %. Seitdem sind die Importe aus China relativ gesunken, während andere asiatische Länder ihre Exporte in die USA deutlich steigern konnten. Heute machen die Importe aus diesen Ländern 37,3 % der gesamten Importe in die USA aus, während aus China nur noch 13.7% der eingeführten Waren stammen.

 

USA Importe aus China

Abb 2: Anteil von China im Vergleich zu den restlichen Ländern Asiens1
Quelle: BEA, eigene Berechnungen

Transshipment und Nearshoring: Chinas vermeidet Strafzölle via Mexiko

Dabei berücksichtigt die Handelsstatistik nicht den Aspekt des Transshipments. Dabei werden Waren aus China zunächst in ein Drittland wie Mexiko, Vietnam oder Kanada verschifft, bevor sie in die USA weitergeleitet werden. Diese Methode ermöglicht es chinesischen Exporteuren, die hohen Strafzölle zu umgehen, die auf direkte Importe aus China erhoben werden.

Deutlich zu sehen ist der Effekt des Transshipments in der Außenhandelsbilanz von Mexiko. Bis in das Jahr 2020 wuchsen die Importe aus China und die Exporte in die USA ungefähr parallel zueinander an. Seitdem wachsen die mexikanischen Exporte nach Nordamerika deutlich schneller als die Importe.

Mexiko China und USA

Abb 3: Aussenhandel Mexiko mit China (Importe) und USA (Exporte)
Quelle: WITS (Weltbank)

Seit 2020 sind chinesische Unternehmen verstärkt dazu übergegangen, Fabriken in Mexiko zu errichten, um von dort aus den nordamerikanischen Markt zu bedienen. Diese Strategie, bekannt als Nearshoring, ermöglicht es chinesischen Firmen, die Produktionskosten zu senken und gleichzeitig die US-Zölle zu umgehen. Ein Beispiel ist die Firma Man Wah, die via ihre Tochtergesellschaft in den USA eine Fabrik in Mexiko eröffnete. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass chinesische Investitionen in Mexiko bis letztes Jahr stark zugenommen haben. Die allgemeine starke Abkühlung der chinesischen Wirtschaft hat auch zu einer Abnahme der chinesischen Direktinvestitionen in Mexiko geführt.

USA: Keine Entkopplung von China – Anpassung statt Abkopplung

Insgesamt zeigt sich, dass die angestrebte Entkopplung von China in der Praxis nicht vollständig umgesetzt wird. Stattdessen passen sich chinesische Unternehmen durch Strategien wie Nearshoring und Transshipping an, um weiterhin den US-Markt zu bedienen. Obwohl die Diversifizierung der Lieferketten in Asien voranschreitet, bleibt die wirtschaftliche Verflechtung bestehen – sowohl mit China als auch mit anderen asiatischen Ländern. Ein völliges Loslösen von China ist daher weniger realistisch als eine Anpassung und Umstrukturierung der globalen Handelsströme.

Ein vollständiges Entkommen aus der strategischen Abhängigkeit von Chinas Einflussbereich bleibt also eine Illusion – stattdessen zeigt sich, dass die globalen Handelsbeziehungen sich mehr verlagern als entkoppeln.



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