Wie gestern bei FMW in dem Artikel über das rasant steigende Fondsvermögen der Deutschen dargelegt, ist das Interesse der Bundesbürger an Aktien spürbar gestiegen – die Nullzinspolitik der EZB und die mediale Dauerberieselung der Deutschen zeigt Wirkung. Das bestätigt auch eine repräsentative Umfrage der Sparkassen-Finanzgruppe, die in einem Vermögensbarometer zusammengefasst wird. Wiederholt sich ein bekanntes Muster, dieses Mal aber sogar erzwungen durch die Taten des Mario Draghi – der Kleinanleger kommt, wenn es teuer wird?
Aktien und die Deutschen: Das Ergebnis der Umfrage
In diesem in Berlin vorgestellten jüngsten Vermögensbarometer steht nicht mehr die Immobilie in der Präferenz ganz oben – sondern Aktien.
Es wurde in dieser Erhebung des Sparkassenverbandes die Frage gestellt: „Welche Geldanlageformen halten Sie in der Niedrigzinsphase für geeignet?“ Hierbei antworteten 42 Prozent der Befragten: Aktien, Direktinvestitionen und Wertpapiere. Ein Plus von 18 Prozentpunkten im Vergleich zur Umfrage des Vorjahres.
Danach folgen erst mit 29 Prozent Investment- und Immobilienfonds an zweiter Stelle und danach die Immobilien mit 17 Prozent, von zuletzt 31 Prozent. Anscheinend fordert die Verteuerung der Immobilien ihren Tribut.
Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Helmut Schleweis, formulierte dies bei der Vorstellung des Barometers in Berlin so:
„Für knapp die Hälfte der Befragten spielt bei der Entscheidung für eine Geldanlage eine Rolle, dass der Zins so gut wie abgeschafft wurde!“
Dass dabei noch viel Geld für Umschichtungen im unrentablen Geldmarkt „verkümmert“, untermauerte Schleweis mit folgenden Zahlen:
„Im Moment sind 63 Prozent der privaten Kundeneinlagen bei Sparkassen, also 480 Milliarden Euro, täglich fällige Gelder, die sich kaum noch über den Zins vermehren und der Inflation ausgesetzt sind!“
Gleichzeitig richtete der Sparkassenpräsident einen Appell an die Bundesregierung, die gerade mit der geplanten Finanztransaktionssteuer andere Schwerpunkte setzen und die Wertpapieranlage nicht gerade fördern will. Ach ja, unser Finanzminister besitzt nach eigenen Aussagen keine Aktien oder Aktienfonds und sammelt seine Ersparnisse unter anderem auf Geldkonten und sogar dem Girokonto.
Fazit
Obwohl die Zunahme des Interesses an Aktien im Land der Aktienmuffel an und für sich eine positive Meldung ist, stellt sich die Frage nach dem Zeitpunkt. Man erinnere sich nur an den Hype der Zeit vor dem Jahrtausendwechsel. Ein Aktiencrash, der in der jetzigen Konjunkturlage jederzeit kommen kann (aber eben nicht muss), würde wieder eine riesige Frustration über das „Glücksspiel“ beim Aktieninvestment zur Folge haben.
Deshalb: Jetzt fehlt nur noch, dass sich Taxifahrer während ihrer Arbeit mit ihren Fahrgästen über Aktien unterhalten, dann haben wir sie die berüchtigte Endphase eines Börsenzyklus, die Milchmädchenhausse – erste Indizien scheinen sich anzubahnen. Die Überschreitung der runden Marke von 13000 Punkten im Dax wäre so ein Signal. Warten wir also auf die Berichterstattung in der Tageszeitung mit den vier Buchstaben.
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