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Aktienmärkte nach PCE-Daten: Hoffnung auf Zinssenkungen

Vermutlich könnten die Aktienmärkte Hoffnung schöpfen aus den aktuellen PCE-Preisdaten. Hier dazu einige aktuelle Expertenstimmen.

Börsenkurse
Grafik: jakkphoto-Freepik.com

Die Aktienmärkte reagieren auf die aktuellen PCE-Daten wie? Noch unklar, aber es besteht Hoffnung. Exakt wie erwartet wurden um 14:30 Uhr die stark von der US-Notenbank Federal Reserve beachteten PCE-Preisdaten für Mai gemeldet. Es geht um die Preise für die Konsumausgaben der Amerikaner. 0,0 % Veränderung im Monatsvergleich, im Jahresvergleich +2,6 %, auch Kernrate wie erwartet.

Aktienmärkte: Vorsichtig hoffnungsfroh für sinkende Zinsen

Der folgende Chart zeigt den Vergleich im S&P 500 auf CFD-Basis (blaue Linie) im Vergleich zur Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen (orange). Die Rendite fällt seit 14:30 Uhr von 4,30 % auf 4,27 %, die Aktienmärkte tendieren vorsichtig positiv. Der S&P 500 liegt seit der PCE-Meldung unterm Strich mit 18 Punkten im Plus.

Grafik vergleicht Reaktion der Aktienmärkte mit denen von Anleiherenditen

Für Anleger, die auf weiter steigende Aktienmärkte hoffen, ist die Entwicklung der PCE-Daten erfreulich, siehe folgender Tweet. Es geht abwärts. Und damit steigt wohl auch die Hoffnung, dass die Federal Reserve die Zinsen senken kann. Nur wann? Für die Juli-Sitzung ist die Chance sehr gering. Wichtiger ist die Markterwartung für die September-Entscheidung der Zentralbank. Für diesen Termin liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Senkung um 0,25 Prozentpunkte laut CME Fed Watch Tool aktuell bei 61,1 %. Gestern lag die Wahrscheinlichkeit noch bei 59,5 %.

Was Analysten aktuell sagen

Staatsanleihen setzten ihre Juni-Rallye fort, da eine Abkühlung des von der Federal Reserve bevorzugten Inflationsindikators die Wetten verstärkt, dass die geldpolitischen Entscheidungsträger in diesem Jahr Spielraum für Zinssenkungen haben werden, so ordnet Bloomberg die PCE-Daten ein. Weiter schreibt man aktuell: Die Anleiherenditen sanken über die gesamte Kurve hinweg, wobei die Swap-Märkte fast zwei Zinssenkungen im Jahr 2024 einpreisten. Aktien tendierten nach oben.

Der so genannte Kernpreisindex für die persönlichen Konsumausgaben, bei dem die volatilen Lebensmittel und Energieposten herausgerechnet werden, stieg gegenüber dem Vormonat um 0,1 %. Dies war der geringste Anstieg seit sechs Monaten. Gegenüber dem Vorjahr stieg er um 2,6 % und damit so wenig wie seit Anfang 2021 nicht mehr. Die inflationsbereinigten Verbraucherausgaben stiegen um 0,3 %. Die Nominaleinkommen stiegen um 0,5 %.

„Das Ausbleiben von Überraschungen bei den heutigen PCE-Zahlen ist eine Erleichterung und wird von der Fed begrüßt werden“, sagte Seema Shah von Principal Asset Management. „Allerdings ist der geldpolitische Kurs noch nicht sicher. Eine weitere Verlangsamung der Inflation, idealerweise in Verbindung mit weiteren Anzeichen einer Aufweichung des Arbeitsmarktes, wird notwendig sein, um den Weg für eine erste Zinssenkung im September zu ebnen.“

Mary Daly, Präsidentin der Federal Bank of San Francisco, sagte gegenüber CNBC, dass die jüngsten Inflationsdaten darauf hindeuten, dass die Geldpolitik funktioniert, dass es aber noch zu früh ist, um zu sagen, wann eine Senkung der Kreditkosten angebracht ist. Am Freitag hatte ihr Amtskollege Thomas Barkin aus Richmond erklärt, die Inflationsschlacht sei noch nicht gewonnen, und die US-Wirtschaft werde wahrscheinlich widerstandsfähig bleiben, solange die Arbeitslosigkeit niedrig und die Bewertungen der Vermögenswerte hoch seien.

„Der Kern-PCE, die von der Fed bevorzugte Inflationskennzahl, war sehr ermutigend“, sagte Sonu Varghese von der Carson Group. „Damit dürfte die Fed auf dem richtigen Weg bleiben, um die Zinsen in diesem Jahr mindestens ein paar Mal zu senken, vielleicht schon im September“.

Quincy Krosby von LPL Financial stimmt zu, dass die jüngsten Daten die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im September erhöhen. Darüber hinaus deutet das unerwartet hohe persönliche Einkommen darauf hin, dass die Verbraucherausgaben – obwohl sie sich abgekühlt haben, da die Verbraucher in allen Einkommensschichten zunehmend anspruchsvoller geworden sind – weiter steigen können, wenn auch in einem bescheideneren Tempo. „Da alle Datenveröffentlichungen vom Markt sofort in die Einschätzung der künftigen Politik der Fed umgesetzt werden, sind die heutigen Berichte ausgesprochen positiv für die datenabhängige, aber immer noch vorsichtige Fed“, fügte sie hinzu.

Julian Howard von GAM Investments ist der Ansicht, dass die Hoffnung, die jüngsten Daten würden einen klaren Weg zu einer Lockerung der Geldpolitik signalisieren, angesichts der Entwicklung der zugrundeliegenden Komponenten des Indikators gedämpft werden sollte. Während die Bereiche Transport und Gesundheit einige Anzeichen einer Abkühlung zeigen, blieben die Ausgaben für Güter wie Software und Autos stabil. „Die Fed kann sich damit trösten, dass die Zahlen im Jahresvergleich zumindest niedriger sind, aber damit die Inflation wirklich auf die angestrebte 2 %-Marke sinkt, müssen die US-Verbraucher weniger ausgeben“, so Howard weiter.

Grafik zeigt Entwicklung der Inflation in den USA

Stuart Paul von Bloomberg Economics ist skeptisch, dass sich der Disinflationsprozess als anhaltend erweisen wird, da die langsam verlaufenden und klebrigen Kerndienstleistungskategorien die Inflation in der zweiten Jahreshälfte wahrscheinlich ankurbeln werden. „Wenn der Disinflationsprozess nach dem Sommer zum Stillstand kommt, wird es einer weiteren Abschwächung des Arbeitsmarktes bedürfen, um zu zwei Zinssenkungen in diesem Jahr zu kommen, anstatt der einen Senkung, die in der jüngsten Zusammenfassung der Wirtschaftsprognosen des FOMC vorgesehen ist“, sagte er.

Weitere Kommentare zu den PCE-Daten

David Alcaly von Lazard Asset Management: Ein zweiter Monat, in dem sich zeigt, dass das erste Quartal nach einer erheblichen Disinflation in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres wahrscheinlich nur ein „Stolperstein“ war. Die US-Notenbank dürfte nicht mehr viel Zeit benötigen, bevor sie mit Zinssenkungen beginnt und den Druck auf die Wirtschaft zu verringern beginnt.

Jamie Cox von der Harris Financial Group: Die PCE-Daten bestätigen die Disinflation – die Realeinkommen steigen, und das ist für das Szenario einer weichen Landung von großer Bedeutung. Der PCE-Kernwert liegt jetzt im Durchschnitt unter den SEP-Projektionen, die für das nächste Jahr 2-3 Senkungen vorsehen. Die Fed hat grünes Licht für Zinssenkungen.

Jeffrey Roach von LPL Financial: Die schwachen Inflationsdaten werden dafür sprechen, dass die Fed in den kommenden Monaten mit Zinssenkungen beginnen kann. Solange die Einkommen in einem gesunden Tempo wachsen, werden die Verbraucher weiterhin Geld ausgeben. Der Schlüssel ist der Arbeitsmarkt, und deshalb sollten wir unsere Aufmerksamkeit auf die nächste Woche anstehende Veröffentlichung der Lohnsumme außerhalb der Landwirtschaft richten, um einen neuen Blick auf den Arbeitsmarkt zu erhalten.

Bret Kenwell bei eToro: Die Juli-Sitzung ist wahrscheinlich noch zu früh für die Fed, um sich sicher genug zu fühlen, um die Zinsen zu senken. Wenn es jedoch im Sommer keine bedeutenden positiven Überraschungen bei den CPI- und PCE-Berichten gibt, könnte dies die Bühne für eine Zinssenkung im September bereiten und die Fed möglicherweise auf den Weg bringen, die Zinsen in diesem Jahr mehr als einmal zu senken. Andererseits werden ein paar unerwartet gute Berichte die erste Zinssenkung der Fed in diesem Zyklus wahrscheinlich verzögern.

Rajeev Sharma von Key Wealth: Die PCE-Daten für Mai entsprachen genau den Erwartungen, was der Markt als Fortschritt bei der Inflation und als Argument für eine erste Zinssenkung im September ansieht. Die Fed wird jedoch weiterhin auf Geduld und mehr Daten drängen, die zeigen, dass die Inflation auf 2 % zusteuert. Die Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Fed und den Markterwartungen hinsichtlich des Zeitpunkts der ersten Zinssenkung wird weiterhin für Volatilität am Anleihemarkt sorgen.

FMW/Bloomberg



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2 Kommentare

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Bis zu den ominösen 6000 Punkten, hat der sehr marktbreite Leitindex der USA, der S&P 500, schon noch Luft, auf Sicht der nächsten sechs bis 12 Monate…( oder aber wahrscheinlich wäre schon zum Jahresende , das Kursziel erreicht )…

    Dann aber erwarte ich eine sehr kräftige Korrektur, deren Ende eindeutig und ausschließlich von den Notenbanken abhängen wird.

    Im Augenblick gehen fast zwei Drittel der Marktteilnehmer davon aus, das die FED im September zum ersten male wieder die Zinsen senken wird.

    Damit wäre die kurze Zeit der höheren Zinsen auch schon wieder vorbei….

    Diese Aufwärtsbewegung geht seit dem März des Jahres 2009…zu 75 Prozent angetrieben von den Notenbanken und zu 25 Prozent erfolgte das Wachstum aus dem Markt selbst…

    Das heißt im Klartext, der Korrekturbedarf wäre, theoretisch zumindest, gewaltig…

    Theoretisch könnte der S&P 500 nach dem Erreichen der 6000er Marke auch noch gemächlich weiter steigen, ganz gemächlich allerdings…einen signifikanten Ausbruch nach oben erwarte ich aber nicht…

    Denn dieser Trend ist schon ein Optimal- Szenario ohne jegliche Krisen und Crashs…

    Man erhält diese 6000er Marke ,wenn man den Graph des Indexes, von 95 über 2000 ,bis heute weiterzieht und dabei sämtliche Krisen und Crashs konsequent ignoriert…

    Es ist also im Wesentlichen schon ein Optimal oder Ideal- Index…

    Wer denkt das wäre viel, irrt sich gewaltig, sind nämlich mehr keine 10 Prozent…nicht viel also bis zum wahrscheinlichen Jahresende…

    1. Sebi. Vor ein paar Monaten haben Sie sich darüber ausgelassen wie aberwitzig die Indizes seit der Jahrtausendwende gestiegen sind und kaum noch Luft nach oben ist. Jetzt ist aufeinmal alles kein Problem mehr.

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