Allgemein

Der erste Blick kann täuschen Banken: Gewinne verdreifacht in 2021 – wie dieser Zaubertrick möglich war

Die Banken in Deutschland haben im letzten Jahr ihre Gewinne nach Steuern verdreifacht. Dies liegt aber nicht am tollen Kerngeschäft, sondern vor allem am Netto-Bewertungsaufwand.

Bankentürme in Frankfurt

Blicken wir zuerst auf die Bruttogewinne vor Steuern: Laut heutigen Angaben der Bundesbank (Bericht Seiten 67-93) haben alle deutschen Banken insgesamt im letzten Jahr 27,1 Milliarden Euro Gewinn gemacht, ein Plus von 12,8 Milliarden Euro gegenüber 2020 – also mal eben verdoppelt! Die Gewinne der Banken lagen laut Bundesbank damit erstmals seit 2017 weit oberhalb des langfristigen Mittels von 18 Milliarden Euro. Die Ertragslage der deutschen Kreditinstitute habe sich laut Bundesbank im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr stark verbessert.

Die Barkow Consulting sagt aktuell über die Nettogewinne (nach Steuern): Die Deutsche Bundesbank meldete soeben, dass sich die Gewinne der deutschen Banken im Jahr 2021 mit 17,3 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr fast verdreifacht haben. Dies ist ein Anstieg um 11,5 Milliarden Euro und der größte seit 2011. Damit bestätigt sich auch ein Trend, den die EZB bereits vor einiger Zeit gemeldet hatte, nämlich dass sich die Gewinne der deutschen Banken im Jahr 2021 fast verdoppeln werden. Die Bundesbank meldete den dritten Jahresverlust der großen Geschäftsbanken in Folge, während die Genossenschafts- und Regionalbanken neue Rekordwerte verzeichneten. Letztere profitierten von Brexit-bedingten Vermögensübertragungen für ausländische Banken.

Gewinne der Banken sprudeln – vor allem wegen dem stark reduzierten Netto-Bewertungsaufwand

FMW: Wer im Bundesbank-Bericht nur die Headline liest, sieht quasi nur Glanz und Gloria. Den Banken muss es ja sensationell gut gehen, vor allem wenn man daran denkt, dass die Kreditwirtschaft letztes Jahr noch komplett im Nullzins-Verlies der EZB gefangen war. Die Gewinne der Banken sind aber nicht so sensationell angestiegen, weil Provisionserträge oder andere aktive Geschäftsfelder im letzten Jahr so gut liefen. Der Grund ist zu finden in der höheren Vorsorge für die Corona-Pandemie, die in 2021 wieder aufgelöst wurde. Diese Auflösung wurde dann in die Gewinne gebucht. Dazu sagt die Bundesbank, im Wortlaut:

Drei Viertel des Anstiegs (der Gewinne) resultierten aus einem im Jahresvergleich um gut 70 % reduzierten Netto-Bewertungsaufwand. Vor dem Hintergrund einer kräftigen gesamtwirtschaftlichen Erholung und da die zu Beginn der Coronavirus-Pandemie befürchteten Kreditausfälle ausblieben, bildeten die deutschen Banken deutlich weniger Risikovorsorge als im Vorjahr und lösten im Jahr 2020 gebildete Risikovorsorge teilweise wieder auf. Der Anstieg der operativen Erträge um rund 5% trug zwar ebenfalls wesentlich zur Verbesserung des Jahresüberschusses vor Steuern bei. Er war allerdings nur etwas mehr als halb so bedeutend wie der Rückgang des Netto-Bewertungsaufwands. Belastet wurde der Jahresüberschuss vor Steuern dagegen durch einen Anstieg der Verwaltungsaufwendungen gegenüber dem Jahr 2020 um rund 6 %. Dies führte trotz gestiegener operativer Erträge zu einer leichten Verschlechterung der Wirtschaftlichkeit: Die Aufwand-Ertrags-Relation der deutschen Kreditinstitute stieg im Berichtsjahr um 0,6 Prozentpunkte auf 72,9 %.

Der Netto-Bewertungsaufwand verringerte sich im Berichtsjahr um 9,7 Mrd € auf rund ein Viertel seines Vorjahreswertes. Mit insgesamt 3,6 Mrd € lag er nicht nur deutlich unter seinem langfristigen Mittel von 13,5 Mrd €. Der Rückgang im Jahr 2021 glich vielmehr auch die pandemiebedingte Verdoppelung des Netto-Bewertungsaufwands des Vorjahres mehr als aus und trug maßgeblich zur Erhöhung des Jahresüberschusses vor Steuern im Berichtsjahr bei.

Die deutschen Kreditinstitute bildeten deutlich weniger Risikovorsorge als im Vorjahr und lösten im Jahr 2020 gebildete Risikovorsorge im Berichtsjahr teilweise wieder auf. So halbierten sich die Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Forderungen und bestimmte Wertpapiere sowie Zuführungen zu Rückstellungen im Kreditgeschäft und lagen im Berichtsjahr mit 7,0 Mrd € deutlich unterhalb des langfristigen Mittels von 17,4 Mrd €. Gleichzeitig verdoppelten sich die Erträge aus Zuschreibungen zu Forderungen und bestimmten Wertpapieren sowie aus der Auflösung von Rückstellungen im Kreditgeschäft gegenüber 2020 auf 3,4 Mrd €. Im Vorjahr war diese Position noch rückläufig. Absolut gesehen machte der Rückgang der Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Forderungen und bestimmte Wertpapiere sowie Zuführungen zu Rückstellungen im Kreditgeschäft mit 7,9 Mrd € gut 80 % des gesamten Rückgangs des Netto-Bewertungsaufwands aus.

Für diese Entwicklung gab es mehrere Ursachen. So blieben die zu Beginn der Coronavirus-Pandemie befürchteten hohen Kreditausfälle nicht zuletzt aufgrund der umfangreichen fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen aus. Zudem schätzten die deutschen Banken vor dem Hintergrund einer insgesamt günstigeren gesamtwirtschaftlichen Lage und eines bis zum dritten Quartal 2021 rückläufigen Anteils notleidender Kredite am gesamten Kreditvolumen die Kreditrisiken weiterhin als niedrig ein.

Insbesondere die Sparkassen und Kreditgenossenschaften, die im Berichtsjahr zusammen mehr als die Hälfte des aggregierten Jahresüberschusses vor Steuern erwirtschafteten, aber auch die Großbanken reduzierten ihren Netto Bewertungsaufwand im Vorjahresvergleich um rund 90 % und mehr. Bei den Sparkassen und Kreditgenossenschaften waren allerdings im Gegensatz zur Gesamtentwicklung vergleichsweise große Teile des Rückgangs beim NettoBewertungsaufwand auch auf gestiegene Erträge aus Zuschreibungen zu Forderungen und bestimmten Wertpapieren sowie aus der Auflösung von Rückstellungen im Kreditgeschäft zurückzuführen. Die Regional- und sonstigen Kreditbanken reduzierten ihren Netto-Bewertungsaufwand mit rund 40 % hingegen vergleichsweise moderat, obwohl sie im Vorjahr absolut gesehen den größten Beitrag zum Anstieg des Netto-Bewertungsaufwands geleistethatten.

Grafik von Barkow Consulting über Gewinne der Banken seit dem Jahr 2010

Zahl der Zweigstellen sinkt weiterhin schnell

Laut Bundesbank-Daten gab es in 2019 noch 26.620 Zweigstellen von Banken. 2020 waren es noch 24.060, und 2021 nur noch 21.697. Der schon vor Corona mit voller Kraft laufende Trend zum Abbau der Filialnetze setzt sich immer weiter fort.

FMW/Deutsche Bundesbank/BarkowConsulting



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage