Konjunkturdaten

US-Handelsbilanzdefizit 948 Milliarden Dollar in 2022 – Rekordwert

Das US-Handelsbilanzdefizit ist in 2022 auf 948 Milliarden Dollar gestiegen- ein neuer Rekord. Hier dazu Detaildaten und ein Langfristchart.

Containerschiff in der San Francisco Bay

Die USA leben schon seit Jahrzehnten deutlich über ihre Verhältnisse. Viel zu wenig Produktion und Export steht viel zu viel Konsum und damit Warenimport gegenüber. Netto muss die US-Volkswirtschaft (Staat, Bürger, Unternehmen) daher immer mehr Schulden aufnehmen, und dieses Geld ins Ausland zu den Warenproduzenten überweisen. Diesen Nettotransfer von Geld ins Ausland für den Import an Waren bezeichnet man als Handelsbilanzdefizit. Und das US-Handelsbilanzdefizit ist im letzten Jahr auf einen Rekordwert gestiegen, wie heute veröffentlichte offizielle Daten zeigen.

US-Handelsbilanzdefizit mit Rekord

Das US-Handelsbilanzdefizit ist im vergangenen Jahr auf einen Rekordwert angestiegen, da die amerikanischen Unternehmen sich frühzeitig darum bemühten, genügend Waren zur Verfügung zu haben, um die Nachfrage zu decken, so Bloomberg mit einer Erläuterung. Das jährliche US-Handelsbilanzdefizit bei Waren und Dienstleistungen stieg im Jahresvergleich um 12,2 % auf 948 Milliarden US-Dollar, wie es aktuelle Daten des US-Handelsministeriums zeigen. Im Chart sehen wir pro Balken ein Jahresdefizit, bis zurück in die 1970er-Jahre. Im Dezember vergrößerte sich das monatliche Defizit von 61 Milliarden Dollar im November auf 67,4 Milliarden Dollar.

US-Handelsbilanzdefizit hat sich jahrzehntelang aufgebaut

Hohes Importvolumen

Der Rekordwert der Importe im Jahr 2022 spiegelt zum Teil die Bestrebungen der Einzelhändler wider, ihre Lagerbestände rechtzeitig vor den Hauptverkaufszeiten aufzufüllen und eine Wiederholung der Engpässe und Verzögerungen in der Lieferkette zu vermeiden, die 2021 die Häfen an der Westküste verstopften. Ein robuster Arbeitsmarkt und aufgestaute Ersparnisse aus staatlichen Konjunkturprogrammen haben dazu beigetragen, dass die Verbraucherausgaben stabil blieben.

Der Wert der Importe stieg im vergangenen Jahr gegenüber 2021 um 16,3 % auf fast 4 Billionen US-Dollar, während die Exporte von Waren und Dienstleistungen um 17,7 % auf rund 3 Billionen US-Dollar zulegten, so entsteht unterm Strich ein US-Handelsbilanzdefizit von 948 Milliarden US-Dollar.

Der Bericht des US-Handelsministeriums zeigt, dass Industriegüter wie Öl die Liste der Importe und Exporte für das Jahr 2022 anführten, da die Energiepreise stark anstiegen, gefolgt von Investitionsgütern und Konsumgütern. Das jährliche US-Defizit im Warenverkehr mit China stieg um 8,3 % auf ein Vierjahreshoch von 382,9 Milliarden US-Dollar, während das Defizit mit der Europäischen Union auf knapp 204 Milliarden US-Dollar schrumpfte.

FMW: Der gut 50 Jahre zurückreichende Chart zeigt es: Das US-Handelsbilanzdefizit ist nicht über Nacht entstanden – es hat sich im Lauf der Jahrzehnte immer weiter vergrößert. Die Schere zwischen Konsum auf Schulden auf der einen Seite, und zu wenig Produktion und Export auf der anderen Seite, sorgt für immer mehr Geldexport und Warenimport. Die Schuldenlast innerhalb der US-Volkswirtschaft wird damit immer weiter vergrößert.

FMW/Bloomberg



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5 Kommentare

  1. Und was braucht man als Volkswirtschaft wenn die Finanzierung der Defizite durch immer mehr Schulden erfolgt?

    Eine möglichst stabile Währung die noch genügend Abnehmer auf der Welt findet. Ansonsten käme die Druckerpresse wie bei einem Drittweltland alsbald zum erliegen.

    Bist du allerdings im Besitz des mächtigsten Militärs der Welt bleiben dir – neben unangenehmen Einschnitten in Staatshaushalt – folgende Alternativen:

    1. Schwäche die Konkurrenzwährungen
    2. Sorge für Vorteile deiner Unternehmen auf dem Weltmarkt
    (Besteuerung, Subventionen, Nachrichtendienste, etc.). WTO-Regeln können hierbei bedenkenlos ignoriert werden.
    3. Sorge für einen externen Sündenbock

    Wenn ein Imperium wankt wird es aller Erfahrung nach leider nicht still und leise abtreten.

    1. „Und was braucht man als Volkswirtschaft wenn die Finanzierung der Defizite durch immer mehr Schulden erfolgt?“
      So lange diese Volkswirtschaft über die Weltleitwährung verfügt gar nichts. Sie hat ja auch nicht vor diese Schulden je zu bezahlen. Das ist sozusagen die Gebühr dafür überhaupt mit dem Imperium spielen zu dürfen.

  2. Bei dem Besitzer der jeweiligen Leitwährung nennt man das nicht „Außenhandelsdefizit“, sondern Tribute. Daran hat sich seit Bildung der ersten zentralen Machtzentren vor 10.000 Jahren nichts geändert.

  3. Ex - Exportweltmeister

    Die Lieferanten der USA bekommen wenigstens Geld für die Exporte. De beliefert EU Länder und gibt ihnen noch das Geld dafür.
    Wie nennt man diese Schulden schon wieder, ich hab’s vergessen, Krall wüsste es.

  4. Pingback: Meldungen & Nachrichten vom 8. Februar 2023 | das-bewegt-die-welt.de

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