Devisen

Zloty, Krone, Forint: US-Dollar überrollt Osteuropa – sinnfreie Kapitalflucht?

Zum polnischen Zloty etc kommen wir gleich. Aber erstmal zum Euro. In Erwartung einer starken Zinssenkung in der Eurozone am 12. September durch die EZB, sowie dank gleichzeitiger Erwartung von Untätigkeit durch die Fed, verliert der Euro derzeit gegen den US-Dollar immer weiter an Wert. Momentan scheint so richtig Dollar-Stärke aufzukommen, weil gefühlt alle Welt die Zinsen senkt. Nur der (laut Donald Trump) nervige und inkompetente Fed-Chef Jerome Powell, der sträubt sich. Also alles rein in den starken US-Dollar, wo die Anleihen noch Rendite bringen? Die folgende Grafik zeigt den fallenden Euro gegen den US-Dollar, während der Dollar-Index steigt. (Chart seit dem 19. August).

Zloty, Krone und Forint verlieren deutlich gegen den Dollar

Gestern hatten wir bereits die massive Abwertung des ungarnischen Forint gegen den Euro besprochen (Allzeittief). Aber auch gegen den US-Dollar geht es deutlich bergab. Auch der polnische Zloty und die tschechische Krone verlieren seit Tagen gegen den US-Dollar. USD vs Zloty stieg in den letzten zwei Monaten von 3,72 auf 3,97. Ende 2016 lag das Allzeithoch (Allzeittief für den Zloty) bei 4,27. Man kann nur mutmaßen. Einerseits sieht der Markt, dass die Fed wohl erstmal nicht die Zinsen drastisch weiter senken wird. Andererseits wird Euroland in zwei Wochen die Zinsen (aller Wahrscheinlichkeit nach) senken.

Mutmaßt der Markt daher, dass die Osteuropäer nachziehen werden, wenn die EZB vorlegt? Gut denkbar. Auch kann man allgemein annehmen, dass Devisenhändler ihren Risk Off Trade (Schwellenländer verkaufen und Gelder zurück in den Dollar-Raum holen) in den letzten Tagen auf Osteuropa konzentriert haben. Aber sind Polen, Tschechien und Ungarn noch Schwellenländer, die instabil und schwach aufgestellt sind?

Sinnfreie Flucht?

Ganz im Gegenteil. Immerhin sind die drei schon lange EU-Mitglieder. Und die Regierung in Warschau zum Beispiel hat gerade erst diese Woche einen Plan genehmigt erstmals seit 1990 ohne Haushaltsdefizit auszukommen. Die drei Volkswirtschaften stehen robust da und exportieren Waren, auch und vor allem für die großen deutschen Konzerne. Kann man diese Flucht in den Dollar raus aus den osteuropäischen Währungen daher als sinnfreie Flucht bezeichnen? Denn man flieht normalerweise hin zum „vermeintlich“ sicheren Dollar aus anfälligen Währungsräumen wie Argentinien oder auch der Türkei – obwohl hier die Frage ist, ob die Türkei überhaupt noch als Schwellenland zu bezeichnen ist.

Für Devisen-Trader stellt sich die Frage: Ist das eine gute Chance um Zloty, Forint und Krone zu kaufen gegen den US-Dollar? Es ist eine Spekulation, gewiss. Daher stellen wir hier bewusst eine Frage, und geben keine Anlageempfehlung. Ach ja… seit heute um gut 10 Uhr setzt eine leichte Gegenbewegung ein. Zloty und Forint können gegen den US-Dollar ein ganz klein wenig zulegen. Hier ein Chart von US-Dollar vs polnischem Zloty seit Oktober 2018. Der Leitzins in Polen liegt seit vier Jahren unverändert bei 1,5%. Also, wettet der Markt darauf, dass die Osteuropäer zusammen mit der EZB ihre Zinsen senken in zwei Wochen? Oder gab es in den letzten Wochen eine sinnfreie Kapitalflucht aus dem vermeintlich schwachen Osteuropa?


Bürotürme in Warschau. Foto: pixabay / ML5909



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