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Investoren fliehen in sichere Häfen Aktien: Banken und das Risiko mit den Zinsen

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Es kracht an der Wall Street: Aktien von Banken stürzten gestern ab – eine Folge des schnellen Anstiegs der Zinsen. Nnn rächt sich die jahrelange Nullzins-Politik der Notenbanken: die Abschaffung der Zinsen zerstörte das Instrument schlechthin zur Beurteilung von Risiken.

Die Folge: viel Geld wird fehlallokiert, es entstanden Blasen an den Märkten (Immobilien, unproftable Tech-Aktien). Gleichzeitig mit der Abschaffung der Zinsen druckten die Notenbanken Geld und schufen damit die Voraussetzung der derzeitigen Inflation. Um die Inflation zu bekämpfen, waren die Notenbanken dann gezwungen, die Zinsen schnell anzuheben – wodruch vor allem diejenigen Probleme bekommen, die hoch Schulden-gehebelt sind. Und das wiederum bringt Banken in Schwierigkeiten, weil Kredite ausfallen – und weil ihre Portfolios (vor allem Anleihen) „unter Wasser geraten“.

Aktien von Banken im Sinkflug – Anstieg der Zinsen und die Folgen

Wer an der Börse von den drastischen Zinserhöhungen zur Eindämmung der Inflation profitieren wollte, setzte zuletzt gern auf Finanzwerte, vor allem auf Aktien von Banken. Die Krise um den kalifornischen Startup-Finanzierer Silicon Valley Bank  sorgt nun jedoch für einen Denkzettel, denn steigende Zinsen haben durchaus auch ihre Nebenwirkungen, wie Bloomberg berichtet. Das zeigt sich im Absturz der Aktien der Silicon Valley Bank.

In Zeiten hochschnellender Zinsen Aktien von Banken im Portfolio zu haben, ist am Finanzmarkt Standard, bedeuten diese tendenziell doch höhere Zinserträge und somit Schub für die Gewinne der Institute. Einen Strich durch diese Rechnung machte nun jedoch der Umstand, dass steigende Zinsen am Geldmarkt viele Sparer veranlassen, sich anderweitig bessere Angebote zu suchen.

Banken müssen Anleihen verkaufen

Um die Lücken aus dem Mittelabfluss auszugleichen, sind viele Banken gezwungen, Anleihebestände abzustoßen, deren Wert mit dem Zinsanstieg geschwunden ist. Die Folge sind Verluste, und die Befürchtung zunehmenden Verkaufsdrucks am Markt für Festverzinsliche.

An der Wall Street erlitten Aktien von Banken am Donnerstag die schwersten Verluste seit Juni 2020. Die Titel der Silicon Valley Bank fielen um 60%, da das Institut aus dem kalifonischen Menlo Park eine milliardenschwere Kapitalerhöung zur Abfederung von Einbußen im Portfolio braucht. Erheblich abwärts ging es jedoch auch im breiten Sektor, bei kleineren Akteuren ebenso wie bei Branchenriesen wie JPMorgan Chase & Co., deren Aktie 5,4% im Minus schloss.

In Frankfurt fiel die Aktie der Deutsche Bank AG am Freitag um 7%, für die Commerzbank AG ging es im Xetra-Handel 6% bergab und für die Titel der Credit Suisse Group AG in Zürich 4,6%. Auch die Renditespreads von Bankbonds weiteten sich aus.

“Die heutige Nachricht zeigen ein Risiko auf, das die meisten Anleger offenbar nicht auf dem Schirm hatten”, sagte Adam Phillips, Managing Director im Bereich Portfoliostrategie bei EP Wealth Advisors, am Donnerstag. “Dies mag ein Einzelfall sein. Die Sorge ist aber, dass andere Banken nun ähnliche Probleme melden könnten.”

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Aktien: Die Banken ETFs KBE und KRE im Abverkauf

Der Ausverkauf bei den Finanztiteln spiegelt die tektonischen Kräfte wider, die seit Monaten in der Wirtschaft am Werk sind. Letztlich kam er allerdings doch plötzlich und erwischte die Anleger auf dem falschen Fuß. Noch letzte Woche lagen die Aktien von US-Banken im Jahresvergleich im Plus, wobei schon die Nachricht die Runde machte, dass die Unternehmenseinlagen im Jahr 2022 zum ersten Mal seit 1948 zurückgegangen sind.

Plötzliche Ausverkäufe gelten an der Börse bei Banken als besonders bedenklich. Aufgrund ihrer Rolle als Kapitalgeber wird bei ihnen oft davon ausgegangen, dass sie Signale für den breiteren Markt liefern. Das Drama dieser Woche dürfte Wasser auf die Mühlen derjenigen sein, die vor einer Rezession warnen Und für Mahner wie Michael Wilson von Morgan Stanley, die den Anstieg des S&P 500 seit November für eine Bärenmarktrally halten, die vor dem Aus steht.

“Ich glaube nicht, dass dies ein Frühwarnzeichen ist, doch ich habe das Gefühl, dass der Markt das so sieht”, konstatiert Art Hogan, Chef-Marktstratege bei B. Riley Wealth.

Die Analystenprognosen zeugen bislang von Optimismus, dass die Banken ihre Zinserträge steigern können. Bei den Firmen im S&P 500 Financials Index liegt die mittlere Erwartung für 2023 bei einem Anstieg um 9,4%, womit für den Sektor im Branchenvergleich die zweitbeste Performance erwartet wird. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis bei den US-Bankwerten liegt auf dem höchsten Stand seit zwei Jahrzehnten.

Diese Zuversicht wird nun auf die Probe gestellt, so Michael O’Rourke, Chefmarktstratege bei JonesTrading. Bislang wurde “konsequent die Realität ignoriert, dass das höhere Zinsumfeld den Unternehmen in Zukunft Gegenwind bescheren wird”, sagte er. “Aus meiner Sicht unterstreicht dies, dass steigende Zinsen eben doch eine Rolle spielen.”

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Anleger flüchten in sichere Häfen

Staatsanleihen legen im frühen Freitagshandel zu. Anleger flüchten in sichere Häfen angesichts der zunehmenden Erwartung, dass ein Wertverlust der Schuldverschreibungsbestände des US-Bankensektors die weltweiten Bemühungen um eine Straffung der Geldpolitik bremsen könnte.
Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen sank um bis zu 16 Basispunkte auf 2,49%, was den stärksten Einbruch seit der Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank um einen halben Punkt im letzten Monat bedeutet. An den Geldmärkten sanken die Wetten auf eine Zinserhöhung um bis zu 18 Basispunkte. Erstmals seit dem 28. Februar wird der Zinsgipfel wieder unter 4% gesehen.

Sorgen in Bezug auf den Bankensektor könnten das Tempo, mit dem die Fed die Zinssätze anheben kann, in Frage stellen, sagte Christoph Rieger, Leiter der Festzinsstrategie der Commerzbank AG. Da nicht klar sei, ob die Verschlechterung der Vermögenswerte durch höhere Zinsen weitere kleinere Banken in eine schwierige Lage bringen könnte oder ob es eine Ansteckung durch die SVB gebe, dürfte die Flucht in die Sicherheit anhalten, so Rieger.

FMW/Bloomberg



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10 Kommentare

  1. Sollte die Turbulenzen bei den Banken zunehmen, werden die Notenbanken einspringen.
    Das wäre bullish, oder?

    1. Wenn die Turbulenzen so groß werden am Markt, dass die Notenbanken ungeplant eingreifen müssen, dann wäre das extrem bullisch für Gold.

      Quasi, das Goldilocksszenario.

      Ein Mark der in Flammen steht und fallende Renditen. Perfekt. Gleichzeitig noch ein flucht in sichere Häfen und raus aus dem Risiko (also z.B. Aktien von „leicht“ überbewerteten Unternehmen). 👌

      Meinten Sie doch oder? 😜

      1. Kein Problem @Goldbulle.
        Hatte ich jemals gesagt, ich sei nicht in Gold investiert?😀

        1. Alles gut @Columbo. Ich weiß.
          Ich bin ja auch nicht nur in Gold investiert👍

  2. „Sollte die Turbulenzen bei den Banken zunehmen, werden die Notenbanken einspringen.
    Das wäre bullish, oder?“

    Sicherlich. Aber können die Notenbanken jetzt einspringen?

    Sobald auch nur ein hauch von gelockerter Geldpolitik (Stichwort: „Disinflation“) erahnt wird, steigt die Nachfrage und damit wieder die Inflation stärker als gewünscht. Das hat man in den ersten Jahresmonaten sehr schön sehen können.

    Die Inflation ist leider noch nicht besiegt.

    Kann die Notenbank jetzt einfach so mit niedrigen Leitzinsen einspringen, so wie sich das alle wünschen und so wie es in den Jahren nach der letzten Finanzkrise der Fall war?

    Die FED hat sicherlich nicht aus Boshaftigkeit vor Preiskorrekturen gewarnt und die Antwort auf die Frage ist wohl ehr Nein, da sonst die Inflation Tür und Tor geöffnet wird:

    https://www.businessinsider.de/wirtschaft/finanzen/oekonomen-der-fed-warnen-vor-einer-rezession-und-davor-dass-aktien-und-immobilienpreise-abstuerzen-koennten/

    Das Massaker mit den Aktienmärkten und Immobilienmärkten etc. ,wird ihr aber sicherlich leid tun.

    1. @Bullensteak – Sie schreiben „Das Massaker mit den Aktienmärkten und Immobilienmärkten etc. ,wird ihr (der FED) aber sicherlich leid tun.“ Ich denke einen schöneren Trost kann es nicht geben…🤣

  3. Der Krallenmann greift zu

    @ Columbo, wenn sie einen Schwerkranken retten ist er morgen schon wieder in Hochform.Hätten sie bei Krall besser zugehört statt ihn zu verhöhnen , so wüssten sie jetzt die Antwort.

    1. @Krallenmann

      Markus Krall finde ich gar nicht so uncool.
      Aber seine Jünger, seine Ministranten, die seine Predigten hirnlos nachplappern ohne ein Wort zu verstehen, die erzeugen bei mir Brechreiz.

  4. Ende mit Schrecken

    Die Südschiene Banken sind schon länger auf der Intensivstation , wie sollten die Notenbanken schon wieder eingreifen? Da gibt es nur noch eins, Sterbehilfe !

  5. „Das Kurs-Buchwert-Verhältnis bei den US-Bankwerten liegt auf dem höchsten Stand seit zwei Jahrzehnten.“

    Offensichtlich ist der Buchwert der Banken falsch berechnet, da die Anleihen mit ihrem Nominalwert als Eigenkapital eingestellt sind. Es wird so getan, als ob alle Anleihen bis zur Endfälligkeit gehalten werden. Für mich stellt sich die Frage, warum die Rating-Agenturen wieder versagen, wie bei der Subprime-Krise? Haben die überhaupt einen Wert?

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