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Schlechte Nachrichtenlage Volkswagen-Aktie: KGV bei 3, Analysten bester Dinge – also?

Die Volkswagen-Aktie hat ein erwartetes KGV von 3, Analysten sind bester Dinge. Und das bei einer miesen Nachrichtenlage. Was ist hier los?

Volkswagen-Logo
Volkswagen-Logo. Foto: Qilai Shen/Bloomberg

Wie kann das sein? Die Volkswagen-Aktie ist – übertrieben formuliert – fast schon umsonst zu haben, wenn man auf die KGV-Bewertung schaut. Aber die Anleger kaufen einfach nicht? Die Stimmung ist eigentlich im Eimer. Und diese Woche hagelte es auch noch negative Meldungen rund um das Konzerngeschäft. Porsche meldete diese Woche rückläufige Absatzzahlen, vor allem weil das China-Geschäft problematisch ist. Und Volkswagen selbst hat diese Woche seinen Ausblick auf die Finanzdaten abgesenkt, und wird vermutlich sogar ein Audi-Werk schließen – weil der Elektroauto-Absatz zu schlecht läuft.

Volkswagen-Aktie: Analysteneinstufungen

Da müsste es doch eigentlich negative Analystenbewertungen hageln, und die Gewinnerwartungen an Volkswagen hätten doch eigentlich schon seit einiger Zeit nach unten angepasst werden müssen? Aber dem ist nicht so. Ein Detailblick auf Bloomberg-Daten zeigt den aktuellen Stand im „Analysten-Universum“. Erst gestern hat Santander seine „Outperform“-Einstufung für die Volkswagen Vorzugsaktien bestätigt, mit dem gleichbleibenden Kursziel von 180,50 Euro (aktueller Kurs 107,05 Euro). Ebenfalls gestern hat RBC Capital „Outperform“ bestätigt mit gleichbleibendem Kursziel bei 140 Euro. JPMorgan behielt gestern seine seit November bestehende Neutral-Einstufung aufrecht, aber das Kursziel bleibt weiterhin bei 128 Euro. Ebenfalls gestern aktualisierte Morningstar seine Einstufung – sie bleibt bei „Kaufen“, das Kursziel bleibt bei sensationellen 352 Euro! Abgesehen von HSBC (108 Euro) liegen alle gestrigen Analysteneinstufungen mit ihren Kurszielen spürbar über dem aktuellen Kurs. Im Schnitt liegt das 12-Monats-Kursziel aller Analysten für die Aktie bei 150,10 Euro, ein satter Aufschlag auf den aktuellen Kurs.

EBIT-Erwartungen

Und die Erwartung an den Gewinn? Beim EBIT lag Volkswagen im letzten Quartal bei 4,58 Milliarden Euro, in den Quartalen davor waren es 6,70 Milliarden Euro, 4,89 Milliarden Euro, 5,60 Milliarden Euro, 5,74 Milliarden Euro. Für das gerade erst beendete zweite Quartal liegt die Markterwartung bei 5,47 Milliarden Euro, für das dritte Quartal bei 5,58 Milliarden Euro, und für das vierte Quartal bei 6,56 Milliarden Euro. Von einem Einbruch des Gewinns kann also – basierend auf diesen Erwartungen – keine Rede sein.

Volkswagen-Aktie mit KGV bei 3

Dennoch steigt der Kurs nicht. Und das, obwohl die Aktie aktuell ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 3,24 aufweist. Für das gesamte Geschäftsjahr 2024 liegt die Erwartung bei 3,58, für 2025 bei 3,33, und für 2026 bei 3. Das bedeutet: Würde Volkswagen seine kompletten Gewinne an die Anleger ausschütten, und würde man die Steuern weglassen, hätte man als Anleger nach 3 Jahren Dividendenbezug den Kaufpreis für die Aktie über die Gewinnausschüttung refinanziert. Das ist eine wirklich spottbillige Bewertung. Die Experten glauben – zumindest zum jetzigen Zeitpunkt – offenbar weiterhin an saftige Gewinne bei Volkswagen, sonst wäre diese Relation von Aktienkurs zu Jahresgewinn pro Aktie nicht so derart günstig.

Anleger bleiben offenkundig skeptisch

Aber die Anleger an der Börse? Normalerweise würden vor allem Profi-Anleger günstige Kaufgelegenheiten sofort erkennen. Sie hätten die Volkswagen-Aktie schon längst hochgekauft, so dass es zu einer „normalen“ KGV-Bewertung von über 10 gekommen wäre. Aber dass die Anleger nicht kaufen, zeigt die Skepsis am Verlauf der Geschäftsentwicklung. Anleger und Analystengemeinde scheinen offenbar nicht zusammenzufinden, sonst wäre die KGV-Bewertung nicht so spottbillig. Anleger haben in der Regel eine feine Nase für Probleme. Weiten sich die Probleme für die deutschen Autobauer in den nächsten Quartalen und Jahren weiter aus, und ist es deswegen richtig, trotz dieser Bewertung der Aktie fernzubleiben? Diese Frage muss sich letztlich jeder Anleger selbst beantworten. Entweder es ist eine unglaublich gute Einstiegschance, die die Profianleger einfach nicht wahrhaben wollen – oder die Zweifel an der Geschäftsentwicklung von Volkswagen und Co sind berechtigt.

Chart zeigt prozentuale Entwicklung der Volkswagen-Aktie im Vergleich zum Dax Chart zeigt Entwicklung der letzten zwölf Monate: Die Volkswagen-Aktie verlor 12,74 %, während der Dax um 16,96 % stieg.



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