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4,49 % Kauf vom deutschen Staat + 4,5 % am Markt UniCredit kauft sich bei der Commerzbank ein – Übernahmeanlauf?

Nimmt die UniCredit einen Übernahme-Anlauf? Die Italiener haben 9 % an der Commerzbank gekauft. Hier dazu Details und ein Statement.

Commerzbank-Zentrale in Frankfurt
Commerzbank-Zentrale in Frankfurt. Foto: Bloomberg

Manche mögen sich noch erinnern: Früher gab es vier deutsche Großbanken: Deutsche Bank, Commerzbank, Dresdner Bank, HypoVereinsbank. Die Dresdner ging unter und ging sozusagen in der Commerzbank auf. Die HypoVereinsbank wurde 2005 von der italienischen Großbank UniCredit übernommen. Seit Jahren gilt die Commerzbank als Nummer 2 in Deutschland als wacklige Bank, als Übernahmeziel. Es gab bereits Gerüchte, dass die Italiener auch die Commerzbank schlucken wollen. Jetzt haben sie einen ersten großen Teil der Frankfurter Bank gekauft. Die Aktie macht heute früh daher einen Sprung von 13 % nach oben!

UniCredit kauft Commerzbank-Aktien vom deutschen Staat und an der Börse

Warum kauft eine Bank Anteile an einer anderen Bank? Wohl kaum aus Langeweile oder Mangel an Anlagealternativen. Man verfolgt wohl ein strategisches Ziel. Würde die UniCredit auch die Commerzbank übernehmen, verblieben quasi noch zwei große Geschäftsbanken hierzulande: Die Deutsche Bank und die UniCredit mit ihren deutschen Töchtern HypoVereinsbank und Commerzbank. Die italienische UniCredit hat vom deutschen Staat einen Anteil an der Frankfurter Bank erworben und ist mit 9 % Anteil zum drittgrößten Aktionär geworden. 4,49 % hat man vom deutschen Staat gekauft, und 4,5 % an der Börse.

Die UniCredit zahlt für rund 53,1 Millionen Commerzbank-Aktien jeweils 13,20 Euro, wie die deutsche Finanzagentur heute früh laut Bloomberg mitgeteilt hat. Der deutsche Staat erzielt damit einen Erlös von 702 Millionen Euro. Das Angebot der italienischen Bank für den Anteil sei “deutlich” höher gewesen als die Offerten aller anderer Interessenten, hieß es.

Nach der Transaktion bleibt Deutschland mit 12 % größter Anteilseigner der Commerzbank. Zweitgrößter Aktionär ist der Fondsriese BlackRock mit 7,2 %. UniCredit hatte schon einmal erwogen, die Commerzbank zu kaufen, wie Bloomberg 2022 berichtet hatte, sich allerdings nie dazu durchgerungen. Anfang 2024 hat UniCredit-Chef Andrea Orcel angedeutet, dass Übernahmen für seine Bank attraktiver werden könnten, wenn sich die UniCredit-Aktie weiterhin stärker entwickelt als Titel der Konkurrenz.

“Mit diesem ersten Teilverkauf der Beteiligung wird der Abschluss der erfolgreichen Stabilisierung der Bank und somit der Ausstieg des Bundes eingeläutet”, erklärte die Geschäftsführerin der Finanzagentur des Bundes, Eva Grunwald. “Die Commerzbank hat gezeigt, dass sie wieder stabil auf eigenen Füßen steht.” Der Bund hat sich mit Blick auf die Commerzbank-Beteiligung zu einer Verkaufsbeschränkung für 90 Tage mit bestimmten Ausnahmen verpflichtet.

Aktuelles Statement der UniCredit

Die UniCredit schreibt in einer aktuellen Mitteilung, übersetzt: UniCredit freut sich bekannt zu geben, dass sie einen Anteil von rund 9 % am Aktienkapital der Commerzbank AG erworben hat. 4,49% wurden im Rahmen eines beschleunigten Bookbuilding-Verfahrens im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland erworben, die ihre Beteiligung an der Commerzbank zu reduzieren beabsichtigt, und der Rest der Beteiligung wurde durch Marktaktivitäten erworben.

UniCredit unterstützt den Vorstand und den Aufsichtsrat der Commerzbank AG und die Fortschritte, die sie bei der Verbesserung der Performance der Bank gemacht haben. Der Erwerb der Beteiligung an der Commerzbank AG steht im Einklang mit der Strategie der UniCredit und den Parametern, innerhalb derer sie jede Investition tätigen wird. UniCredit wird mit der Commerzbank AG zusammenarbeiten, um wertsteigernde Möglichkeiten für alle Stakeholder beider Banken auszuloten.

Eine Entscheidung über die Beteiligung wird wiederum davon abhängen, ob die Investition den strengen finanziellen Parametern der UniCredit entspricht, die dem Markt klar und deutlich kommuniziert wurden. Um die Flexibilität zu wahren, wird UniCredit jedoch bei den Aufsichtsbehörden die Genehmigung beantragen, bei Bedarf einen Anteil von mehr als 9,9% an der Commerzbank zu erwerben.

Das Management von UniCredit konzentriert sich weiterhin auf die Umsetzung von UniCredit Unlocked und die Erzielung von nachhaltigem profitablem Wachstum und Ausschüttungen für alle Aktionäre. In der Tat ist UniCredit nach wie vor der Ansicht, dass sie hier den größten Wert für ihre Aktionäre schaffen kann. Die Transaktion wird sich auf die CET1-Quote von UniCredit mit rund 15 Basispunkten auswirken und hat keine Auswirkungen auf die bestehende Ausschüttungspolitik.

Chart zeigt im Vergleich Commerzbank-Aktie und UniCredit-Aktie Der Chart zeigt die Entwicklung der Aktien seit Anfang 2023: Die Commerzbank-Aktie stieg um 39 %, die UniCredit-Aktie um 168 %.

UPDATE von 8:54 Uhr: Aktuelle Informationen direkt von der UniCredit haben wir hinzugefügt.

FMW/Bloomberg



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5 Kommentare

  1. Das mit den deutschen Banken ist eine wirkliche Katastrophe – so gut wie nichts ist von denen übrig.

    Der Verkauf jetzt ist ein weiterer Sargnagel.

    Immerhin gibt es ständig Neugründungen bei Banken, sonst hätten wir längst nur noch ganz wenige Großbanken hierzulande. Das große Geschäft, womit man in anderen Ländern sehr viel Geld verdient, findet hierzulande aber nicht mehr statt. Dienstleistung ist nichts für uns, wir stehen auf Industrie. Insbesondere die Automobilindustrie – davon lebt ganz Deutschland.

    1. Welche neue Banken sollen das sein? Die meisten deutschen Banken sind Sparkassen und Genos, die beide für sich jeweils einzeln auch Bilanzsummen von Großbanken haben. Und von denen ist noch sehr viel übrig. Auch die Landesbanken kommen da noch dazu. Große Geschäft soll Kapitalmärkte sein, oder? Firmenkundengeschäft hat damit nicht unbedingt immer viel mit zu tun.

      1. Die Commerzbank ist ein Einzelspieler, deshalb auch keine Konkurenz zu London, Irland oder selbst Luxemburg. Offenbar hat man in Deutschland den Brexit nicht genutzt oder besser nutzen wollen. Alle drei Regionen leben bestens von diesem Geschäft.

        Mit neuen Banken meine ich die
        Internetbanken. Übrigens, Grenke – ein Leasingunternehmen – würde ich auch zu den Dienstleistern am Kapitalmarkt zählen. Wirecard, natürlich auch.

  2. Moin, moin,

    so etwas Schadenfreude mag man als Nicht-Tarifvertrag-Beglückter-Arbeitnehmer nicht vertuschen. Diese Tarifbanker, dick kassieren und noch ein Sondergehalt hier und eine Prämie dafür. Da können viele „Otto-Normalverdiener“ nur dumm aus der Wäsche schauen.

    Aber keine Panik liebe Bankmitarbeiter. Die Hilfe naht in Form der Gewerkschaft Verdi. Was hat aber Verdi damit zu tun? Nichts, Verdi vertritt sich selbst und muss quasi als „da müssen wir jetzt medienwirksam etwas tun“, gegen einen Verkauf der Coba oder Teilen davon sein. Am Ergebnis wird es nichts ändern, sicher wird hier und da noch eine „Abschussprämie“ an Teile der Banker gezahlt.

    Fazit: So schnell kann der Sorglos-Traum vom Haus im Grünen, dem SUV-PKW und 3 Jahresurlauben im Süden enden, da hilft dann eine Abschusszahlung auch nicht weiter. Have Fun auf dem BRD Arbeitsmarkt.

    1. Ah ja dann müssen die seit 2009 konstante jährliche Verringerung der Coba-Mitarbeiter (40% weniger Mitarbeiter als 2009) eine Illusion sein. Wie sind denn so die Verdienste bei der breiten Masse der 08/15-Mitarbeiter? Weihnachts- und Urlaubsgeld sind ja jetzt nicht gerade seltene Extrazahlungen.

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