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902 Bestellungen im Juni Auftragseingänge-Sensation: Es lag wohl doch „nur“ an Airbus

Die Auftragseingänge der Industrie steigen unerwartet sensationell an. Dies lag aber offenbar nur an einem einzigen Unternehmen.

Sensation: Wie wir heute bereits meldeten, stiegen die Auftragseingänge der deutschen Industrie im Juni im Monatsvergleich um unglaubliche 7 %. Ist das die große Wende in der Industrie, geht es bergauf, die Rezession fällt aus? Nein. Wenn man auf zahlreiche Veröffentlichungen schaut, zum Beispiel jüngst auf den Maschinenbau, sieht man einen breit angelegten Rückgang der Aufträge. Aber das Statistische Bundesamt weiß es besser?

Vermeintlich schöner Anstieg der Auftragseingänge

Nein, beim genauen Blick auf die Details sagen die Statistiker auch, dass dieser Anstieg der Auftragseingänge auf Großaufträge zurückzuführen ist, und dass der Gesamtschnitt ohne Großaufträge negativ gewesen wäre. Und nun sind wir noch etwas schlauer. Dieser Anstieg im Juni um 7 % im Vergleich zu Mai – ein sensationelles Plus – lag wohl nicht an der Rüstungsindustrie, die viele Aufträge für die Ukraine oder die Nachrüstung der Bundeswehr erhalten hat. Es lag wohl nur an einem einzigen Hersteller, nämlich Airbus.

Airbus mit 902 Bestellungen im Juni

Bloomberg meldet dazu aktuell: In der Destatis-Mitteilung wird auf einen Großauftrag in der Luft- und Raumfahrtindustrie hingewiesen. Dies fällt mit einem Schub bei Airbus zusammen, wo man im Juni 902 Flugzeugbestellungen verbuchte. Der deutsch-französische Flugzeughersteller hat ein großes Werk in Hamburg und kleinere Standorte im Rest des Landes. Weniger vielversprechend sind die Aussichten, denn die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe für Juli zeichnen ein düsteres Bild. Die Industrie leidet unter der schwachen Nachfrage in China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, die ihrerseits an Schwung verliert.

Die am Montag zur Veröffentlichung anstehende Industrieproduktion für Juni dürfte laut Schätzungen von Analysten wahrscheinlich gesunken sein und damit unter dem Niveau des ersten Quartals bleiben. Die am heutigen Freitag veröffentlichten Zahlen zur französischen Industrieproduktion weisen bereits in diese Richtung. Sie sank im Juni um 0,9% und damit stärker als die von Ökonomen prognostizierten 0,3%. Auch in Spanien fiel die Industrieproduktion im Juni mit einem Rückgang um 1% stärker als erwartet.

Airbus-Werk in Hamburg
Airbus-Werk in Hamburg. Photographer: Krisztian Bocsi/Bloomberg

FMW/Bloomberg



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10 Kommentare

  1. Salute Herr Kummerfeld,

    komme ich auf Grund Ihrer gemachten Angaben nicht weiter. Ich bitte höflichst um Hilfe:
    In dem von Ihnen gemachten „Quellen“ finde ich keinen zu dem airbus-Auftrag über 902 Flugzeuge, die alleinig für 7 % Steigerung der Auftragseingänge verantwortlich sein sollen.

    Pressemitteilung:
    https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/08/PD23_309_421.html

    Industrie, Verarbeitendes Gewerbe Auftragseingangsindex ohne Großaufträge
    https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Industrie-Verarbeitendes-Gewerbe/Methoden/Erlaeuterungen/auftragseingang-ohne-grossauftraege.html

    Korrekt ist, dass wohl erstmalig in dieser Art erstellt worden ist; nämlich die Trennung von Großaufträgen (inklusive: + 7%) und dem „Rest“ (nur die: -2,6 %).
    Aber die Ursache wird in den Veröffentlichungen nicht genannt.

    Können Sie mir bitte mitteilen, woher Sie wissen, dass die Bestellung über 902 Flugzeuge für fast 10 % Auftragswachstum verantwortlich sein soll?

    Ansonsten bedanke ich mich bereits im Voraus für Ihre tolle Arbeit und Unterstützung.

    Grüße

    Ludger

  2. Salute Herr Kummerfeld,

    nach erneuter kursorischer Durchsicht Ihres o.g. Artikels bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass der sog. Airbus-Großauftrag der alleinige Grund für das Auftragseingängewachstum von 7 % verantwortlich.

    Da kann so nicht sein. Da stellen sich mir die Nackenhaare auf!

    Angenommen der Auftrag von 902 Flugzeugen ist tatsächlich hier in Deutschland volkswirtschaftlich zu berücksichtigen, dann wären 7 % zu wenig. Laut meinen Quellen von 2018 (https://www.flugrevue.de/zivil/flaggschiffe-im-liniendienst-top-10-die-teuersten-passagierflugzeuge-der-welt/) kostet ein Flugzeug laut „Katalog“ zwischen 150 bis 425 Mio. EUR.

    Näherung: Hier also 1000 x 250 Mio. EUR = 250 Mrd. EUR!
    (—> Abzüglich eines Rabattes: 50 %; macht 125 Mrd. EUR)

    Übrigens im Bundeshaushalt 2020 betrugen die Ausgaben für EIN Jahr 362 Milliarden Euro!

    Aus meiner Sicht ist deswegen Ihre Erklärung nicht plausibel.
    – Aber ich bin bereits in der Klärung – es ist ja Fr.! Dauert noch etwas bis ich erneut auf Sie zukomme…

    Ciao
    Ludger

  3. 07.07.2023. Erste Meldungen von Zeitungen, das INDI GO 500 A 320 neo bestellt.
    Und noch eine ind. Flugg. Grossbestellungen abgab.
    Die damalige Berichterstattung besagte, es wären die größten Bestellungen eher gewesen.
    Obs stimmt?

  4. moin,
    leider liegt es nicht an dem tollen Auftragseingang bei Airbus.
    Sondern an der Lieferketten- „Umstellung“ der Industrie »Friend-shoring« deshalb schwächelt auch China…..
    Es kommt also dort an wo es weh tut.
    Quellen:
    https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/entwaldungsfreie-produkte-2193744
    https://www.zetes.com/de/supply-chain-visibility/supply-chain-visibility/die-top-5-supply-chain-prognosen-2023-von-zetes
    usw. einfach googel`n
    Wer sich jetzt gut positioniert wird am unweigerlich kommenden Aufschwung profitieren.
    Die Zeitenwende kommt in der Industrie u. Finanzwelt an, China u. auch die USA zeigen wie verlässlich Verträge sind, Trump u. Putin und politische Trittbrettfahrer tun ihr übriges dazu.
    Die Welt wird sich bald anders drehen als bisher, wer dies erkennt hat gute Karten in der Zukunft.
    Mein Tipp: Immer Mehrgleisig fahren, dann kann auch ein Gleis repariert oder verändert werden.

    Und nicht vergessen: Existenzkapital und Investitionskapital trennen.

    Viel Glück (nicht nur in der Liebe)

  5. Zumal der Auftragseingang nicht in Deutschland erfolgt ist. Airbus Sitz ist Blagnac, Frankreich. Daher würden diese Umsätze dann auch erstmal nach Frankreich gehen, hier wird auch fakturiert.

    Dazu werden die Aufträge an die Lieferkette erst wesentlich später geschrieben und als Auftragseingang verbucht, also auch hier hat es keinen Einfluß.

    Leider ist dieser Artikel und die Behauptungen ziemlicher Nonsens.

  6. Mindestens thematisiert man solche Grossaufträge auf FMW und rückt sie ins rechte Licht.Die kommenden Zahlen müssten wegen dem Basiseffekt schlechter ausfallen. Der GRÖSSTe PERMABULLE , Mario Lochner, feiert diese verzerrten Auftragseingänge wie ein kleiner Börsenanfänger ohne jeden Hinweis auf diesen Grossauftrag. Dieser Ökognom wird nächstens richtig auf die Schnauze fallen mit seiner Perma- Bullonomie.

    1. Deutscher Jammerlappen

      Oh Mann, meiner Firma geht es richtig schlecht! Ok, ich habe einen Großauftrag, der mich die nächsten 10 Jahre voll beschäftigt und auslastet. Aber ohne dem würde es wirklich mau aussehen!
      Und dann auch noch dieser schreckliche Basiseffekt. Aufgrund der letztjährigen Rekordgewinne kann der Weg eigentlich nur steil bergab hinunter ins tiefe dunkle lange Tal führen!
      Oh weh, oh Zeter und Mordio! 😢😱

    2. @ Jammerlappen, Jemand der nur einen Funken Ahnung von Handel hat weiss, dass hundert kleinere Aufträge mit guten Margen tausendmal besser sind als ein Grossauftrag zu Tiefstpreisen.Aber in einem Land wo ein Kinderbuchautor die Leistungen einer ganzen Generation ruinieren darf ist das wohl zu hoch gegriffen.

      1. @Wirtschafts Azubi
        Es wäre interessant zu erfahren, woher Sie so genau die Margen der deutschen Industrie bei verschiedenen Auftragsgrößen kennen. Immerhin hat beispielsweise Airbus nur einen ernsthaften Mitbewerber, meinen Sie wirklich, dass bei derart mangelndem Angebot zu Tiefstpreisen angeboten wird? Oder ist das eher so ein nebulöser Glaube, um möglichst schnell zum Lieblingsthema Kinderbuchautor und Ruin überleiten zu können?

  7. Nicht von der Rüstungsindustrie, sondern von Airbus. Aha. Airbus ist einer der größten Rüstungskonzerne in Europa, der freilich auch im zivilen Sektor tätig ist, genau wie übrigens auch Boeing.
    Wenn Airbus nun Aufträge vergeben hat, kann man allein an den Zahlen nicht wissen, welcher Bereich von Airbus dafür verantwortlich ist.

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