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Das Orakel von Omaha Berkshire: Darum hortet Warren Buffett Cash und verkauft Apple

Berkshire: Darum hortet Warren Buffett Cash und verkauft Apple
Pappfigur von Warren Buffett. Foto: Dan Brouillette/Bloomberg

Es war mal wieder so weit, wie in jedem Jahr strömten Tausende Börsianer aus der ganzen Welt in den Bundesstaat Nebraska, um das „Orakel von Omaha“ Warren Buffett zu sehen. Auch diesmal lauschten sie gespannt seinen Worten und gewannen dabei neue Einblicke in das Firmenkonglomerat. Wie das Unternehmen berichtet, hat der Cash-Bestand von Berkshire Hathaway einen weiteren Rekordwert erreicht, da der Milliardär Warren Buffett nach wie vor mit einem Mangel an langfristigen Investitionsmöglichkeiten zu kämpfen hat. Interessant auch: Berkshire verkauft weiter Apple-Aktien, bleibt aber der größte Aktionär des iPhone-Herstellers.

Berkshire Hathaway hortet Cash

Wie Bloomberg berichtet, stieg der Bargeldbestand des Unternehmens zum Ende des ersten Quartals auf 189 Mrd. USD und übertraf damit den zum Jahresende erreichten Rekord. Außerdem meldete Berkshire für das erste Quartal einen Betriebsgewinn von 11,2 Mrd. Dollar gegenüber 8,07 Mrd. Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Obwohl Buffett die Investitionsmöglichkeiten fehlen, laufen die Geschäfte weiterhin gut.

Warren Buffett, der inzwischen ein stolzes Alter von 93 Jahren erreicht hat, beklagt seit langem einen Mangel an bedeutenden Deals, die dem Unternehmen seiner Meinung nach die Chance auf „atemberaubende“ Ergebnisse geben würden. Selbst als das Unternehmen in den letzten Jahren verstärkt Akquisitionen tätigte, darunter ein 11,6 Milliarden Dollar schweres Geschäft zum Kauf der Alleghany Corporation und der Kauf von Anteilen an Occidental Petroleum fiel es Berkshire schwer, größere Investitionen zu tätigen. Das hat dazu geführt, dass Buffett über immer mehr Cash verfügt – einen, wie er es nannte, konkurrenzlosen Berg von Kapital – als er und sein Team schnell investieren konnten.

Warren Buffett: Es gibt einen Mangel an Investitionsmöglichkeiten
Teilnehmer der jährlichen Hauptversammlung von Berkshire Hathaway in Omaha, Nebraska. Foto: Dan Brouillette/Bloomberg

Buffett weiß nicht, wohin mit dem Geld

Zum Auftakt der Berkshire-Jahreshaptversammlung in Omaha sagte Buffett am Samstag, es sei „eine berechtigte Annahme“, dass der Bargeldbestand des Unternehmens am Ende dieses Quartals 200 Milliarden Dollar erreichen werde, wobei nur wenige Gelegenheiten für bahnbrechende Akquisitionen in Sicht seien.

„Wir würden es gerne ausgeben, aber wir werden es nicht ausgeben, es sei denn, wir glauben, dass wir etwas tun, das sehr wenig Risiko birgt und uns eine Menge Geld einbringen kann“, sagte er vor Tausenden von Menschen. Das Unternehmen hofft auf eine „vereinzelte große Chance“, fügte er hinzu und erwähnte später, dass man eine Investition in Kanada in Betracht zieht.

Eine so große Summe an Bargeld in einer zunehmend „komplizierten und verflochtenen“ Welt, in der viel schiefgehen kann, könnte es dem Unternehmen ermöglichen, einzugreifen, wenn sich Gelegenheiten bietet, sagte Buffett. Berkshire Hathaway möchte bereit sein zu handeln, wenn es so weit ist, sagte er.

Apple-Verkauf

Das Firmenkonglomerat verkaufte im ersten Quartal rund 13 Prozent seiner Apple-Aktien. Berkshire meldete Ende März nur noch einen Anteil von 135,4 Milliarden Dollar, gegenüber 174,3 Milliarden Dollar zum Jahresende. Apple wurde von einer Flut an negativen Nachrichten heimgesucht, darunter eine Kartellstrafe in Höhe von 2 Milliarden Dollar, einbrechende iPhone-Verkäufe in China und die Einstellung eines jahrzehntelangen Autoprojekts.

Trotz des Verkaufs lobte Buffett Apple und sagte, es sei ein „noch besseres“ Unternehmen als zwei andere, an denen er Anteile besitzt – gemeint sind: American Express und Coca-Cola. Buffett sagte, dass Apple wahrscheinlich bis zum Jahresende seine Top-Holding bleiben wird. Tim Cook, CEO von Apple, war ebenfalls im Publikum anwesend.

Berkshire verkaufte auch seine Position in Paramount Global mit Verlust, sagte Buffett und fügte hinzu, dass er für die Fehlinvestition verantwortlich sei. Das Unternehmen hat mit Herausforderungen zu kämpfen, da die Zuschauer vom traditionellen Fernsehen zu Streaming-Angeboten abgewandert sind, und ist derzeit Gegenstand von Übernahmegesprächen.

Aktienrückkauf und Zinsgewinne

Wegen des Mangels an Investitionen hat sich Berkshire dazu entschlossen, seine eigenen Aktien zurückzukaufen. Im ersten Quartal hat Berkshire dafür etwa 2,6 Milliarden Dollar ausgegeben, wie das Unternehmen am Samstag in seiner Bilanz mitteilte.

Der riesige Bargeldbestand von Berkshire hat jedoch von den höheren Zinssätzen profitiert, die dazu beigetragen haben, dass die Zins- und sonstigen Kapitalerträge von 1,1 Milliarden Dollar im ersten Quartal des vergangenen Jahres auf 1,9 Milliarden Dollar gestiegen sind.

„Berkshire profitiert weiterhin von attraktiven Renditen auf kurzfristige Anlagen und großen Bargeldbeständen“, sagte Jim Shanahan, Analyst bei Edward Jones. „Steigende Zinsen ermöglichen es Berkshire, mit seinem immer noch beträchtlichen Bargeldbestand wieder eine wettbewerbsfähige Rendite zu erzielen.“

Die Gewinne von Berkshire stiegen trotz Buffetts Warnung im Mai letzten Jahres, dass die Gewinne der meisten Unternehmen im Jahr 2023 sinken würden, da sich eine „unglaubliche Zeit“ für die US-Wirtschaft dem Ende zuneige. Berkshire ist unter anderem in den Bereichen Eisenbahn, Einzelhandel, Bau und Energie tätig und gilt als Prüfstein für die Gesundheit der US-Wirtschaft, insbesondere in Zeiten hoher Inflation und hoher Zinsen.

Berkshire Hathaway verkauft Apple-Aktien - Buffett hortet Bargeld
Berkshire Hathaway-Aktionärsversammlung am Samstag

Gewinner und Verlierer im Berkshire-Portfolio

Der Gewinn aus dem Versicherungssektor stieg auf 2,6 Mrd. USD, verglichen mit 911 Mio. USD im Vorjahreszeitraum, dank besserer Ergebnisse des Autoversicherers Geico, weniger Katastrophen und eines Anstiegs der Erträge aus Versicherungsanlagen. Die Eisenbahngesellschaft des Konglomerats, BNSF, meldete einen Gewinnrückgang von 8,3 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, der laut Berkshire auf „ungünstige Veränderungen im Geschäftsmix“ sowie auf geringere Einnahmen aus Treibstoffzuschlägen zurückzuführen war.

Berkshire meldete für das erste Quartal seinen Aktionären einen Gewinn in Höhe von 12,7 Mrd. USD, verglichen mit 35,5 Mrd. USD im gleichen Zeitraum des Vorjahres, was vor allem auf niedrigere Kapitalerträge zurückzuführen ist. Buffett rät den Shareholder in der Regel davon ab, sich auf die Nettogewinnzahlen des Unternehmens zu verlassen, da diese die Schwankungen des Aktienportfoliowertes enthalten und nicht die Leistung der breit aufgestellten Unternehmensgruppe widerspiegeln.

Es war die erste Jahreshauptversammlung ohne Charlie Munger, Berkshires stellvertretender Vorsitzender und Buffetts langjähriger Investitionspartner, der Ende November im Alter von 99 Jahren verstarb.

Das Ende einer Ära

Die Hauptversammlung von Berkshire Hathaway am Samstag gab den Aktionären einen Einblick, wie das Konglomerat ohne den im vergangenen Jahr im Alter von 99 Jahren verstorbenen Charlie Munger arbeiten wird. Dann kamen die Fragen: Wie wird es ohne Warren Buffett weitergehen?

Da der milliardenschwere Investor in diesem Jahr 94 Jahre alt wird und Munger im November verstarb, ist die Nachfolge bei Berkshire für die Aktionäre zu einem immer dringlicheren Thema geworden, selbst nachdem Buffett mit Greg Abel seinen Nachfolger für 2021 benannt hat. Aber für alle, die spekulieren, dass Mungers Tod Buffetts Rücktritt beschleunigt haben könnte, hatte er zum Abschluss der Veranstaltung am Samstag Folgendes zu sagen: „Ich hoffe nicht nur, dass Sie nächstes Jahr wieder kommen, sondern auch, dass ich nächstes hier bin.“

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. wenn man in solchen dimensionen investiert ist – was eigentlich auch für jeden kleinanleger prozentual ein klumpenrisiko wäre – ist es eine ganz schwierige nummer da wieder raus zu kommen ohne sein eigenes investment damit zu beschädigen. ich gehe davon aus, dass die erhöhung der rückkäufe einen unmittelbaren zusammenhang damit hat.

    dass der alte fuchs nach wie vor mit viel cash an der seitenlinie steht, spricht auch bände. auf was wird er wohl warten? fomo-angst scheint ihn ja nicht zu treiben.

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