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Sollten Kurse kippen, könnte es zu Panikverkäufen kommen DAX: Gewinnmitnahmen – geringe Cash-Reserven als Gefahr

Zukunftspessimismus kein Sicherheitsnetz

Dax Gewinnmitnahmen Cash-Reserven
Foto: vecstock - Freepik.com

Die Verschnaufpause im DAX ist auch in der Stimmungsentwicklung unserer Umfrageteilnehmer sichtbar: Das Anlegersentiment ging von 4,9% auf 2,8% zurück, zeigt aber nach wie vor gute Laune unter Anlegern an. Die Selbstzufriedenheit ist sogar von 1,2% auf 2,7% weiter angestiegen.

DAX: Gewinnmitnahmen, erst einmal..

Ich schließe daraus, dass einige Anleger das anhaltend hohe Kursniveau im DAX im Wochenverlauf für Gewinnmitnahmen genutzt haben und daher trotz Seitwärtsbewegung die Selbstzufriedenheit weiter angestiegen ist.

Die Zukunftserwartung ist mit einem Wert von -2,3% weiterhin sehr pessimistisch. Dies passt zur obigen Theorie, dass die Selbstzufriedenheit aufgrund getätigter Verkäufe, also aufgrund von Gewinnmitnahmen, so groß ist. Anleger gehen davon aus, dass die Kurse nicht mehr weiter steigen. Entsprechend ist die Investitionsbereitschaft mit einem Wert von -1% ebenfalls sehr niedrig bzw. negativ. Es bleibt also weiter die Tendenz unter Anlegern, Gewinne mitzunehmen und Positionen zu verkaufen oder zu verkleinern.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger fiel auf -9% und zeigt eine sprunghaft angestiegene Nachfrage nach Absicherungsprodukten gegen fallende Kurse. Das Put/Call-Verhältnis der Eurex, über die sich institutionelle Anleger absichern, steht bei 1,0% und zeigt wiederum ein gestiegenes Interesse der Profis nach Call-Optionen, mit denen man auf steigende Kurse spekuliert.

An der CBOE ist das Put/Call-Verhältnis weiterhin steigend und zeigt dort eine vorsichtige Gangart der Anleger.

Die Investitionsquote der US-Fondsmanager hingegen bleibt mit 89% vergleichsweise hoch. Die Bulle/Bär-Differenz der US-Privatinvestoren verbleibt bei 18%. 41% Bullen stehen 23% Bären gegenüber, nahezu wie in der Vorwoche.

Der Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 64% moderate Gier an. Der Short Range Oscillator notiert bei +7% und mahnt zumindest kurzfristig zu Vorsicht.

Interpretation der DAX-Stimmung: Geringe Cash-Reserven als Gefahr

Anleger freuen sich über das hohe Kursniveau, auf dem sie nun Gewinne mitnehmen können. Doch der Blick in das vorläufige Umfrageergebnis meiner umfangreichen animusX-Daten zeigt auch, dass die Investitionsquote der Anleger auch nach den Gewinnmitnahmen der abgelaufenen Woche noch immer sehr hoch ist, die Cashreserven sind niedrig. Man hofft also nicht auf niedrigere Kurse zum Nachkaufen, sondern man fürchtet eigentlich niedrige Kurse, weil noch immer viele Positionen im Portfolio schlummern, die auf günstige Verkaufskurse warten.

Damit ist der Zukunftspessimismus, den wir in unserer Umfrage diese Woche feststellen, weniger ein Sicherheitsnetz, sondern vielmehr eine Gefahr. Sollten die Kurse kippen, könnte es schnell zu Panikverkäufen kommen, die einen Kursrutsch verstärken. Es gibt zu wenig Cashreserven, die im Falle eines leichten Kursrückgangs für Käufe zur Verfügung stünden.

Gleichzeitig ist der Weg nach oben steinig: Es gibt noch reichlich Aktienpositionen in den Portfolios der Anleger, die für Gewinnmitnahmen im Falle von Kursanstiegen versilbert werden können. Das bremst jede Rallye.

Wir laufen auf den Sommer zu, die Temperaturen steigen und Anleger sitzen bereits auf 12% Jahresgewinn im DAX. Da wird es den einen oder anderen geben, der die aktuellen Rekordkurse dazu nutzt, sein Portfolio auszudünnen, um unbeschwert den Sommer genießen zu können.

Bundesanleihen

Die Investitionsbereitschaft bezüglich der Bundesanleihen ist extrem niedrig. Aus Angst vor steigenden Zinsen möchte niemand heute schon lang laufende Zinspapier ins Depot holen, denn schon morgen könnte es attraktivere Zinsen geben.

Dies widerspricht auf den ersten Blick der allgemeinen Markterwartung auf eine erste Zinssenkung durch die EZB Anfang Juni. Warum sollten die Zinsen steigen, wenn der Leitzins gesenkt wird? Doch wir müssen ein wenig um die Ecke denken, um das zu verstehen: Durch eine erste Zinssenkung signalisiert die EZB, der Kampf gegen die Inflation sei gewonnen. Sonst würde man das Zinsniveau ja nicht senken, oder?

Doch in den USA verharrt die Inflation deutlich über 3% und im Zeitalter globaler Märkte ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Preissteigerungen auch den europäischen Markt wieder heimsuchen. Eine Zinssenkung wird daher von vielen Anlegern am Anleihemarkt als verfrüht betrachtet, als konjunkturell bedingt, nicht jedoch als Bestätigung der Wertstabilität des Euros. Und so fürchtet man durch eine verfrühte Zinssenkung mittelbar ein Anziehen der Inflation und somit ein Anziehen des Marktzinses, also des Zinsniveaus.

Wer also derzeit in Zinspapiere investieren möchte, sollte sich auf kurze Laufzeiten konzentrieren.

Hinweis: „Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos.“



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