Die Zinswende der EZB, die erst seit Juni 2022 läuft, wurde bereits seit Januar 2022 im Markt für Bauzinsen umgesetzt, da steigende Zinsen absehbar waren. Entsprechend hat sich die große Wende am deutschen Immobilienmarkt dann im letzten Jahr auch kraftvoll vollzogen. Die Bauzinsen lagen vor genau einem Jahr noch bei glatt 1,0 % – heute sind es für 10 Jahre Sollzinsbindung laut Interhyp 3,61 %. Viele Folgewirkungen sind längst sichtbar geworden. Deutlich weniger Baugenehmigungen, spürbar fallende Immobilienpreise, und ein großer Käuferstreik. Für private wie gewerbliche Bauherren werden Neubauten unrentabel beziehungsweise nicht mehr bezahlbar. Aktuell wird dieser Trend untermauert durch die stark rückläufigen Daten bei Baufinanzierungen in Deutschland. Die Zahlen sind eindeutig, und auch die negative Korrelation zu den steigenden Zinsen ist unbestreitbar. Zinsen auf, Baufinanzierungen runter.
Neugeschäft bei Baufinanzierungen mit niedrigstem Volumen seit 11 Jahren
Wie heute veröffentlichte Daten der Barkow Consulting zeigen, war das Neugeschäft bei Baufinanzierungen in Deutschland im Dezember 2022 erneut „sehr, sehr schwach – man könnte auch sagen rekordschwach“. Absolut war das Volumen neuer Baufinanzierungen im Dezember gegenüber dem ebenfalls sehr schwachen Vormonat nahezu unverändert bei 13,5 Milliarden Euro. Damit liegt das Volumen weiterhin auf dem niedrigsten Stand seit über 11 Jahren. Der Absturz im Chart, der bis 2003 zurückreicht, zeigt den enormen Absturz. Hier sehen wir den Verlauf anhand des Euro-Volumens beim Neugeschäft.
Erneut Rekordrückgang von über 43 % gegenüber Vorjahr
Im folgenden Chart sehen wir den Rückgang beim Neugeschäft bei Baufinanzierungen in Prozenten dargestellt. Der graue Kasten zeigt die Phase der Zinsanhebungen der EZB, seit Juni 2022 von 0,00 % auf aktuell 3,00 % (hier eine Übersicht der EZB-Zinsen). Gleichzeitig vollzog sich die große Wende am Immobilienmarkt. Das abgeschlossene Neufinanzierungsvolumen bei Baufinanzierungen lag laut Barkow im Dezember 43 % unter dem Vorjahresniveau, und stellt so betrachtet bereits den vierten Negativrekord in Folge seit Beginn der Datenaufzeichnungen im Jahr 2003 dar. Gegenüber dem Höchststand von 32,3 Milliarden Euro aus dem März 2022 beträgt der Rückgang weiter fast 60 %.
Blick auf Aktualität mit Schufa-Daten
Seit der Corona-Pandemie gibt es zudem alternative Daten des Statistischen Bundesamtes, die auf neu abgeschlossenen Hypotheken auf der Basis von SCHUFA-Anfragen beruhen. Die Daten sind zwar vielleicht etwas weniger repräsentativ, werden laut Barkow aber zeitnaher gemeldet und reichen daher bereits jetzt bis Ende Januar 2023. Barkow nutzt diese Daten als Indikation für den aktuellen Rand seines Daten-Monitorings. Nachdem es im Dezember ja eigentlich etwas besser aussah, weist der jüngste SCHUFA-Datenpunkt für Januar laut Barkow erneut einen Rekordrückgang bei den neuen Baufinanzierungen von 41 % gegenüber dem Vorjahr aus. Nach einer Besserung der Lage sehe das nicht aus.
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Wenn man dann noch die Bau- und Immobilienpreisinflation einbezieht, dann ist das aktuelle Volumen sehr deutlich unter dem Niveau von 2005. D.h. viel weniger Transaktionen. Das wird definitiv erhebliche Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft haben.
Mal sehen ob für diese etwa 600 Tsd. (ich nehme an Sozialwohnungen) Geld da ist.
ntv mobil: +++ 12:07 Studie: Ukraine-Flüchtlinge brauchen 600.000 zusätzliche Wohnungen +++
https://www.n-tv.de/23143824
Viele Grüße aus Andalusien Helmut
Pingback: Aktuelles vom 6. Februar 2023 | das-bewegt-die-welt.de
2030 wird erst so richtig lustig: da werden auf einen Schlag 2-3 Mio. Wohnungen wegen fehlender „Energieeffizienz“ für unbewohnbar erklärt.
Hallo curryculum,
ja, es wird wie mit den Kohlekraftwerken und Gas aus Fracking. „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern und was interessiert mich die Umwelt“
Da sind alle Ideologen und Sektenführer auf der Welt gleich.
Viele Grüße aus Andalusien Helmut
Hallo Helmut
Wie sieht es in Spanien aus?
Wir sind in Portugal unterwegs und im Süden fallen die Preise bereits, dass heißt es gibt überhaupt wieder Angebote.
Grüße
Hallo Chris,
ja, es gibt zumindest hier auf dem Land viele Angebote. Kleine Häuschen mit viel Land drumherum, wo die Bewohner altersbedingt verstorben sind.
Es ist aber auch so, dass der Kauf einer Immobilie oft daran scheitert, dass die Leute die Zinsen nicht zahlen können. 2 Häuschen sind in der Nähe verkauft worden. Eines an einen Softwareentwickler und ein anderes Häuschen an eine Firma, die medizinisches Cannabis herstellen und im Internet vertreiben. Beide aus Deutschland.
Viele Grüße aus Andalusien Helmut