Der Hype rund um das Thema künstliche Intelligenz ist zuletzt etwas in den Hintergrund geraten. Die Aktien einiger KI-Profiteure und Chiphersteller wie Nvidia, TSMC, ASML und Super Micro Computer durchliefen eine Korrekturphase. Doch allmählich scheint sich die Lage wieder aufzuhellen. So notiert der Aktienkurs von Nvidia nach einer Rallye von über 14 % in nur fünf Handelstagen wieder knapp unter seinen Rekordständen. Auch die anderen KI-Aktien haben sich inzwischen erholt. Jetzt kommen auch noch gute News für den Halbleitersektor dazu. Der taiwanesische Chiphersteller TSMC hat die Schätzungen für den Umsatz übertroffen – ein gutes Zeichen für die Nachfrage nach KI-Chips und vielleicht der nächste Push für die Nvidia-Aktie?
TSMC übertrifft Erwartungen dank KI
Wie Bloomberg berichtet, verzeichnete Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC) einen unerwartet hohen Anstieg des Quartalsumsatzes um 39 % und zerstreute damit die Befürchtungen, dass die Ausgaben für KI-Hardware allmählich zurückgehen.
Der wichtigste Chip-Hersteller von Nvidia und Apple meldete für das September-Quartal einen Umsatz von 759,7 Mrd. NT$ (23,6 Mrd. $) und lag damit über der durchschnittlichen Prognose von 748 Mrd. NT$. Taiwans größtes Unternehmen wird seine vollständigen Ergebnisse jedoch erst am kommenden Donnerstag bekannt geben.
Die besser als erwartet ausgefallenen Ergebnisse könnten die Investoren in ihrer Ansicht bestärken, dass die Ausgaben für KI weiterhin hoch bleiben werden, da Unternehmen und Regierungen um einen Vorsprung in dieser aufstrebenden Technologie kämpfen. Andere warnen davor, dass Unternehmen wie Meta Platforms und Google ihr derzeitiges Tempo bei den Infrastrukturausgaben nicht aufrechterhalten können, wenn es keinen überzeugenden und monetarisierbaren Anwendungsfall für KI gibt.
TSMC mit Sitz in Hsinchu ist eines der wichtigsten Unternehmen im Zentrum des weltweiten Anstiegs der Ausgaben für die KI-Entwicklung und produziert die hochmodernen Chips, die für das Training künstlicher Intelligenz benötigt werden. Sein Umsatz hat sich seit 2020 mehr als verdoppelt, wobei die bahnbrechende Einführung von ChatGPT einen Wettlauf um Nvidia-Hardware für KI-Serverfarmen ausgelöst hat.
Die Aktien von Nvidia stiegen am Mittwoch im vorbörslichen Handel in New York um etwa 1,2 %, während die in den USA gehandelten ADRs von TSMC um bescheidenere 0,8 % stiegen.
Was sagen die Bloomberg-Analysten:
Der Umsatzwachstum spiegelt die starke Nachfrage nach KI-Chips und neuen N3E-Prozessaufträgen von Apple, Qualcomm und MediaTek wider, trotz Verzögerungen bei der Auslieferung von Nvidias Blackwell-Chips. Auch die Bruttomarge könnte den mittleren Wert der Prognose von 54,5 % übertreffen. Das Hauptaugenmerk in dem Earnings-Call zum 3. Quartal wird darauf liegen, ob die Prognose für das 4. Quartal die Konsensschätzung von 7 % sequenziellem Wachstum übertreffen kann. Während Apples A18-Chipbestellungen aufgrund der schwachen Nachfrage nach dem neuen iPhone 16 zurückgehen könnten, werden robuste Bestellungen von Nvidia und Intel wahrscheinlich jeden Umsatzrückgang ausgleichen. Weitere wichtige Themen sind das Potenzial für eine frühere Massenproduktion des 2-Nanometer-Knotens (N2) und die Pläne zur Erweiterung der Chip-on-Wafer-on-Substrate (CoWoS) Advanced Packaging-Kapazität im Jahr 2025. – Charles Shum, Analyst
Die TSMC-Aktie hat sich seit der Einführung von ChatGPT mehr als verdoppelt, wobei die Marktkapitalisierung im Juli kurzzeitig die 1-Billion-Dollar-Marke überschritt. In diesem Monat hob das größte Unternehmen Taiwans auch seinen Ausblick für das Umsatzwachstum 2024 an, nachdem die Quartalsergebnisse die Schätzungen übertroffen hatten.
Hält der KI-Boomb an?
In den letzten Monaten gingen die Meinungen darüber auseinander, ob die KI-getriebene Wachstumsdynamik von Dauer sein wird. Diese Skepsis hat zu Beginn des Jahres zu einem Rückschlag bei KI-Aktien, einschließlich des Flaggschiffs Nvidia, geführt.
TSMC ist der Ansicht, dass die KI-Ausgaben trotz der wachsenden Handelsspannungen zwischen den USA und China hoch bleiben werden. In beiden Ländern investieren Start-ups und Technologieunternehmen von Microsoft bis Baidu in die KI-Infrastruktur, um Anwendungen zu entwickeln.
Nvidias wichtigster Partner für die Servermontage, Hon Hai Precision Industry, bestätigte Anfang der Woche ebenfalls, dass die Nachfrage nach KI-Hardware weiterhin solide ist. Der Vorstandsvorsitzende von Hon Hai, Young Liu, sagte am Dienstag gegenüber Bloomberg TV, dass sein Unternehmen plane, die Produktionskapazitäten für Server zu erhöhen, um die „verrückte“ Nachfrage nach den Blackwell-Chips der nächsten Generation zu befriedigen, und griff damit ähnliche Äußerungen von Nvidia Chief Executive Officer Jensen Huang Anfang des Monats auf.
Analysten befürchten jedoch, dass Verzögerungen bei der Auslieferung der neuesten Blackwell-Chips von Nvidia die Branche stören könnten, obwohl die meisten Anleger dies nicht als langfristiges Problem für TSMC ansehen. Angesichts der Tatsache, dass sowohl Intel als auch Samsung Electronics darum kämpfen, im Geschäft mit maßgeschneiderten Chips voranzukommen, wird erwartet, dass die Marktführerschaft von TSMC dazu beitragen wird, die Margen zu stützen.
TSMC erwirtschaftet inzwischen mehr als die Hälfte seines Umsatzes mit Hochleistungscomputern, dem von der KI-Nachfrage angetriebenen Segment seines Geschäfts. TSMC bleibt auch der einzige Hersteller für den iPhone-Prozessor, obwohl eine wachsende Zahl von Analysten Bedenken wegen der schlechter als erwarteten Nachfrage nach der neuen iPhone 16-Reihe geäußert hat.
ASML: Wichtigste Technologie der Welt
ASML steht hinter der derzeit wohl wichtigsten Technologie der Welt: Extrem-Ultraviolett-Lithographie (EUV) Maschinen. Ohne diese 200 Millionen Dollar teuren EUV-Maschinen und die von ihnen hergestellten Halbleiter wäre die Revolution der künstlichen Intelligenz nicht möglich und die Weltwirtschaft wäre wohl ins Stocken geraten. Während die in den Niederlanden hergestellten Maschinen vor allem an Unternehmen in Taiwan und Südkorea – TSMC und Samsung – verkauft werden, ist Intel erst sehr spät auf den Zug aufgesprungen. Die US-Regierung, sowohl unter Donald Trump als auch unter Joe Biden, hat sich inzwischen darum bemüht, dass China keine dieser Maschinen bekommt.
FMW/Bloomberg
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