Ein sinkender Auftragsbestand in einem Unternehmen bedeutet: Es kommen weniger neue Aufträge hinein, als gerade im laufenden Betrieb abgearbeitet werden. Solange noch genug Altbestand da ist, fällt das nicht so auf. Wirklich sichtbar wird das Problem erst, wenn kein Altbestand mehr da ist, um die Produktion am Laufen zu halten. Heutige Daten vom Statistischen Bundesamt zeigen: Der reale (preisbereinigte) Auftragsbestand in der deutschen Industrie (Verarbeitendes Gewerbe) ist im September im Monatsvergleich saison- und kalenderbereinigt um 0,8 % zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat September 2022 lag der Auftragsbestand kalenderbereinigt 5,4 % niedriger. Die Grafik zeigt es: Nach Corona gab es einen großen Nachholeffekt, die Aufträge stiegen kräftig und damit auch der Auftragsbestand. Und nun seit einem Jahr geht es langsam bergab, Aufträge werden abgearbeitet, weniger neue rücken nach.
#Auftragsbestand in #Industrie im September 2023: -0,8 % zum Vormonat
Zur Einordnung:
Der Rückgang ist maßgeblich auf die Bereiche #Maschinenbau (saison- und kalenderbereinigt -2,7 %) und die #Automobilindustrie (-2,9 %) zurückzuführen. 1/3 pic.twitter.com/2gmlUk8emA— Susanne Hagenkort-Rieger (@hagrie) November 17, 2023
Sinkender Auftragsbestand in der Industrie – die Gründe
Der Rückgang im Auftragsbestand im Vormonatsvergleich ist laut Aussage der Statistiker maßgeblich auf die Bereiche Maschinenbau (saison- und kalenderbereinigt -2,7 %) und die Automobilindustrie (-2,9 %) zurückzuführen. Insbesondere in der Autoindustrie hatten sich in den Jahren 2020 bis 2022 aufgrund von Lieferengpässen historisch hohe Auftragsbestände angestaut. Dazu die Aussagen der Statistiker im Wortlaut: „Seit Januar 2023 ist der Auftragsbestand in diesem Bereich nun rückläufig. Trotz des starken Rückgangs im Jahresverlauf sind die Auftragsbestände in der Automobilindustrie in einer längerfristigen Betrachtung aber noch auf einem hohen Niveau. Ähnlich, jedoch weniger ausgeprägt, ist die Lage im Maschinenbau.“
Weitere Detailangaben: Die offenen Aufträge aus dem Inland reduzierten sich im September 2023 gegenüber August 2023 um 0,9 %, der Bestand an Aufträgen aus dem Ausland verringerte sich um 0,7 %. Bei den Herstellern von Investitionsgütern ging der Auftragsbestand um 1,0 % zurück. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern stieg der Auftragsbestand um 0,2 % und bei den Herstellern von Konsumgütern sank er um 0,2 %.
Reichweite des Auftragsbestands auf 7,0 Monate gesunken
Im September 2023 ging die Reichweite im Auftragsbestand auf 7,0 Monate (August 2023: 7,1 Monate) zurück. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern blieb die Reichweite unverändert bei 3,7 Monaten. Bei den Herstellern von Investitionsgütern sank die Reichweite auf 9,6 Monate (August 2023: 9,8 Monate). Bei den Herstellern von Konsumgütern blieb sie unverändert bei 3,4 Monaten.
Die Reichweite gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten. Sie wird als Quotient aus aktuellem Auftragsbestand und mittlerem Umsatz der vergangenen zwölf Monate im betreffenden Wirtschaftszweig berechnet.
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