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Trump macht Kurse: „Deutschland beutet USA und EU aus“

So kann man Kurse machen. Nicht Donald Trump selbst, aber der neue Vorsitzende seines "Nationalen Handelsausschusses" Peter Navarro, der de facto in Trumps Namen spricht, hat heute...

FMW-Redaktion

So kann man Kurse machen. Nicht Donald Trump selbst, aber der neue Vorsitzende seines „Nationalen Handelsausschusses“ Peter Navarro, der de facto in Trumps Namen spricht, hat heute Mittag mit klaren Worten den Euro-Kurs gegen den US-Dollar nach oben gepusht von 1,0710 auf 1,0760 (Chart). Er sagte nämlich gegenüber der FT, dass Deutschland einen kräftig unterbewerteten Euro benutzen würde um die USA und seine EU-Partner auszubeuten. Nicht nur das. Der Euro sei eine Art kräftig unterbewertete Deutsche Mark, mit der Deutschland gegenüber seinen Handelspartnern im Vorteil sei, und so die Ausbeutung vornehmen könne. Deutschland würde den Euro dementsprechend also manipulieren, so lautet wohl die Schlussfolgerung!

Deutschland sei das Hauptproblem bei einem möglichen Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, aufgrund seines gigantischen Handelsbilanzüberschusses. (das liegt inzwischen bei zuletzt 22,6 Milliarden Euro in nur einem Monat). So sprach er auch die angeblich starke Heterogenität in der EU an, verursacht durch den großen deutschen Überschuss. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Fakten altbekannt sind, die von den Vorgängerregierungen in den USA, vom IWF und von sonst allen anderen wichtigen Organisationen immer wieder angesprochen worden sind. Die großen Produzenten von Handelsbilanzüberschussen (zu aller erst Deutschland) sollten doch bitte endlich ihre Überschüsse abbauen. Dagegen gehandelt hat aber noch niemand – mal sehen was Trump in diesem Fall aus dem Hut zaubert…

Spöttisch könnte man auch fordern, dass die deutsche Volkswirtschaft doch bitte endlich weniger produktiv sein solle und weniger gute Produkte auf den Markt bringen muss. Aber vielleicht hilft eine aktuelle Entwicklung in der deutschen Volkswirtschaft einen guten Schritt weiter, die derzeit unbemerkt von der medialen Öffentlichkeit stattfindet? Dazu gleich mehr in einem Folgeartikel zum deutschen Arbeitsmarkt hier bei finanzmarktwelt.de. Angela Merkel, die heute in Schweden verweilt, sagte dazu aktuell nur kurz, dass das nicht ihr Fehler sei. Sie könnte daran nichts ändern. Die EZB (als Wächterin über den Euro) sei unabhängig. Sie wolle und könne an der aktuellen Lage (Handelsbilanzüberschuss) nichts ändern. Der Euro ging jedenfalls nach den Aussagen aus dem Trump-Lager nach oben (Chart), wo er im Augenblick noch verweilt.


Der Kurs von Euro vs US-Dollar seit gestern früh. Ganz rechts ist der Anstieg ab heute Mittag gut sichtbar.



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17 Kommentare

  1. Das ist eine Tatsachenbeschreibung von Peter Navarro und er hat damit Recht. Merkel kann dagegen auch nichts tun, das stimmt soweit. Die Bundesbank drängt ja schon lange auf ein Ende der Niedrigzinspolitik, im Euroverbund natürlich eine aussichtslose Forderung. Somit profitiert Deutschland enorm vom billigen Euro, beabsichtigt oder nicht. Dafür zahlt Deutschland aber auch einen hohen Preis durch Masseneinwanderung, Hauptstützpunkt der USA in Europa und Zahlmeister der Welt. Damit relativieren sich die vermeidlichen Vorteile.

    1. @ frank…
      was heißt da Merkel kann da nix machen…. bei einer gemeinsamen Währung wo die einen nicht aufwerten und die anderen nicht abwerten können muss es halt über die Lohnstückkosten gemacht werden.. wie wäre es denn mal wieder mit ordentlichen Löhnen in Deutschland!

      1. Aber handelt es sich dann nicht eher um ein Versagen der deutschen Gewerkschaften?

        1. @ Markus
          der Fisch stinkt immer vom Kopf her heißt es doch immer ;-)

    2. Das sehen die Trump-Wähler anders, die meinen nämlich die USA sei der Zahlmeister der Welt. Dies ist natürlich Unsinn. Im Gegenteil, viele sind der Meinung, dass die USA auf Kosten der anderen Länder leben. Das die Trump-Wähler davon aber nichts ab bekommen, kann nicht das Problem der restlichen Welt sein. Da müssen sie sich schon an die Steuervermeider und Trickser im eignenen Land wenden. Obwohl das geht ja jetzt nicht mehr. Die sitzen ja jetzt mit Trump in der Regierung. Bin gespannt, wenn die Trump-Wähler merken, was sie da angerichtet haben und es ihnen nie besser gehen wird, auch unter Trump nicht.

  2. Eine gemeinsame Währung für ganz unterschiedliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit war schon zu DM Zeiten ein Problem. Auch damals brauchte man schon den Länderfinanzausgleich, was ja nichts anderes ist, als sozialistische Umverteilung.
    Die Kritik aus Amiland geht am eigentlichen Problem vorbei: Der Staat sollte aufhören, das Zahlungsmittel zu bestimmen. Diese Freiheit sollte in die Hand der Bürger gelegt werden. Das beste Zahlungsmittel wird sich sehr schnell am Markt durchsetzen. Der beste und angemessene Zins ebenso.

  3. Hä? Natürlich kann Merkel was machen. Die Bundesregierung muss einfach mehr investieren, wie es seit Jahren von einigen Ökonomen gefordert wird!

  4. Niemand fordert, dass Deutschland weniger produktiv sein soll – aber Deutschland könnte mit seiner „Wir müssen den Gürtel enger schnallen/Wir dürfen das Erreichte nicht verspielen“- Haltung aufhören und dafür sorgen, dass auch die Löhne im Gleichmaß mit der Produktivität (plus EZB-Inflationsziel) steigen. Das würde auch innerhalb der EU und der Eurozone eine ganze Reihe von Problemen lösen.
    Wenn man Verschwörungstheorien anhängt, könnte man fast vermuten, dass genau daran weder die deutsche Wirtschaft noch Regierung Interesse hat – denn die Ungleichgewichte INNERHALB der EU/Eurozone sorgen schließlich mit dafür, dass die Peripherie sich nicht erholt und weiter in der Krise verharrt – was wiederum den EUR-Kurs drückt und AUSSERHALB so schön zum „Exporterfolg“ beiträgt.

    1. eine ganze Reihe von Problemen würde man lösen wenn man den Euro aufgeben und zur DM zurückkehren würde….die Arbeitnehmer würde dann automatisch mehr bekommen weil sie dann mit einer harten Währung entlohnt werden müssten und nicht mit einer Art Lira

      1. Aus (rest-)europäischer Sicht haben Sie da zweifellos Recht, dann würde nämlich der deutsche Kostensenkungsdruck wie früher über Währungsabwertung in den anderen Ländern kompensiert werden.
        Aus inländischer Sicht stiege zwar die Kaufkraft für Importgüter, die Lücke zwischen Produktivitäts- und Lohnentwicklung bliebe aber immer noch zu beheben.

  5. Stimmt schon, was der Herr Navarro sagt.
    Die große Frage, die ich mir oft stelle ist: warum haben die anderen Länder beim Euro mitgemacht? Können nur kurzfristige Motive gewesen sein, wie niedrigere Zinsen…

    1. „Die große Frage, die ich mir oft stelle ist: warum haben die anderen Länder beim Euro mitgemacht? “

      Die Frage stelle ich mir auch, die Probleme des Euros wurden ja offenbar von Anfang an erkannt, daher doch wohl die „Maastrich Kriterien“, oder.

  6. „Spöttisch könnte man auch fordern, dass die deutsche Volkswirtschaft doch bitte endlich weniger produktiv sein solle und weniger gute Produkte auf den Markt bringen muss.“

    Herr Fugmann bitte bedienen Sie sich nicht dieses psychologischen Tricks etwas zu entgegnen, was keiner fordert.
    Diese Art „Empörung“ ist doch eher auf Laien gezielt, oder.

    Die Unterbewertung zur DM benötigt höhere Löhne als Ausgleich, das kann die Regierung zwar nicht anordnen, aber dafür werben.
    Mit Steuersenkungen und Investitionen würde ebenfalls mehr Binnennachfrage generiert.

    Man könnte auch die Mehrwertsteuer, die auch an der Grenze (Europas) bei Ausfuhren erstattet und bei Einfuhren erhoben wird anders gestalten, so wirkt sie wie eine „Importsteuer“, spricht man aber wohl nicht so gern darüber, da man sich gerade über andere „empört“, oder.

    1. @nordsüd, jenseits Ihrer inhaltlichen Anmerkung: bei dem Artikel steht als Verfasser FMW-Redaktion, nicht Markus Fugmann..

      1. @Herrn Fugman
        Dann bitte ich bei Ihnen persönlich um Entschuldigung!
        Von der FWM Redaktion bin ich jedoch enttäuscht.

        Für mich sind Sie hier der „große Matador“, das meine ich absolut positiv!
        Daher hatte ich mich auf Sie bezogen.

  7. Nicht Donald Trump selbst…sondern ein Sprecher….an das werden wir uns gewöhnen müssen.
    Ist mittlerweile leider ein Krieg an allen geistigen Fronten geworden. Donald ist schon im Krieg, nur halt (bisher) ohne die bekannten physischen Nebenwirkungen.
    Donald gibt den Grund, und der Rest der Welt ist voll damit beschäftigt.
    Der traut sich was, der Donald! Und zerstört so nebenbei unseren Traum vom kollektiv globalen Bewusstsein….so kommt halt die „tschechische Schule“ über Umwege auch in unsere Köpfe, ob wir wollen oder nicht. Da hilft nur noch beten…

  8. Hat jemand eine Idee wie man bei diesem Schlamasl künftig mitverdienen kann ? Ausser Euro long natürlich ….

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