Indizes

Irgendwann platzt die Blase US-Börsen vor einer Korrektur? – Erste Anzeichen von Erschöpfung

US-Börsen vor Korrektur? - Erste Anzeichen von Erschöpfung
US-Börsen-Korrektur. Grafik: Natanaelginting - Freepik.com

Die US-Börsen zeigen nach dem jüngsten Rekordlauf erste Anzeichen von Käufer-Erschöpfung. Einen Tag vor dem großen Verfall fielen die Tech-Indizes S&P 500 und Nasdaq 100 zurück, nachdem sie zuvor noch markante Marken bei 5.500 Punkten bzw. 20.000 Punkten erreicht hatten. Zwar ist der Aufwärtstrend an den Aktienmärkten nach aktiv, doch die Indizes sind schon massiv überkauft und könnten eine Korrektur vertragen. Laut einem Bericht von Bloomberg gibt es Anzeichen von Käufermüdigkeit, was schließlich zu einem kurzfristigen Rückzug geführt hat. Ob der kleine Rücksetzer zu einer ausgewachsenen Korrektur reifen kann, wird sich wahrscheinlich erst nach dem großen Verfall, dem sogenannten „Triple Witching Day“, zeigen.

US-Aktienmärkte vor einer Korrektur?

Die Aktienmärkte sackten am Donnerstag nach einem Anstieg auf ein neues Allzeithoch ab, nachdem Anzeichen von Käufermüdigkeit zu einem kurzfristigen Rückzug geführt hatten. Der S&P 500 übertraf kurzzeitig die Marke von 5.500 Punkten, bevor er an Zugkraft verlor. Trotz des Rücksetzers liegt der Index immer noch über einer technischen Schwelle, die typischerweise auf einen überlasteten Markt hindeutet. Die heiß gelaufenen Technologie-Werte wie Nvidia, die die Hausse vorangetrieben haben, gerieten gestern unter Druck, wodurch der Nasdaq 100 seine siebentägige Gewinnserie beendete. Nvidia und Apple führten die Verluste bei den Megacaps an. Der Dow Jones Industrial Average schloss den Handelstag indessen im Plus ab.

US-Börsen: Aufwärtstrend „noch“ intakt

„Das Aufwärts-Momentum für den S&P 500 und den Nasdaq 100 bleibt intakt, aber die kurzfristig extrem überkauften Bedingungen in Verbindung mit der sich verschlechternden Marktbreite machen vor allem die heiß gelaufenen Tech-Aktien anfällig für einen Rückschlag oder eine Korrektur“, so Craig Johnson von Piper Sandler.

Die US-Börsen bereitete sich auch auf ein vierteljährliches Ereignis vor, das als „Triple Witching Day“ bekannt ist und bei dem Derivatkontrakte, die an Aktien, Indexoptionen und Futures gebunden sind, fällig werden, was die Händler dazu veranlasst, ihre bestehenden Positionen umzuschichten oder neue Positionen zu eröffnen. Nach einer Schätzung der Optionsplattform SpotGamma werden am Freitag etwa 5,5 Billionen Dollar fällig. Kurz vor dem großen Verfall beendete der Nasdaq 100 seine siebentägige Gewinnserie.

Tech-Rally: Nasdaq 100 beendet Gewinnserie
Nasdaq 100 beendet Gewinnserie

Aktienmärkte: Einseitige Rekordjagd

Während der S&P 500 in diesem Jahr 31 neue Rekorde aufgestellt hat, haben die meisten Mitglieder des Index nicht an der Rally teilgenommen. Eine Handvoll Tech-Schwergewichte war für den Großteil des Anstiegs an den US-Börsen verantwortlich.

In den letzten drei Monaten haben sich die 10 größten Aktien im US-Leitindex nach Marktkapitalisierung – zumeist Tech-Giganten – besser entwickelt als die 490 anderen Mitglieder, so die Daten, die von der Aktien-Strategin Gillian Wolff von Bloomberg Intelligence zusammengestellt wurden.

„Die Verkäufer drängen an die US-Börsen, und die Bullen tanzen auf Messers Schneide„, sagte Andrew Thrasher von der Financial Enhancement Group. „Alles hängt jetzt nur noch von Nvidia und Apple ab. Es braucht nicht viel, um diesen Markt zu Fall zu bringen.“

US-Aktienmärkte: S&P 500 und Nasdaq extrem überkauft, dank Tech-Rally
S&P 500 befindet sich im überkauften Bereich

Für Nicholas Bohnsack von Strategas haben sich die Aktienbewertungen in die oberen Bereiche ihrer historischen Spanne verschoben, wo das künftige Renditeprofil für neues Geld nicht besonders robust ist, da die Wahrscheinlichkeit für eine Korrektur steigt.

„Dennoch scheint es wenig zu geben, was den heimischen Bullenmarkt zum Stillstand bringen könnte – wir bleiben optimistisch, bis die Rechnung fällig wird“, so Bohnack. „Die Wirtschaft zeigt zwar einige Anzeichen einer nachlassenden Dynamik, ist aber im Allgemeinen weltweit stark. Die Gewinnerwartungen der Unternehmen steigen.“

US-Börsen: Irgendwann wird die Blase platzen

Laut Stifel, Nicolaus & Co. könnte der S&P 500 in diesem Jahr um fast 10 % zulegen, wenn die Manien der Vergangenheit ein Anhaltspunkt sind. Doch wie frühere „Blasen“ muss auch diese Blase irgendwann platzen.

Laut Barry Bannister von Stifel hat der US-Leitindex die Chance, noch vor Ende 2024 die Marke von 6.000 Punkten zu erreichen, wenn die Anleger die Manie weiter antreiben. Am Donnerstag haben die US-Futures bereits die markante Marke von 5.500 Punkten erreicht, ehe es zu einem Rücksetzer kam. Bis Mitte 2026 rechnet er jedoch damit, dass der S&P 500 wieder auf den Stand von Anfang dieses Jahres – etwa 4.800 Punkten – zurückfällt und damit ein Fünftel seines Wertes verliert.

Ed Clissold, Stratege bei Ned Davis Research, hob seine Jahresendprognose für den S&P 500 auf 5.725 Punkte an und erklärte, dass ein leichtes Anziehen des Gewinnwachstums und die Wahrscheinlichkeit, dass der nächste Schritt der Notenbanker der Fed eine Zinssenkung sein wird, den Aktien in der zweiten Jahreshälfte 2024 weiter Auftrieb verleihen könnten.

„Der Ausblick ist nicht ohne potenzielle Fallstricke“, schrieb Clissold. „Hohe Bewertungen und eine sich verengende Marktführerschaft machen den Markt anfällig für größere Rückschläge, sollte der zinsbullische fundamentale und makroökonomische Hintergrund ins Wanken geraten.“

Laut dem Vermögensverwalter Vanguard kann die Euphorie der US-Tech-Aktien auf eine oder zwei Arten brechen. Joe Davis, Chefvolkswirt und globaler Leiter der Anlagestrategie bei Vanguard, ist der Ansicht, dass sich die Bewertungslücke zwischen Tech- und anderen Aktien in den kommenden Jahren verringern wird. Hier ein kurzes Bloomberg-Interview:

US-Konjunktur schwächelt

Die Konjunkturdaten fielen überwiegend schwach aus, wobei der Neubau von Häusern auf das langsamste Tempo seit vier Jahren zurückging und der Philadelphia Fed Index hinter den Schätzungen zurückblieb. Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in den USA waren kaum verändert.

Eine Reihe von Daten, die schwächer ausfielen als erwartet, hat den US Economic Surprise Index der Citigroup für wirtschaftliche Überraschungen auf den niedrigsten Stand seit August 2022 gebracht. Der Index misst die Differenz zwischen den tatsächlichen Veröffentlichungen und den Erwartungen der Analysten.

US-Börsen vor der Korrektur? - S&P 500 mit Anzeichen von Schwäche
US Economic Surprise Index fällt auf den tiefsten Stand seit August 2022

Don Rissmiller von Strategas ist der Ansicht, dass die Wirtschaft bis zu einer signifikanten Abschwächung der Beschäftigung eine fundamentale Stütze bleibt, selbst wenn die zinssensiblen Sektoren wie der Wohnungsbau unter Druck geraten.

„Die US-Wirtschaft scheint derzeit noch robust genug zu sein, um eine längere Phase ohne Zinssenkungen auszuhalten (gemischte Nachrichten sind keine schwachen Nachrichten)“, bemerkte er. „Wir beobachten jedoch weiterhin genau, ob es Anzeichen dafür gibt, dass die Risse größer werden.

FMW/Bloomberg



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage