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Wie China sich Russland als Rohstoffquelle zurechtlegt

China wird Russland zunehmend aus Quelle für Rohstoffe nutzen. Ein Gewinn für Moskau! Hier dazu eine aktuelle Analyse.

China-Flagge
Grafik: Abderrahmen - Freepik.com

Ob Holz, Gas, Öl, Metalle oder auch Getreide, all das kann der nördliche Nachbar Russland reichlich liefern. Für China ist das ein Reservoir, dass es zu nutzen gilt. Chinesische Vertreter machen daraus kein Hehl und erklären, dass die Zeichen auf eine wachsende Nachfrage nach russischen Energieressourcen und natürlichen Rohstoffen stehen.

China ist Ölkunde Nummer 1 in Russland

„Jetzt kann die Nachfrage chinesischer Unternehmen nach russischen Energieressourcen nur noch steigen“, sagte He Zhenwei, Leiter der Chinese Overseas Enterprise Development Association (CODA) gegenüber russischen Medien im Juni. Zugleich wies er darauf hin, dass China die Importe von russischem Gas, Öl und anderen natürlichen Ressourcen nun weiter erhöhe. Demnach importierte China nach Angaben der Zollbehörde von Januar bis April 2024 aus Russland 37,78 Millionen Tonnen Öl im Wert von 22,16 Milliarden US-Dollar, und behauptete damit seine Führungsposition unter anderen Ländern.

Russland sei seit vielen Jahren in Folge ein wichtiger Rohöl-Lieferant für China, und habe im letzten Jahr laut offizieller Statistik 107 Millionen Tonnen Öl und somit 24 Prozent mehr als 2022 geliefert, sagte der chinesische Botschafter in Russland, Zhang Hanhui, in einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti im Mai. Auch er sprach davon, dass China und Russland den Handel mit Rohöl und anderen Energieressourcen ausbauen wollen.

Botschafter Hanhui sieht in der Energiezusammenarbeit der beiden Länder mit Blick auf die Marktnachfrage umfangreiche Perspektiven. „Ich bin zuversichtlich, dass China und Russland mit gemeinsamen Anstrengungen weiterhin eine gesunde und stabile Entwicklung des Handels mit Rohöl und anderen Energieressourcen aufrechterhalten werden. Angesichts der Schwankungen auf dem globalen Energiemarkt hat China immer einen positiven Beitrag zur Unterstützung der globalen Energiesicherheit geleistet“, stellte der Botschafter heraus und ergänzte: „Gleichzeitig lehnt China einseitige Sanktionen und Eingriffe Dritter in den Energiehandel konsequent ab.“

Das Eismeer verheißt Rohstoffnachschub nach Bedarf

Das erklärt auch, wieso China sich um westliche Sanktionen gegen russische LNG-Projekte nicht kümmert und maßgeblich daran beteiligt ist, dass Novatek seine LNG-Großprojekte im hohen Norden des Landes umsetzt. Bereits in die Errichtung des Werkes zur Gasverflüssigung Yamal LNG auf der nordsibirischen Yamal-Halbinsel ist viel chinesisches Geld geflossen. Beim zweiten Gasverflüssigungswerk Arctic LNG 2 gegenüber auf der Halbinsel Gydan hilft China mit Technik aus, damit Novatek der strategischen Aufgabe beim LNG-Ausbau in Russland nachkommen kann.

In China laufen offenbar Abwägungen, welches Großprojekt in Russland sich mehr auszahlt, da es gilt, finanzielle Ressourcen effizient einzusetzen. Der Anschluss an die west- und nordsibirischen Gasfelder über Kraft Sibiriens 2 scheint eine lukrative Option zu bieten. Doch die Seidenstraße im Eismeer verheißt nicht nur LNG-Lieferungen nach Bedarf, sondern auch die Verschiffung sämtlicher Rohstoffe wie etwa Kupfer oder Nickel. Schließlich ist Russland durch Sanktionen beim Absatz von Buntmetallen wie Aluminium, Nickel und Kupfer in der Klemme. Das verheißt China gute Margen zwischen Ein- und Ausfuhr und den Ausbau der Vormachtstellung auf dem Weltmarkt. Gerade Kupfer rechnet sich. Das rotbraune Gold der Energiewende hat Konjunktur.

Kurs auf Nord-Ost liegt an

Hinzu kommt, dass die Länge der Nordmeerroute von der Kara-Gate-Straße im Westen bis zur Bucht Prowidenija im Osten des Landes 5600 km beträgt und fast zweimal kürzer als andere Seerouten von Europa nach Fernost ist. Die Schiffbarkeit ist jedoch durch die Notwendigkeit von Eisbrechern begrenzt. Im Rahmen von Präsident Wladimir Putins Besuch in China im Mai einigte sich Rosatom mit dem chinesischen Verkehrsministerium, eine gemeinsame Kommission einzurichten, um die Schiffsroute im russischen Eismeer weiter zu entwickeln.

„Im Jahr 2023 belief sich der Warentransport entlang der Nordmeerroute zwischen Russland und China auf 2 Millionen Tonnen. Wir sehen das Potenzial, diese Zahl bis 2030 um mehr als das Zwanzigfache auf 50 Millionen Tonnen im Jahr zu steigern“, erklärte Generaldirektor von Rosatom Alexej Lichatschew. Auch für Putin ist die Seidenstraße im russischen Eismeer ein Prestigeprojekt. Auf der Pressekonferenz zu seinem China-Besuch auf die Frage zum Stand von Kraft Sibiriens 2 erklärte er, dass alles bereit sei, und wies explizit auf die Nordmeerroute hin. „Experten müssen entscheiden, wie am besten vorzugehen ist.“

Mit Getreide sichert China Lebensgrundlage ab

Auf dem Landweg wird lasterweise Holz aus der Taiga nach China verfrachtet. Nun sei geplant, Lieferungen von russischem Getreide zu erhöhen, erklärte Botschafter Hanhui gegenüber RIA Novosti im Juni. Die Investmentgesellschaft China Chengtong International Investment und die russische Unternehmensgruppe Neuer Land-Getreidekorridor hätten zum Transport von Getreide, Ölsaaten und anderen Nutzpflanzen eine Rahmenvereinbarung über strategische Zusammenarbeit unterzeichnet.

„Derzeit setzen beide Seiten diese Vereinbarung aktiv um. Die Unternehmen hoffen, dass die zuständigen Abteilungen beider Seiten ihre Maßnahmen koordinieren, um Probleme wie Zollabfertigung, Zahlungs- und Abrechnungsunterbrechungen und andere zu lösen, die Effizienz des Getreidetransports zu steigern und den Lieferumfang zu erhöhen“, erläuterte der Botschafter. Der Transportkorridor wird vom Ural über Sibirien und den Fernen Osten nach China eingerichtet.

Der Liefervertrag zwischen dem Produktions- und Exportunternehmen EPT, das zur Unternehmensgruppe Neuer Land-Getreidekorridor gehört, und dem chinesischen Staatskonzern China Chengtong sieht vor, jährlich 70 Millionen Tonnen Agrarpflanzen nach China zu liefern. Das soll die Ernährungssicherheit der beiden Länder gewährleisten und den bilateralen Handelsumsatz steigern. Wie beim LNG, wird China für den Nachschub von Landtechnik sorgen, um den Erntebetrieb sicherzustellen. Die wirtschaftliche Verzahnung der Länder schreitet voran, bei der China die Margen zwischen Rohstoffeinfuhr und Ausfuhr auf dem Weltmarkt nutzt, und sich für den inländischen Bedarf günstig absichert.



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4 Kommentare

  1. Das Russland sich nach Asien, und ganz besonders nach China ausrichtet, war ja klar. Aber das alles so schnell und umfangreich passiert, ist schon erstaunlich.
    Nicht erstaunlich sollte das für den Westen sein, der Russland mit unzähligen Sanktionen belegt hat.
    Aber wie es immer so ist, der Sanktionierte sucht sich neue Märkte, und der Sanktionierer hat die Märkte verloren.
    Das billige russische Pipelinegas wird nun (und bald immer mehr) von der chinesischen Industrie verbraucht.
    Mich würde nicht wundern, wenn Russland und China auch ein Militärbündnis eingehen würden.
    Es wird auch immer wahrscheinlicher, dass im Oktober etwas mehr bei den Treffen der BRICS in Russland vereinbart wird, als nur das nächste Treffen in welchem Land, oder wieviel neue Teilnehmer aufgenommen werden. Zumal die Petrodollar-Vereinbarung zwischen den USA und Saudi-Arabien nicht mehr existiert.
    Das wird richtig spannend werden.
    Natürlich wird es noch viel „ruckeln“ bis das alles rund läuft.
    Aber es gibt ja auch noch eine Menge was getan werden muss.

    Viele Grüße aus Andalusien
    Helmut

    1. @Helmut
      Sie fantasieren schon wieder: „Das billige russische Pipelinegas wird nun (und bald immer mehr) von der chinesischen Industrie verbraucht.“

      So billig wird es über Pipelines aus der Jamal-Region im Norden Russlands über die Mongolei nach China sicher nicht werden. Zumindest nicht für Russland.
      „China nämlich will sich nur zum Kauf eines kleinen Teils der geplanten Pipelinekapazität von 50 Milliarden Kubikmeter pro Jahr verpflichten. Und es habe obendrein darum gebeten, nur einen Preis zahlen zu müssen, der nah an dem stark subventionierten innerrussischen Gaspreis liege.“
      https://www.businessinsider.de/wirtschaft/pipeline-projekt-so-leicht-ist-russland-jetzt-von-china-erpressbar/.

      Na hoffentlich dreht dann Putin oder sein Nachfolger nicht irgendwann dann auch China einfach den Hahn (oder das Ventil? 😂) zu, wenn neue geostrategische Großmachtfantasien das erfordern.

      Der FMW-Artikel beschreibt ohnehin nur das überragende Interesse Chinas an flexiblen Schiffslieferungen über die Nordmeerroute und an kombinierten Energie- und Rohstofflieferungen nach Bedarf, nicht nach festen Liefermengen über Pipelines.

      Sollten Sie sich nicht besser um Ihre neuen Gäste kümmern? Oder macht das wie immer die Frau, während Sie wie jeden Tag Ihre Weisheiten ins verhasste Grünland absondern?

  2. Jan, wenn ich phantasiere, dann schreiben Sie doch bitte was es kosten soll/wird.
    Fordern kann man viel.
    Warten wir mal ab, was es dann letztendlich kosten wird.
    Auf jeden Fall wird es für die Chinesen billige Energie geben, und das war meine Hauptaussage.
    Aber ich denke auch, dass China einen guten Preis bekommen wird, denn wer Haus- und Hoflieferant werden will, muss schon preislich etwas bieten. Zumal bei der Größenordnung.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  3. Gut für China. Hätte sich Washington mal bemüht, Russland als „strategischen Partner“ zu gewinnen, aber vielleicht durchschaue ich einfach nicht die Absichten des Weißen Hauses und mir entgeht deren Weitblick.

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