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Deindustrialisierung in Deutschland Würth schließt Werk – „Wirtschaftskrise hat historische Ausmaße“

Die Industrie-Ikone Würth schließt ein Werk in Deutschland. Man spricht von einer Wirtschaftskrise mit historischen Ausmaßen.

Industrieproduktion
Foto: Usertrmk - Freepik.com

Würth, das steht für Großhandel und Produktion von Industrieprodukten, eine deutsche Industrie-Ikone! Wenn wir jetzt über Probleme bei Würth reden, würden Marcel Fratzscher und Robert Habeck womöglich sagen: Bitte nicht drüber reden, das macht nur schlechte Laune, reden Sie doch besser über etwas Positives. Wir reden dennoch drüber: Gestern meldete die Würth Elektronik, dass man ein komplettes Werk in Deutschland mit 300 Arbeitsplätzen dicht macht. Es geht um die Leiterplattenproduktion in Schopfheim.

Würth schließt Fertigung – China, Löhne und Energiekosten

Es gehe um hohe Lohn- und Energiekosten am deutschen Standort. Und es gebe einen dramatischen Auftragseinbruch, die Aufträge gingen nach China. Würth selbst spricht offiziell davon, dass die Wirtschaftskrise „historische Ausmaße“ habe, insbesondere in der unter erheblichem Kostendruck stehenden Industrie-Elektronik. Wenn es ein exemplarisches Beispiel für die Deindustrialisierung gibt, dann wohl dieses.

Seit vielen Jahren gehe die Anzahl der Leiterplattenhersteller in Europa einschneidend zurück, so sagt es Würth. Das Produktionsvolumen in Europa sei unter die Marke von 2 Prozent der Weltproduktion gefallen. Aufträge würden insbesondere nach China und in andere Niedriglohnländer abwandern. Erschwert werde die Situation durch massive Steigerungen der Energie- und Personalkosten sowie die unsichere geopolitische und wirtschaftliche Lage weltweit. Dagegen stehe, dass viele Kunden momentan nicht in der Lage seien, für die Liefersicherheit, die deutsche Werke im Vergleich zu asiatischen Produktionen bieten, entsprechend höhere Preise zu bezahlen. Die Bedarfe aus anderen Industrien, die stark auf eine regionale Wertschöpfung setzen, seien zu gering, um die Kapazitäten aller Leiterplattenfertigungen der Würth Elektronik Circuit Board Technology dauerhaft voll auszulasten.

Man sehe leider aktuell keine Alternative zur Einstellung der Produktion in Schopfheim, so sagt es Würth Elektronik. Diese Maßnahme sei notwendig, um Verluste zu minimieren und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. Im Serien- und Standardleiterplattenwerk in Schopfheim sei der Kostendruck am höchsten.

Kommentar

Bei den Lohnkosten kann man fragen: Könnten die Löhne gesenkt werden an einem deutschen Standort? Und würden die Mitarbeiter das überhaupt mitmachen? Am Ehesten kann man als deutsche Politik etwas machen bei den Themen Bürokratie und Energiekosten. Aber Robert Habeck sagte doch jüngst immer wieder, dass man das Problem der hohen Energiekosten inzwischen fast ganz gelöst habe. Warum aber sieht es dann in der Realität anders aus? Trifft nun zu viel Realität auf Habeck und Co? Man könnte darüber lachen, wenn das Thema nicht so ernst wäre. Solche Industriearbeitsplätze sind das Fundament der deutschen Volkswirtschaft. Brechen sie nach und nach weg, erodiert rund herum alles andere.



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6 Kommentare

  1. Moin, moin,

    klar kann man in der BRD auch die Lohnkosten senken. Nichts einfacher als das, wenn nur gewollt. Einmal schnell 4 Punkte auf den Tisch des Hauses.

    Schritt 1: Einfach die Lohnnebenkosten wie Sozialabgaben und die Steuern senken. Dann steht zwar weniger Geld für den Staat und die Sozialversicherung zur Verfügung, dafür müsste diese im Gegenzug auch kein weiteres Geld ins Ausland verschenken und für jeden Sozialausgaben zahlen.

    Schritt 2: Die hier nicht hergehörende Bevölkerung wieder zurücksenden. Dadurch fallen die Mieten massiv, da nun weniger Nachfrage nach Wohnraum vorhanden ist.

    Schritt 3: Umsatzsteuer auf 10% senken, auf Lebensmittel und Energie auf 0%

    Schritt 4: Entbürokratisierung. Hierzu gerne Dr. Markus Krall anschauen.

    Soweit im Schnellzugriff 4 Punkte. Was wird passieren? Nichts, wie immer. Das Ergebnis ohne Tun und Machen wird das totale K.O. für die BRD werden.

    Man kann m.E. die aktuelle BRD mit einem sehr übergewichtigen Patienten vergleichen. Von Sport, Bewegung und Ernährungsumstellung will er nichts hören, da wechselt er lieber den Arzt. Am Ergebnis seines Übergewichts wird es nichts ändern. Im Gegenteil, ein weiter so, bringt dann sein K.O: R.I.P.

  2. Würth, ist das nicht der “ Grünenfan „, der seine Arbeitnehmer vor der AfD gewarnt hat? Schade für seine Leute.

  3. Alles beginnt mit den Werten. Für viele moderne und wohlhabende Menschen schien es logisch, Grün zu wählen. Wenn man alles hat, wird eine intakte Umwelt immer wichtiger. Leider ist auch diese Bevölkerungsgruppe schlecht informiert, wähnt sich aber gut informiert. Das ist kein Vorwurf, der Danning – Kruger – Effekt existiert nun mal.
    Darüber hinaus hat die Wohlfahrt der Masse der Arbeiter für viele Angehörige dieser Gruppe einen geringeren Stellenwert, als die Reinheit ihrer Atemluft. Auch diese Wertverschiebung ist seit Jahrzehnten Gegenstand der Gesellschaftswissenschaften.
    Die ersten Warnrufe kamen vor Jahrzehnten und wurden allseits ignoriert. Wir sind jetzt Teilnehmende einer zerfallenden Gesellschaft die ohne Not die Selbst-Deindustrialisierung eingeleitet hat. Langweilig wird das nicht.

    1. @Felix „Alles beginnt mit den Werten“. Schön gesagt. Aber, das war vor der Aufklärung. „Alles beginnt mit dem Wissen“ heißt es seitdem eigentlich besser. Damit ist die Ampelregierung natürlich historisch schön einzuordnen. Robert Habeck ist für mich ohnehin der „deutscheste“ aller Minister seit 1949. Bei ihm stehen Obrigkeitsdenken und Staatsgläubigkeit, gepaart mit urdeutscher Romantik, ganz, ganz weit oben.

      Zum Thema Produktion stellt sich die Frage, ob so ein Produkt, die Leiterplatte, noch in der Bundesrepublik gefertigt werden sollte. Wo sich doch die Mehrheit der Wahlbevölkerung darunter sicher die Podestplatte einer Stehleiter vorstellt. Warum hier etwas herstellen, mit dem die Mehrheit nichts mehr anfangen kann?

  4. ist das der gleiche würth, der seiner belegschaft nahe gelegt hat, nicht die afd zu wählen?
    macht nichts, in deutschland werden nun auch antibiotika und nacl zur mangelware,
    ersteres wegen wegen dem heroischen, ukrainischen kampf gegen den vorrückenden russischen imperalismus,
    zweiteres wegen der energieintensiven autoklavierung der kochsalzlösung
    lang lebe das beste deutschland aller zeiten oder

    suum cuique, wie die antiken rechten schon zu sagen pflegten

    1. Wir haben den niedrigsten Strompreis für die Industrie seit 2017. Siehe

      https://www.bdew.de/service/daten-und-grafiken/bdew-strompreisanalyse/

      Inflationsbereinigt sind wir irgendwo beim Strompreis wie 2008/09 … Wie kommt man auf solche wilden Schlussfolgerungen? Die Entscheidungen von damals kritisieren, die damals zur heutigen Situation geführt haben? Nö, …. ist mir zu komplex … lieber nen bissl Ampel-Bashing …. das ist voll im Trend.

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