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Zu hohe Lohnkosten? Arbeitermangel? So löst freie Marktwirtschaft ein Problem

Was also tun? Höhere Preise durchsetzen ist keine Option, und man findet kaum noch Arbeiter für die Felder. Die Lösung heißt Innovation in Form von Automatisierung. Beim Klick an dieser Stelle finden sie einen dreiminütigen Bericht von einem Bauern aus Niedersachsen, der Raps, rote Bete und Zuckerrüben anbaut. Arbeiter hat er ersetzt durch eine 80.000 Euro teure Maschine, die sich nach 3 Jahren Nutzung rentiert hat. Der Roboter kann dank GPS auf 1 cm genau erkennen, wo er ausgesät hat, und erledigt verschiedene Aufgaben auf dem Feld. Der Roboter arbeitet völlig selbständig, und löst somit die Probleme des Arbeitskräftemangels und des Kostenproblems bei der Feldarbeit.

Die Konsumenten haben weiterhin günstige Produkte im Supermarkt, der Bauer kann rentabel arbeiten, und die Arbeiter aus Osteuropa haben andere besser bezahlte Jobs gefunden. Und durch die Herstellung der Roboter wurden auch wieder neue Jobs geschaffen. Alle sind glücklich, und so löst die Innovationskraft einer freien Marktwirtschaft zu gewissen Teilen aus das Problem der Überalterung der Gesellschaft, in der immer weniger neue Arbeitskräfte nachrücken. Ist es so einfach? Ist das die schöne, neue, perfekte Volkswirtschaft? Ich schmeiße das an dieser Stelle mal als Frage in die Runde für unserer Leserschaft.



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6 Kommentare

  1. Freie Märkte sind meines Erachtens die Basis für eine effektive Wirtschaft (Innovation, Effizienz, Produktivität, Wachstum sowie „schöpferische Zerstörung“) und einer Steigerung des Wohlstands und somit auch einer ständigen Verbesserung des Lebensbedingungen.
    Unfreie Märkte bis hin zur vollständigen Planwirtschaft reduzieren die Effektivität und damit einhergehend den Wohlstand und die Lebensbedingungen.
    Die freien Märkte sind jedoch zu beobachten und ggf. mit Eingriffen (z.B. Verhinderung von Monopolen / Oligopolen), die positiv und so gering wie möglich sein sollten und bei passenden Bedingungen zurückzunehmen sind.
    Staat und staatliche Eingriffe sind mithin notwendig. Entscheidend hierbei ist jedoch die Qualität und nicht die Quantität.
    Übertragen auf ihr Beispiel Landwirtschaft: die Freiheit und für manche Marktteilnehmer (z.B. ihr angesprochener Landwirt) auch verbunden mit Marktschwierigkeiten (z.B. fehlende Arbeitskräfte) stärken das individuelle Nachdenken und führen zu Innovationen und Produktivitätssteigerungen, die durch eine staatliche Lenkung / Behörden nicht eintreten bzw. weniger positiv eintreten bis hin zu negativen Ergebnissen. Der Roboter steigert die betriebliche sowie die volkswirtschaftliche Leistung. Die Osteuropäischen Erntehelfer haben besser bezahlte Jobs in ihrer Heimat / näher zu ihrer Heimat, die ggf. auch physisch angenehmer sind. Aber nehmen wir an, dass 3 – 5 Jahre später auch eine Industrieroboter die Arbeitsplätze für die ehemaligen Erntehelfer ersetzt, sie nicht mehr in der Landwirtschaft benötigt werden und keine andere Ausbildung besitzen. In diesem Fall sind staatliche Maßnahmen erforderlich, z.B. durch Umschulung, Arbeitslosenhilfe. Parallel hierzu sind auch staatliche Maßnahmen für neue, junge, nachrückende Arbeitskräfte umgehend erforderlich, z.B. Anpassung der Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten.

  2. Greta Freudenacker

    Netter Artikel, ein wirtschaftlich durchgeplantes (Namensähnlichkeiten mit Planwirtschaft sind rein zufällig) Idealtypus-Beispiel freier Marktwirtschaft aus der Wiener Schule. Mir mag sich allerdings nicht ganz erschließen, wie ein Säroboter viele Erntehelfer ersetzen soll. Bei der Aussaat braucht es auch ohne Roboter meist nur den Landwirt selbst auf seinem Trecker. Der schaut in dem Beispiel nun dem Roboter fasziniert zu und liest zugleich genervt die 24/7-Emails seiner KI 4.0, statt in 6- bis 10-facher Geschwindigkeit selbst zu säen.

    Doch wo benötigt es die Erntehelfer? Beim Ernten, nicht beim Säen von Produkten wie Spargel, der Weinlese, bei Obst, bei Erdbeeren, Himbeeren oder oft umgangssprachlich gerne mit Gemüse verwechselten Beeren, wie Tomaten und Paprika.

    Aber die großen Lebensmittelketten haben nun mal die Hoheit über die Preise. Was also tun? Höhere Preise durchsetzen ist keine Option…
    Also hier steige ich in der Logik immer wieder aufs Neue aus. Freie Marktwirtschaft bedeutet Zwischenketten, die Preishoheit besitzen, die keine höheren Erzeugerpreise dulden und die keinen Deut von ihren Margen abweichen? Das bedeutet frei? Oder beschreibt es doch eher unfreie Entwicklungen und Abhängigkeitsverhältnisse in Richtung Monopol oder Kartell?

    Und solche staatlichen Eingriffe lösen auch keine Probleme, sondern verdecken sie nur, und verschieben die Lösung der Problem lediglich in die Zukunft, zu dann auch immer höheren Kosten.
    Ein seltenes Phänomen der letzten 5 bis 10 Jahre ist der überwältigende, fachübergreifende Konsens in Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik hinsichtlich „Behandlungs“kosten vs. Folgekosten bei Klima und Umwelt (Luft, Wasser, Böden, Wälder, Artenvielfalt uvm.)
    Das bisherige verantwortungslose Wüten freier Marktwirtschaft ist in hohem Maße ursächlich für diese Probleme.
    Die freien Märkte und das Fehlen staatlicher Eingriffe haben die Lösung bekannter Probleme bisher über Dekaden und schon viel zu lange in die Zukunft verschoben und trotz besseren Wissens ignoriert.
    Ein aufrüttelnder Engel in Person eines autistischen Teenagers und darauf folgende staatliche Eingriffe waren leider unabdingbar, weil die freien Märkte das Problem noch weitere 50 Generationen verschweigen und verdecken würden. Zu dann nie wieder bezahlbaren Kosten aufgrund irreparabler Schäden.

    1. Vielleicht erinnern sich die Steinzeit-Boomer noch an die Rauchgasentschwefelung:

      „Seit 1974 ist in Deutschland für neue Steinkohlekraftwerke die Rauchgasentschwefelung vorgeschrieben und die Verordnung über Großfeuerungs-, Gasturbinen- und Verbrennungsmotoranlagen von Juni 1983 verlangte auch die Nachrüstung oder Stilllegung alter Anlagen.“

      https://de.wikipedia.org/wiki/Rauchgasentschwefelung

      Ach gar. Schon in den 1970er Jahren, so zwischen Brandt und Schmidt, betrieb man also umweltpolitische Regulierung. Da kann was nicht stimmen, denn ohne die heilige Klimajunfrau wüssten wir gar nicht, wie es um die Umwelt steht ( übrigens auch nicht um den Israel-Palästina Konflikt oder worüber auch immer sich das Gschwerl gerade so auslässt ).

      „Doch wo benötigt es die Erntehelfer? Beim Ernten, nicht beim Säen …“

      Warum bauen Sie nicht einmal selbst einen Enteroboter? Ich meine, nicht mit der Hand, nur im Kopf. Herr Kummerfeld gibt Hinweise, wie man damit anfängt:

      „Der Roboter kann dank GPS auf 1 cm genau erkennen, wo er ausgesät hat, und erledigt verschiedene Aufgaben auf dem Feld.“

      Das ist doch clever, oder? Der Robo braucht nur GPS und Steuerung und vielleicht etwas Kantendetektion, um zufälligen Hindernissen auszuweichen. Er säht etwas aus und markiert den Punkt mit GPS, s.d. er ihn später wiederfindet. Typische Ingenieurlösung. Statt einen Bauern nachzubilden, vereinfacht der Ingenieur die Darstellung des Problemraumes, s.d. sich mit gängigen technischen Mitteln, eine Lösung quasi von selbst ergibt.

      Das könnte so i.ü. auch im Sozialismus ablaufen, zumindest im „wissenschaftlichen Sozialismus“, der das wissenschaftlich-technische Dispositiv grundsätzlich akzeptiert, aber dort muss alles durch den politischen Apparat hindurch. Der Bauer/Unternehmer ist nicht souverän in Bezug auf das Feld und die Mittel seiner Bearbeitung. Das Feld gehört ihm nicht und die Produktionsmittel gehören ihm auch nicht und statt eigene Entscheidungen zu treffen, steht ihm steht ein Parteisekretär vor. Ich kann durchaus verstehen, warum viele Leute das favorisieren. Es ist einfach das Reich Gottes auf Erden, dass frei ist von der sinnlosen Bottom-Up Bewegung der Evolution. Alles wird nach oben zusammengeführt in eine religiöse oder sekulare Theokratie, in eine von ganz oben bis ganz unten durchgestaltete politische Ordnung. Der Bauer ist nur das Werkzeug Gottes und in der Moderne ist Gott die Partei. Als guter Reaktionär habe ich durchaus etwas übrig für das Gottesgandentum und auch für die totale Hierarchisierung alle Funktionen, unter einen Weltstaat, der von einer wissenden Elite beherrscht wird. Das ist so eine Illuminatenphantasie. Andererseits ist das wider die Natur und was die Vitalität betrifft, bin ich gewöhnlich und ziehe die Freiheit der Knechtschaft vor.

      1. Greta Freudenacker

        @Dreamtimer, kürzlich war in einem Kommentar zu einem anderen Thema hier auf der FMW ein bemerkenswerter Satz zu lesen: „Doch so funktioniert Neoliberalismus: Man begründet etwas, was nicht nicht funktioniert, mit etwas, das nicht stimmt!“

        Ich würde diese Aussage noch gerne etwas ummünzen und erweitern, speziell, was zusehends mehr die Art der Argumentation und Diskussion in diesem Forum betrifft. Man springt von einem Whataboutismus, von einem rhetorischen Ablenkungsmanöver, zum anderen und dreht einem die Worte ständig im Mund um, wenn mal wieder die Argumente ausgehen.

        So war doch auch die Rauchgasentschwefelung ein verpöntes Regularium aus der Politik, und nicht etwa freiwilliges Verantwortungsbewusstsein der alles heilenden freien Märkte.
        Auch wenn Sie eine ganze Generation als „Gschwerl“ bezeichnen und dann auch noch versuchen, mit dem Israel-Palästina-Konflikt abzulenken, bleibt doch festzuhalten, dass ohne Greta Thunberg und die FFF-Bewegung das Klimaproblem noch lange Zeit weder thematisiert, geschweige denn in Angriff genommen worden wäre.
        Warum soll ich einen Ernteroboter bauen? Daran beißen sich die besten Ingenieure und andere Daniel Düstentriebs seit Dekaden die Zähne aus. Denn schließlich habe nicht ich behauptet, dass der durchaus geniale Säroboter die osteuropäischen Erntearbeiter ersetzt.
        Was nutzt das beste GPS, wenn die Kartoffeln unterirdisch kreuz und quer wachsen, wie es ihnen gefällt, die Weintrauben sich im Luftraum ebenso unkooperativ verhalten und zudem auch noch ihren Reifegrad nicht ausplaudern wollen. Wenn undisziplinierte Insekten die Obstbäume so völlig chaotisch bestäuben und all die Beeren und Früchte so gar nicht GPS-konform wachsen wollen.

        Und immer gleich beim kleinsten staatlichen Eingriff auf das Extrem von Sozialismus und Planwirtschaft, das Thema von Freiheit oder Knechtschaft, umzuschwenken, ist ein weiteres Mittel dieser fragwürdigen Diskussionskultur, nahe verwandt dem der Whataboutismen. Apropos Knechtschaft, auf mein Argument der Preisknechtschaft durch die Oligopole und Kartelle in den Zwischenketten sind Sie so gar nicht eingestiegen.

        Persönlich würde ich vielmehr die Ideen und Ansätze des Ordoliberalismus präferieren, die Sozialgedanken und Leistungsprinzip, Ordnungsauftrag und Dezentralismus miteinander in Einklang bringen sollten. Ein sehr guter Kommentar in diese Richtung findet sich ganz oben als erster Kommentar zu diesem Artikel. Vielen Dank dafür an @Marcus Schaffer.

      2. Das Gesetz von 1974 galt nur für neu zu genehmigende Steinkohlekraftwerke, aber nicht für die Nachrüstung bestehender oder gar für Braunkohlekraftwerke. Was die Rauchgasentschwefelung angeht, wäre da wohl ohne die Umweltbewegungen in den 70er und frühen 80er Jahren und ohne den Einzug der Grünen 1983 in den Bundestag nicht allzu viel passiert. Danach ging alles ganz schnell: Ende der 80er-Jahre verringerte sich der Ausstoß von Schwefeldioxid aus Kohlekraftwerken um 70 Prozent, Anfang der 90er waren es bereits 90%.

        Es hat schon fast etwas komödienhaftes, dass auch damals das Untergangsgeschrei gewaltig war. Das scheint so eine Art instinktiver, reflexhafter Spontanreaktion in gewissen Kreisen zu sein. Von der Deindustrialisierung Deutschlands, von Massenarbeitslosigkeit und Elend wurde schwadroniert. Passiert ist gar nichts, außer dass Gesundheitskosten und Folgekosten durch Bauwerksschäden massiv reduziert werden konnten. Und dass die Wälder überlebt haben. Vorerst.

        https://www.bund-naturschutz.de/wirtschaft-umwelt/wende-beim-waldsterben

  3. Greta Freudenacker

    @Mario Kummerfeld, Sie provozieren wie so oft mit einem höchst sensiblen und umstrittenen Thema, wie es nun mal Ihre Art ist. Liberal-libertär soll und darf natürlich jeder seine Meinung äußern. Ich zitiere:, „Ich schmeiße das an dieser Stelle mal als Frage in die Runde für unsere Leserschaft.“

    Sie veröffentlichen aber an einem Freitag nach 17 Uhr nicht einmal mehr die Meinungen Ihrer Leser zu Ihrem höchst provokativen Thema, wohlwissend, dass die FMW am Wochenende auf Sparflamme läuft.

    Nächsten Montag ist alles längst Geschichte. Im Sinne einer lebhaften und aktuellen Diskussion würde ich anregen, „heiße“ Themen während der Woche zur Diskussion anzubieten, oder auch außerhalb gewerkschaftlicher Arbeitszeiten zur Verfügung zu stehen, wenn Sie die Leserschaft dazu animieren.

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