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Zu gute Lage kann Problem für Notenbanken werden Aktienmarkt: „Größtes fehlgepreistes Kapitalmarktrisiko in 2023“

Wird die zu gute Konjunktur zur Falle für die Notenbanken, und damit letztlich zu einem Problem für den Aktienmarkt?

Seit mehreren Wochen sieht man die Rally am Aktienmarkt. Die Inflation in den westlichen Industrienationen geht langsam zurück, und die Anzeichen für eine Vermeidung einer Rezession mehren sich, so jüngst in Europa mit einem leicht positiven BIP. Auch wenn die Inflation in den USA für den Monat Januar gestern mit 6,4 % gemeldet wurde statt 6,2 % in den Erwartungen – der Trend ist seit Monaten rückläufig (orange Linie im Chart), und das ist doch eher positiv für den Aktienmarkt? An einer problemlos weiter laufenden Rally sind Zweifel angebracht, wenn man etwas weiter in die Zukunft blickt.

S&P 500 im Verlauf seit September 2021 im Vergleich zur Inflation in den USA

Die Chance, eine Rezession gänzlich zu vermeiden, hat dem Aktienmarkt im noch jungen Jahr einen unerwarteten Höhenflug beschert. Gleichzeitig baut sich damit aber auch ein bisher wenig beachtetes Risikoszenario auf, so Bloomberg aktuell. Grundsätzlich geht der Markt nach wie vor davon aus, dass die Notenbanken in Europa und den USA die Leitzinsen noch einige Male anheben werden, um dann eine Pause einzulegen, abzuwarten, zu analysieren, und im Fall der Fälle den wirtschaftlichen Abschwung mit Zinssenkungen abzufedern.

Wenn jedoch die wirtschaftliche Aktivität sich weiter deutlich besser entwickelt als bisher erwartet und Zentralbanken nach der “Zinspause” plötzlich anfangen müssen, die Zinsen erneut anzuheben, anstatt zu senken, dann könnte es für die Kapitalmärkte erneut holprig werden — insbesondere, wenn all die positiven Nachrichten bereits eingepreist sind.

Rückläufige Inflation in den USA verliert an Schwung

Nomura-Stratege Charlie McElligott bezeichnete ein solches Szenario jüngst als “das größte fehlgepreiste Kapitalmarktrisiko im Jahr 2023.” Die gestrigen US-Inflationsdaten können daher als kleine Warnung verstanden werden. Zwar ist Die Inflationsrate im Vergleich zum Vormonat erneut gesunken, aber die Abwärtsdynamik lässt nach, und zudem lag die Jahresteuerung mit 6,4% erstmals seit Oktober wieder über dem Erwartungswert. Freilich ist das kein echter Schocker für den Aktienmarkt. Aber es ist eine rechtzeitige Erinnerung daran, dass die Preisdynamik noch lange nicht ad acta gelegt werden sollte.

FMW/Bloomberg/Erster Chart TradingView



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2 Kommentare

  1. …es könnte aber auch bedeuten, dass die Konjunktur doch besser läuft, die Unternehmen keine größeren Gewinneinbrüche zu befürchten haben und die Aktienmärkte weiterhaussieren…es besteht halt zusätzlich eine weitere Anlagemöglichkeit bei höheren Zinsen…das ist das Risiko, aber wenn die Anleger sich sagen, dass ihnen 3-4 % Zins auf dem Konto nicht genügen, sondern sie an den steigenden Aktienkursen teilhaben wollen, dann wird das Risiko für die Aktienbörsen wieder geringer…

  2. Wenn ich es mir ansehen wie der Markt auf die vielen Warnungen seitens der Zentralbanken reagieren muss ich feststellen, das der Markt den Banken nicht mehr glaubt. Der Markt schreibt seine eigene Geschichte. Eine andere als die zarten Versuche der ZB, hier etwas Einhalt zu gewähren. Insofern besteht eine Disharmonie zwischen den Entscheidern einerseits und den Entscheidungen der Märkte andererseits. Eine Seite wird auf längere Sicht nachgeben müssen. Und ich bin mir nicht ganz sicher, ob es DIE MÄRKTE sind. Sobald man glaubt das die ZB Angsthasen gleich die Flucht ergreifen, sollte uns Angst und Bange werden. Dann droht der Schwanz mit dem Hund zu wedeln.

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