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Achtung Risiko: Kleine Trader sind bullisch wie nie!

Beispiel für Handelsdesk - kleine und große Trader unterscheiden sich

Viele Trader wollen es nicht wahr haben, doch es ist wahr: Statistisch gesehen gehören sie zu den Verlierern am Markt, während Großbanken es schaffen, weitgehend konstante Gewinne im Eigenhandel zu erzielen. Kleine, private Trader, die mit wenig Kapitaleinsatz handeln, können sogar als Contraindikator angesehen werden. Umso aufmerksamer sollten wir uns anschauen, was das auf Sentiment Trader spezialisierte Analysehaus Sundial Capital Research zu sagen hat: Diese oft zu den Verlierern zählende Tradergruppe war noch nie so bullish wie gerade jetzt! Das letzte Mal, als sie nur etwas weniger bullish tradeten, war am 14. Februar kurz vor dem Crash. Angeschaut hat sich Sundial Capital Research die Positionierung von Tradern mit 10 Optionskontrakten und weniger. 10 Optionskontrakte sind bereits eine ganze Menge, können doch damit gleich 1.000 Aktien gehandelt werden. Doch im globalen Maßstab sind 10 Kontrakte wenig.

Kleine Trader waren bisher ein sehr guter Kontra-Indikator

Sundial hat die gekauften Calls mit den verkauften und die verkauften Puts mit den gekauften Puts verrechnet und daraus eine Netto-Position gebildet. Das Ergebnis war eine Rekord-Positionierung, mit der auf steigende Kurse spekuliert wird. Insgesamt war diese kleinste Trader-Gruppe am Dienstag mit rund 4,5 Millionen Kontrakten long. Zum Vergleich: 2016 und 2017 war die gleiche Gruppe netto short. Also zu der Zeit, als die Märkte nach einer Zwischenkorrektur ihre Tiefs ausloteten und zu einer neuen Hausse starteten.

Doch noch etwas bereitet Sundial Sorgen: Gleichzeitig zeigen sich die Profi-Trader bedeutend weniger optimistisch. Der Unterschied zwischen den Positionierungen beider Gruppen ist so groß wie zuletzt 2008. Und wenn es noch einer Bestätigung bedarf, dass diese Daten etwas andeuten: Das bisherige Hoch bei der bullishen Markteinschätzung der kleinen Trader wurde am 14. Februar 2020 markiert. Nur fünf Tage später begann der Crash. Im Rekordtempo bauten die kleinen Trader ihre Netto-Long-Position ab und waren ausgerechnet am Tief des Crashs flat, hatten also in Summe weder auf steigende noch fallende Kurse gesetzt. Die kleinen Trader lagen also in diesem Jahr bereits zweimal fundamental falsch und verloren beim Crash Geld und verpassten bei der anschließenden Erholung die Chance, sich von den Verlusten etwas zurückzuholen. Es ist natürlich denkbar, dass diese Trader-Gruppe jetzt richtig liegt.

Morgan Stanley bestätigt die Trader: Bullishe Zukunft wie 2009!

Dieser Ansicht ist Morgan Stanley, die als institutioneller Marktteilnehmer im Eigenhandel in der Regel ebenfalls zu den Gewinnern zu zählen pflegt. Morgan Stanley stützt seine Analyse jedoch nicht auf die Positionierung irgendwelcher Trader, sondern auf die Charttechnik. Der Analyse nach zeigt der Markt derzeit ein ähnliches Muster wie nach März 2009, als die längste Hausse-Phase aller Zeiten begann. Dabei bezieht sich Morgan Stanley auf den Prozentsatz der Aktien, der oberhalb ihrer 200-tägigen Durchschnitte notiert.

Zudem sei das Equity-Risk premium (ERP) vergleichbar mit 2009. Damit ist die erwartete Rendite der S&P 500 Unternehmen abzüglich der Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen gemeint. Das heißt, das ERP fußt auf Annahmen über die von den Unternehmen zu erzielenden Gewinne, die durchaus auch falsch sein können. Wird die Möglichkeit, in der Coronakrise Gewinne zu erzielen, überschätzt, wird damit automatisch auch ein zu hohes ERP berechnet. Ein hohes ERP bedeutet, dass Aktien verglichen mit Anleihen besonders günstig sind. Das kommt vor allem in Krisenzeiten vor, in denen Anleger aus riskant empfundenen Aktien in als sicherer angesehene Anleihen umschichten.

Analyse zeigt, dass Morgan Stanley und kleine Trader falsch liegen könnten

Sundial Capital Research nahm sich auch die Zahlen von Morgan Stanley vor und setzte sie in einen größeren Kontext. Dazu schaute sich Sundial an, wie sich Morgan Stanleys Kennzahl (Anteil der Aktien, die oberhalb ihres 200-tägigen Durchschnitts notieren) im Zeitverlauf veränderte. Und zwar nicht nur 2009, sondern im gesamten Datenbestand, der bei US-Aktien durchaus mehr als 100 Jahre zurückreichen kann. Dabei zeigte sich, dass die aktuelle Entwicklung zwar durchaus Gemeinsamkeiten mit Phasen in der Vergangenheit hat. Sortiert nach dem Maß der Übereinstimmung würde 2009 aber nicht auf Sundials Vergleichsliste landen – weil es Phasen mit deutlich größerer Übereinstimmung gab. Im Durchschnitt zeigte sich in vergleichbaren Situationen nur moderates Kurssteigerungspotenzial. Und das wiederrum bestätigt die These, dass die Gruppe der kleinen Trader bei ihrer extrem bullishen Positionierung falsch liegen könnte.



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