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Türkei senkt Leitzins noch weiter ab – bei immer noch 58 % Inflation

Die Türkei hat ihren Leitzins heute weiter gesenkt von 9,0 % auf 8,5 %. Auch wenn die Inflation zurückgeht, liegt sie immer noch bei 58 %.

Türkei-Fahne

Die Zentralbank der Türkei hat heute ihren Leitzins weiter abgesenkt von 9,0 % auf 8,5 %. Die allgemeine Markterwartung lag bei einer Senkung auf 8,0 %. Dennoch: Es ist eine inzwischen lang laufende Phase der Zinssenkung von 19 % im Sommer 2021 bis jetzt auf 8,5 %. Und das bei einer Inflation, die zwar seit Oktober 2022 von 85 % auf jetzt 58 % zurückgekommen ist. Aber der Abstand ist immer noch enorm. Im TradingView Chart sehen wir seit 2018 die Entwicklung des Leitzinses in der Türkei seit 2018 als blaue Linie, dazu in orange die Inflation. Eigentlich müsste der Leitzins weitaus höher stehen, um die Inflation in der Türkei wieder in den Griff zu bekommen. Aber die unter dem Einfluss von Präsident Erdogan stehende Zentralbank senkt den Leitzins immer weiter ab.

Vergleich von Inflation und Leitzins in der Türkei seit 2018

Mit welcher Begründung senkt die Zentralbank den Leitzins für die Türkei heute noch weiter ab? „Vor der schlimmsten Naturkatastrophe des letzten Jahrhunderts (das Erdbeben in der Türkei) deuteten die Frühindikatoren auf eine stärkere Inlandsnachfrage im Vergleich zur Auslandsnachfrage sowie auf einen Anstieg des Wachstumstrends im ersten Quartal 2023 hin. Die Auswirkungen des Erdbebens auf die Produktion, den Verbrauch, die Beschäftigung und die Erwartungen werden derzeit eingehend untersucht. Es wird erwartet, dass das Erdbeben zwar kurzfristig die Wirtschaftstätigkeit beeinträchtigen wird, mittelfristig aber keine dauerhaften Auswirkungen auf die Leistung der türkischen Wirtschaft haben wird“, so die Zentralbank in ihrem Statement.

Während der Anteil der nachhaltigen Komponenten des Wirtschaftswachstums zunimmt, bleibt der Beitrag der Tourismuseinnahmen zur Leistungsbilanz laut Zentralbank das ganze Jahr über stärker als erwartet. Andererseits würde die inländische Konsumnachfrage, das hohe Niveau der Energiepreise und die schwache Wirtschaftstätigkeit in den wichtigsten Handelspartnern die Risiken für die Leistungsbilanz am Leben halten. Ein nachhaltiger Leistungsbilanzsaldo sei wichtig für die Preisstabilität. Die Kreditwachstumsrate und die Mittelverwendung für realwirtschaftliche Zwecke würden genau beobachtet. Wie im Dokument zur Geldpolitik und Liraisierungsstrategie 2023 angekündigt, werde der geldpolitische Ausschuss der Zentralbank weiterhin entschlossen die Instrumente einsetzen, die die Wirksamkeit des monetären Transmissionsmechanismus unterstützen, und das gesamte politische Instrumentarium, insbesondere die Finanzierungskanäle, werde auf die Liraisierungsziele abgestimmt. Der Ausschuss werde der Schaffung günstiger finanzieller Bedingungen Vorrang einräumen, um die Auswirkungen der Katastrophe zu minimieren und die notwendige Erholung zu unterstützen.

Während sich das Niveau und der zugrunde liegende Trend der Inflation mit Hilfe des umgesetzten integrierten Politikansatzes verbessert haben, werden die Auswirkungen der erdbebenbedingten Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage auf die Inflation genau beobachtet, so die Zentralbank weiter in ihrem Statement. Es sei noch wichtiger geworden die finanziellen Bedingungen günstig zu halten, um die Wachstumsdynamik der Industrieproduktion und den positiven Trend bei der Beschäftigung nach dem Erdbeben zu erhalten. Dementsprechend habe man beschlossen den Leitzins um 50 Basispunkte zu senken. Der Ausschuss sei zu der Einschätzung gekommen, dass der derzeitige geldpolitische Kurs nach der maßvollen Senkung angemessen ist, um die notwendige Erholung nach dem Erdbeben durch die Gewährleistung von Preisstabilität und Finanzstabilität zu unterstützen. Die Auswirkungen des Erdbebens in der ersten Hälfte des Jahres 2023 würden dabei genau beobachtet werden.

Die Zentralbank wird nach eigener Aussage weiterhin alle verfügbaren Instrumente entschlossen einsetzen, bis aussagekräftige Indikatoren auf einen dauerhaften Rückgang der Inflation hindeuten und das mittelfristige Ziel von 5 Prozent erreicht wird, um das vorrangige Ziel der Preisstabilität zu erreichen. Die Zentralbank werde die Liraisierungsstrategie umsetzen, um eine institutionelle Grundlage für dauerhafte und nachhaltige Preisstabilität zu schaffen. Die Stabilität des allgemeinen Preisniveaus werde die makroökonomische Stabilität und die Finanzstabilität durch den Rückgang der Länderrisikoprämie, die Fortsetzung der Umkehr der Währungssubstitution und den Aufwärtstrend bei den Devisenreserven, sowie den dauerhaften Rückgang der Finanzierungskosten fördern. Dies würde eine tragfähige Grundlage für ein weiteres gesundes und nachhaltiges Wachstum von Investitionen, Produktion und Beschäftigung schaffen.



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9 Kommentare

  1. https://www.uniklinik-ulm.de/aktuelles/detailansicht/statement.html

    deutschland hat sich sehr verändert sehr. ich habs schon paar mal gesagt und sags wieder.
    „VON DİESEM DEUTSCHLAND MUSS MAN ANGST HABEN“

  2. Hallo @md

    Ich verstehe Ihr Problem nicht so recht. Warum muss man vor einem Deutschland Angst haben, wenn ein Uniklinikum freiwillig medizinische Verbrauchsmaterialien spendet?

    Dass keine abgelaufenen Medikamente weitergegeben werden, ist doch selbstverständlich.
    Und ebenso, dass ein Uniklinikum keine nicht abgelaufenen Artikel abgeben darf, die für die eigene Krankenversorgung benötigt werden. Für solche Spenden sind andere Stellen zuständig.

  3. @michael,

    hier der wortlaut:

    sammlung von abgelaufenem material für die türkei und syrien.

    das universitätsklinikum ulm möchte die türkei und syrien mit materialspenden unterstützen.

    – gesammelt werden darf alles was abgelaufen ist oder aus verschiedenen gründen in den müll wandern würde

    – ausgeschlossen sind materialien, die noch nicht abgelaufen sind

    -…
    -…

    vieleicht verstehst du es jetzt besser. ist das eine humanitive hilfe. das ist in meinen augen menschenverachtend.

    „der müll ist gerade gut genug“ für diese leute.

    ohne worte…

    1. @md

      Das sind freiwillige Spenden dieses Uniklinikums, die haben nichts mit der „offiziellen“ humanitären Hilfe Deutschlands zu tun. Es ist auch kein Müll, weil es sich um nicht verderbliche Güter wie Verbandsmaterial, Magensonden oder Blasenkatheter handelt.
      Abgelaufene Medikamente werden nicht gespendet, weil die Schäden verursachen könnten.
      Und die nicht abgelaufenen Güter werden eben selbst benötigt, ein Krankenhaus kann doch nichts verschenken, was am Ende dann bei den eigenen Patienten fehlen würde.

      Seien Sie doch froh, dass solche Einrichtungen freiwillige Unterstützung leisten.
      Es ist schon fast unverschämt, sich darüber aufzuregen.
      Woher haben Sie eigentlich diesen Text? In dem Link steht nichts von „Müll“ oder ähnlichem. Wie es aussieht, ist das ein online kursierendes inoffizielles Schreiben von irgendwem.

      1. der link ist die antwort auf diesen interne schreiben welche ich leider nicht verlinken konnte.
        es geht nicht um „freiwillig“.
        man muss schon gefühlslos sein um es nicht verstehen zu wollen, so wie im 2 wk.

        1. @md

          Wenn Sie schon keine Quellen haben, dann erklären Sie mir doch, was an hygienisch einwandfreiem medizinischen Verbrauchsmaterial so verwerflich ist!

          Und erklären Sie auch gleich noch, von wem dieses interne Schreiben war. Und warum eine Einzelperson ganz Deutschland mit seinen 84 Millionen Einwohnern so in Verruf bringt, dass man Angst davor haben muss.

    2. Die sollen die Sachen lieber an die Ukraine spenden, dort beschwert sich keiner über einwandfrei verpackte und kürzlich abgelaufene medizinische Hilfsgüter.
      Es regt sich höchstens der zappelnde Zwergenzar darüber auf, dass Deutschland wie vor 80 Jahren die armen Russen mit medizinischen Kriegsmaterialen vernichten will.

      Und der Erdo kann ja seinen Russenfreund um knackig frische Verbandsmaterialien, Magensonden und Blasenkatheter bitten. Das dürfte bei der unter Volldampf produzierenden Hochleistungsindustrie Russlands überhaupt kein Problem sein.
      Vor allem nicht, weil ein fundierter Kenner der Materie erst kürzlich dargelegt hat, dass die russische Volkswirtschaft deutlich besser performt, als etwa die deutsche.

  4. Da hat die türkische Zentralbank aber ein wunderbares „Bla-Bla“ rausgehauen, mit der sie die Zinssenkung begründet – Kauderwelsch vom Feinsten… Mit ihrer Liraisierungsstrategie (was soll das sein?) wird sicherlich ein dauerhafter Rückgang der Inflation erreicht werden! Die türkische Lira hat mindestens genauso fertig wie Erdogan…

  5. Pingback: Aktuelles vom 24.02.2023 | das-bewegt-die-welt.de

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