Devisen

Kampf gegen den übermächtigen US-Dollar Warum die weltweiten Devisenreserven in Rekordtempo schrumpfen

Weltweit schrumpfen die Devisenreserven in Rekordtempo. Dies liegt am Kampf gegen den starken US-Dollar und an Bewertungsänderungen.

US-Dollar und Euro Geldscheine

Weltweit schrumpfen die Devisenreserven von Zentralbanken. Dies hat einen einfachen Grund. Der US-Dollar ist übermächtig, denn die Federal Reserve ist seit Monaten dabei den Leitzins für die USA kräftig anzuheben. Dies stärk den Dollar, und schwächt somit alles, was gegen ihn steht – vor allem Schwellenländerwährungen. Im folgenden Chart, der bis Anfang 2021 zurückreicht, zeigen wir die Aufwertung des US-Dollar als blaue Linie. Dem gegenüber sehen wir die Abwertung der Währungen von Pakistan, Indien und der Türkei.

Je schwächer die Währungen dieser Länder sind, desto teurer müssen sie auf dem Weltmarkt ihre Importwaren einkaufen, die in der Regel in US-Dollar gehandelt werden. Je schwächer die eigene Währung, desto mehr US-Dollar muss man aufbringen für seine Importe. Von daher ist es logisch, dass gerade die Zentralbanken, die für anfällige Währungen stehen, viel von ihren Devisenreserven einsetzen müssen um damit die heimische Währung zu kaufen, in der Hoffnung sie aufzuwerten. Aber da gibt es noch einen anderen gewichtigen Grund, warum die Reserven schrumpfen.

US-Dollar im Vergleich zu drei Schwellenländerwährungen seit Anfang 2021

Devisenreserven schrumpfen seit Jahresanfang um 7,8 Prozent – zwei Gründe

Derzeit sehen wir, wie weltweit Devisenreserven auf der ganzen Welt in einem beispiellosen Tempo schrumpfen, da Zentralbanken von Indien bis Tschechien intervenieren, um ihre Währungen zu stützen, so berichtet es aktuell Bloomberg. Seit dem Jahreswechsel ist das Gesamtvolumen der Reserven um rund eine Billion US-Dollar beziehungsweise 7,8% geschrumpft – auf nur noch 12 Billionen Dollar. Einen so einschneidenden Rückgang gab es noch nie seit Bloomberg 2003 mit der Zusammenstellung der Daten begonnen hat.

Ein Teil des Einbruchs ist auf Bewertungsänderungen zurückzuführen. Weil der US-Dollar gegenüber anderen Reservewährungen wie dem Euro und dem Yen auf ein Zwei-Dekaden-Hoch gestiegen ist, verringerte sich der Dollarwert der Bestände dieser Währungen entsprechend. Die schwindenden Devisenreserven spiegeln aber auch den Stress an den Devisenmärkten wider, der eine wachsende Zahl von Zentralbanken dazu zwingt, in ihre Kriegskassen zu greifen, um Abwertungen ihrer Währungen abzuwehren.

Entwicklung der weltweiten Devisenreserven seit dem Jahr 2004

Blick auf Indien – noch viel Luft vorhanden

Beispiel Indien: Die Reserven des Landes sind in diesem Jahr um 96 Milliarden Dollar auf 538 Milliarden Dollar gesunken. Dabei sind 67% des Rückgangs im Fiskaljahr ab April nach Zentralbankangaben auf Bewertungsänderungen zurückzuführen, der Rest auf Interventionen zur Stützung der Landeswährung. Die indische Rupie ist in diesem Jahr gegenüber dem US-Dollar rund 9% abgerutscht. Im vergangenen Monat fiel sie auf ein Rekordtief. Die Devisenreserven Indiens liegen aber immer noch 49% über dem Niveau von 2017 und reichen aus, um Importe für neun Monate zu bezahlen.

Viele Länder handeln

Japan gab im September rund 20 Milliarden Dollar seiner Devisenreserven aus um den Kursverfall des Yen zu bremsen. Auf die erste Intervention zur Stützung der Währung seit 1998 entfiel rund 19% des diesjährigen Devisenverlustes. Eine Währungsintervention Tschechiens hat dazu beigetragen, dass die Reserven dort seit Februar um 19% gesunken sind. “Dies sind alles Frühwarnzeichen”, sagt Axel Merk, Chief Investment Officer bei Merk Investments, mit Blick auf die sinkenden Reserven. “Es zeigen sich Risse. Und diese Warnsignale werden in zunehmendem Maße auftauchen.”

Auch wenn das Ausmaß der Devisenmarkt-Interventionen außergewöhnlich ist – neu ist die Praxis zur Verteidigung der Landeswährungen nicht. Um bei einströmendem ausländischen Kapital die Währungsaufwertung zu bremsen, kaufen die Zentralbanken US-Dollar und bauen so Reserven auf. In schlechten Zeiten können sie auf diese Devisenreserven zurückgreifen, um Belastungen aus Kapitalflucht abzumildern.

“Einige Länder, vor allem in Asien, können beides: Schwäche und Stärke ausgleichen”, erklärte Alan Ruskin, Chefstratege der Deutschen Bank. Die meisten Zentralbanken haben immer noch genug Reserven auf Lager, um weiter zu intervenieren. Zentralbanken wie die von Indonesien, Malaysia, China und Thailand werden am Freitag ihre neuesten Daten zu den Währungsreserven veröffentlichen.

Pakistan könnte bald die Luft ausgehen

In anderen Ländern gehen die Reserven aber schnell zur Neige. Nach einem Rückgang von 42% in diesem Jahr reichen die pakistanischen Devisenreserven von 14 Milliarden Dollar nicht mehr aus, um die Importe von drei Monaten zu decken, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen. FMW-Anmerkung: Die Lage in Pakistan ist wirklich prekär. Wie wir erst vorgestern aufzeigten, kann das Land derzeit nicht mal neue Lieferungen für Flüssiggas an Land ziehen, da vor allem Europa auf dem Weltmarkt Ladungen aufkauft. Der jüngst erhaltene IWF-Kredit verdeutlicht die finanzielle Klemme im Land – dazu kam noch die große Flut im Sommer, was die wirtschaftliche Lage extrem verschlechtert hat. Sind die Devisenreserven auch bald aufgezehrt, könnte die Lage wirklich dramatisch werden.

FMW/Bloomberg/Erster Chart von TradingView



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1 Kommentar

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