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Wall Street wirft alle Sorgen über Bord Aktienmärkte: Bullische Stimmung erreicht Maximum – Vorsicht!

Aktienmärkte: Bullische Stimmung erreicht Maximum - Vorsicht!
Wall Street. Grafik: tzido-Freepik.com

Es sind nicht nur die Aktienmärkte, die immer neue Rekorde erreichen, sondern auch die Stimmung und Risikofreude der Anleger, die auf ein Maximum angestiegen sind. Ein Bericht von Bloomberg zeigt, wie stark sich Wall Street’s Risikofreude ausdehnt, nachdem die Zentralbanken die geldpolitische Lockerung eingeleitet haben und China die Stimulus-Bombe gezündet hat. Die Bullen haben das Zepter fest in der Hand, während die Bären eins auf die Mütze kriegen. Der Multimilliarden-Dollar-Boom bei risikoreichen Anlagen wie Aktien, der schon das ganze Jahr über wütet, erfasst nun immer mehr Teile der Wall Street – während zugleich die Zentralbanken weltweit ihre Unterstützung gewähren. Doch angesichts der überschwänglichen Euphorie ist etwas taktische Vorsicht geboten.

Aktienmärkte im Risk-on-Modus

Angetrieben von den jüngsten „Goldlöckchen“-Wirtschaftsdaten erholen sich auch die zuvor ungeliebten und zurückgebliebenen Sektoren an den Aktienmärkten. Die Rally an der Wall Street hat deutlich an Breite gewonnen, nachdem die Fed die Zinswende mit einem Paukenschlag eingeleitet hat. Gleichzeitig beginnt auch der Rest der Welt, sich der lockeren Geldpolitik anzuschließen, von China bis Europa.

Zu den Gewinnern an den Aktienmärkten, die in der abgelaufenen Woche einen Sprung nach oben gemacht haben, gehören: Schwellenländer-Aktien vor allem aus China, aber auch Unternehmen, die sehr empfindlich auf den Konjunkturzyklus reagieren, sowie spekulative Technologie-Aktien, die in Zeiten fallender Zinsen große Gewinne erzielen.

Dank der jüngsten Reihe positiver Daten, die auf gute Zeiten für die amerikanischen Unternehmen und einen immer noch gesunden Verbraucher hindeuten, stieg die Stimmung an der Wall Street und mit ihr die Aktienkurse. Und dies ist erst der Anfang der geldpolitischen Lockerung, die Fed beginnt gerade erst, ihre geldpolitische Medizin zu verabreichen.

So werden die Bären tagtäglich in den Ruin getrieben, während die Bullen eine große Börsenparty feiern. Den Anlegern, die es versäumt haben, sich voll und ganz auf Aktien zu konzentrieren, wird das Leben immer schwerer gemacht, da es kaum Rücksetzer gibt, die Gelegenheiten zum Kauf von Aktien wären.

Eine Möglichkeit, die Risikofreude an der Wall Street zu analysieren, ist ein Blick auf die tägliche Bewegung der Aktienmärkte. Ein Index der Societe Generale SA, der die Dynamik der verschiedenen Vermögenswerte abbildet, ist auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr gestiegen. Mit seinen 11 Komponenten – darunter Kupfer und Gold, zyklische und defensive Aktien, Kryptowährungen, hochverzinsliche Anleihen und mehr – hat der Index seit 2011 nur in etwa 5 % der Fälle einen solchen Aufwärtstrend erreicht.

Wall Street Stimmung am Maximum - Aktienmärkte feiern eine Börsenparty
Bullische Stimmung erreicht Maximum | Ein Indikator, der 11 Momentum-Indikatoren erfasst, erreicht den höchsten Stand seit über einem Jahr

Wall Street wirft alle Sorgen über Bord

„Die Anleger haben Anfang September von Rezessionsrisiken, politischer Unsicherheit und schlechten saisonalen Daten gehört – was sie dann bekamen, war eine große Zinssenkung der US-Notenbank und ein chinesisches Stimulus-Paket, was einen großen Stimmungsumschwung nach oben auslöste“, sagte Matt Miskin, Co-Chef-Anlagestratege bei John Hancock Investment Management. „Wir schließen ein Quartal ab, in dem das Risiko bei US-Small Caps, chinesischen Aktien und Hochzinsanleihen voll im Vordergrund stand.

Es ist ja nicht so, dass es keine Risiken an Aktienmärkten gibt, es gibt sogar eine Menge davon – allen voran überzogene Aktien-Bewertungen, geopolitische Spannungen, die US-Wahlen und ein Arbeitsmarkt, der sich stark abkühlt -, doch Pessimisten waren diese Woche kaum zu finden.

Der Optimismus, dass die größte Volkswirtschaft der Welt immer noch expandiert, auch wenn der Produktionssektor weiterhin stagniert, ließ die Stimmung in fast allen Anlageklassen – von Aktien über Gold bis Kryptowährungen – ansteigen.

Diese Woche gab es einen milden Anstieg des von der Fed bevorzugten Inflationsindikators, starke Daten zum Bruttoinlandsprodukt und einen Rückgang der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung. Und der unaufhaltsame Boom der künstlichen Intelligenz erweist sich weiterhin als unerbittlich, wobei Micron Technology als der jüngste Gewinner hervortrat.

All dies trug dazu bei, dass die US-Aktienmärkte in dieser Woche erneut zulegten und die Indizes S&P 500 und Dow Jones neue Rekordstände erreichten. Mit seinem 20-prozentigen Anstieg im Jahr 2024 erzielte der S&P 500 das beste Ergebnis in den ersten drei Quartalen seit 1997.

„Die aggressive Lockerung der Geldpolitik, angeführt von der US-Notenbank, während die Konjunktur noch einigermaßen robust ist, hält die Hoffnung auf eine sanfte Landung am Leben“, sagte Marija Veitmane, Senior Multi-Asset Strategist bei State Street. „Wir sehen auch, dass sich viele andere Zentralbanken der Lockerungspolitik anschließen, was den Risikoanlagen zusätzliche Unterstützung gibt.

Stimmung am Maximum – Vorsicht!

Ein Korb der am stärksten geshorteten Aktien von Goldman Sachs ist seit Jahresbeginn um 17 % gestiegen – das jüngste Anzeichen für den Schmerz der Aktien-Bären. Und Absicherungen aller Art schneiden vor dem Hintergrund der sogenannten „Alles-Rallye“ schlechter ab. Der Cambria Tail Risk ETF (Ticker TAIL), der gegen einen extremen Marktabsturz schützt, steuert auf das vierte Jahr in Folge auf Verluste zu.

Es gibt aber nicht nur gute Nachrichten. Momentum-Indikatoren deuten darauf hin, dass die Euphorie in nächster Zeit nur schwer aufrechtzuerhalten sein wird, auch wenn das Gesamtbild bullisch ist.

„Es ist taktische Vorsicht geboten“, so Manish Kabra von SocGen. „Aber grundsätzlich hat sich unsere Ansicht nicht geändert. Wenn die Fed dem vom Anleihemarkt vorgegebenen Zinspfad folgt, dürften wir eine starke zyklische Verbesserung und höhere Gewinne für die schwächsten Teile der Aktienmärkte sehen.“

Nachdem der Markt für Staatsanleihen in den letzten Wochen zugelegt hat, steigen die risikoreicheren Randbereiche der Anlagelandschaft. Ein Bloomberg-Index für hochverzinsliche US-Kredite hat mit einem Zuwachs von rund 8 % seit Jahresbeginn den besten Start seit fünf Jahren hingelegt.

Der Rest der Welt heizt die Hausse an. Die vom chinesischen Politbüro zugesagten Konjunkturmaßnahmen – die größten seit der Pandemie – verhalfen den chinesischen Aktienmärkten zu ihrer besten Handelswoche seit 2008, während Saudi-Arabien bereit zu sein scheint, sein inoffizielles Ölpreisziel aufzugeben und damit möglicherweise eine neue Ära niedrigerer Preise einzuläuten. Neben der Fed haben auch die Zentralbanken der Welt ihre Absicht bekundet, sich dem Zinssenkungszyklus anzuschließen, um das Wirtschaftswachstum zu unterstützen.

Geldpolitische Lockerungen der Zentralbanken beflügeln Aktien
Globale geldpolitische Lockerung | September war der stärkste Monat der Lockerung seit April 2020

Geldpolitische Lockerung treibt Aktienmärkte

Daten der Bank of America zeigen, dass sich der September 2024 zum größten Monat der weltweiten geldpolitischen Lockerung seit dem Pandemie-Crash entwickelt. In den USA rechnen die Händler mit kumulativen Zinssenkungen um 75 Basispunkte bis Ende 2024 – was eine weitere Jumbo-Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte einschließt.

Für Florian Ielpo von Lombard Odier Investment Managers sieht es da draußen langsam riskant aus. Aus diesem Grund diversifiziert sein Team seine Aktienwetten und sichert sich auf dem Volatilitätsmarkt ab.

„Der Begriff ‚vorsichtig optimistisch‘ hat in diesem Monat seine Bedeutung wirklich verdient“, sagt er. „Der Kurswechsel der US-Notenbank und das koordinierte Konjunkturprogramm Chinas haben zwar zwei der größten Sorgen der Finanzmärkte deutlich gemildert, verschwunden sind die Risiken damit aber nicht.

Für den Moment gibt es für die Aktienmärkte nur Jubel und Party. Der Momentum-ETF von BlackRock hat in dieser Woche ein Rekordhoch erreicht und ist in diesem Jahr um fast 30 % gestiegen. Ein 25-Milliarden-Dollar-Halbleiter-ETF ist in dieser Woche um 4 % gestiegen und hat damit die Gewinne des S&P 500 und des technologielastigen Nasdaq 100 in den Schatten gestellt.

„Der Markt zeigt uns, dass die Dinge diesmal anders laufen als bei früheren Zinssenkungszyklen“, sagte Jason Bloom, Leiter der Abteilung für festverzinsliche Wertpapiere, alternative Anlagen und ETF-Strategien bei Invesco. „Es gab genug Stress und genug Volatilitätsschübe, dass ich denke, dass wir diese Blase losgeschüttelt hätten, wenn es sie gegeben hätte. Die Dinge sind diesmal anders.“

FMW/Bloomberg



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