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Blinken in Vietnam: Charmeoffensive der USA gegen China

Konfliktpotenzial Südchinesisches Meer: Der Balkan des 21. Jahrhunderts?

Blinken USA Vietnam China

Der Besuch des US-amerikanischen Außenministers in Vietnam symbolisieren die wachsende Bedeutung der Beziehungen zwischen den USA und Vietnam und ist eine Spitze gegen China.

USA und Vietnam: Gemeinsam gegen China

Eine gemeinsame Sorge eint Vietnam und die USA: China. Vietnam hat historische Konflikte mit China, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Vietnam sucht daher militärische Ausrüstung von den USA, um seine Ausschließliche Wirtschaftszone zu sichern und sich unabhängiger von russischer Militärausrüstung zu machen. Allerdings stehen Waffenlieferungen nach Vietnam aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Menschenrechtslage im Land in der Biden-Administration auch kritisch zur Debatte. Für die USA ist Vietnam aber dennoch ein wichtiger Baustein in ihrer Einhegungsstrategie gegen China.

Wachsende Bedeutung nicht nur beim Handel zwischen Vietnam und den USA

Die Beziehungen zwischen den USA und Vietnam sind derzeit auf einem Höhepunkt angelangt. Der Handel zwischen Vietnam und den USA wird immer wichtiger. Immer mehr amerikanische, aber auch chinesische Unternehmen zieht es nach Vietnam, um ihr Risiko, das aus den chinesisch-amerikanischen Spannungen resultiert, zu minimieren.

Es ist das wohl treffendste Bild für die Bedeutung des Besuchs des US-amerikanischen Außenministers in Vietnam: Zusammen mit seinem vietnamesischen Amtskollegen Bui Thanh Son setzte er den ersten Spatenstich für die neue, größere US-Botschaft in Vietnam. Der Spatenstich symbolisieren die wachsende Bedeutung der Beziehungen zwischen den USA und Vietnam.

Erst vor ein paar Wochen war die größte US-amerikanische Handelsdelegation in Vietnam, um neue Geschäftsmöglichkeiten auszuloten. Dabei geht es zunehmend nicht mehr nur um den Produktionsstandort Vietnam, sondern auch darum, das Absatzpotential in dem südostasiatischen Land auszuloten.

Aber auch auf politischer Ebene nähern sich die beiden ehemaligen Kriegsgegner an. Dabei vereint sie ein gemeinsamer Feind: China.

Historische Konflikte zwischen Vietnam und China

Vietnam blickt traditionell ambivalent auf seinen Nachbarn aus dem Norden. Einerseits ist China nach wie vor der wichtigste Handelspartner, andererseits sind die Beziehungen zu China kompliziert.

Anders als es uns die chinesische Propaganda wahr machen will, war China nie der friedliebende Staat, der niemals seine Nachbarn angegriffen hat. Vietnam erlebte vier Phasen der chinesischen Fremdherrschaft, die insgesamt über tausend Jahre dauerte. Dabei wollte China Vietnam durchaus assimilieren. Der Befehl des Kaisers lautete: „Sobald unsere Armee in Vietnam einmarschiert, sollten außer buddhistischen und taoistischen Texten alle Bücher und Aufzeichnungen, einschließlich Folklore und Kinderbücher, verbrannt werden. Die von China errichteten Stelen sollten sorgfältig geschützt werden, während die von Vietnam errichteten vollständig vernichtet werden sollten, ohne auch nur ein Zeichen zu verschonen.“ Die letzte Invasion durch China endete 1428 mit der Vertreibung der Ming-Dynastie durch Le Loi.

Aber auch das moderne China, die Volksrepublik, griff Vietnam an. Der Vietnamesisch-Chinesische Krieg 1979 endete mit einer Niederlage Chinas, die Deng Xiaoping von der Notwendigkeit überzeugte, die Volksbefreiungsarmee umfassend zu reformieren und zu modernisieren. Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass der Anlass für Chinas Angriff auf Vietnam die Invasion Kambodschas durch Vietnam war. Der Krieg selbst wurde erst im Jahr 2000 endgültig beigelegt, die Konflikte zwischen Vietnam und China gehen aber weiter.

Ein Konfliktfeld ist die Landesgrenze zwischen den beiden Ländern, die unübersichtlich und unkontrollierbar ist. Dies fördert naturgemäß den Schmuggel, nicht nur von Waren wie Drogen, sondern auch von Menschen. Vietnamesische Frauen gelten in der Grenzregion als günstige Alternative zu chinesischen Ehefrauen, die sich viele Männer im armen Süden Chinas einfach nicht leisten können. Wie alltäglich der illegale Grenzübertritt zwischen Vietnam und China ist, zeigte sich während der Covid-Pandemie, als China die Grenze wirklich dicht machte und zehntausende von Chinesen nicht mehr zurückkonnten.

Das viel ernstere Konfliktfeld sind jedoch die chinesischen Ansprüche im Südchinesischen Meer. Vietnam und China teilen sich auf See eine mehr als 3.000 Kilometer lange Grenze, wobei Chinas Ansprüche die Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) Vietnams  tangieren. Unter Xi Jinping nehmen Verletzungen der AWZ tendenziell zu.

Vietnam sucht militärische Hilfe

Um seine AWZ zu sichern, möchte Vietnam gerne mit amerikanischer Hilfe seine Küstenwache verstärken, sowohl mit Schiffen als auch mit Hubschraubern. Zusätzlich möchte Vietnam sich gerne unabhängiger von russischer Militärausrüstung machen. Durch den russischen Überfall auf die Ukraine ist Russland vom Waffenexporteur zum Importeur mutiert. Hier würde die amerikanische Waffenlobby gerne aushelfen. In der Biden-Administration werden Waffenlieferungen nach Vietnam jedoch durchaus kritisch gesehen, da Vietnam alles andere als eine rechtsstaatliche Demokratie mit Meinungsfreiheit ist. Das musste auch der Aktivist Nguyen Lan Thang erfahren, der im Vorfeld des Besuchs zu einer sechsjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde.

Vietnam als Baustein in der US-Einhegungsstrategie gegen China

Für die USA ist Vietnam in ihrer Einhegungsstrategie gegenüber China ein wichtiger Baustein. Dabei ist die drohende Invasion Taiwans durch China nur ein Teil der Zielrichtung, denn die zunehmende Ausbreitung Chinas bedroht auch die Schifffahrtsrouten durch das Südchinesische Meer und gefährdet Neuseeland und Australien.

Bei den Treffen zwischen Blinken und seinen Gesprächspartnern, darunter dem vietnamesischen Generalsekretär Nguyen Phu Trong und Premierminister Pham Minh Chinh, kam es jedoch zu keinen konkreten Absprachen zwischen den beiden Ländern.

China: zunehmend aggressives Vorgehen im Südchinesischen Meer

Wie aggressiv China mittlerweile im Südchinesischen Meer vorgeht, wurde kürzlich auch durch den Auftritt des chinesischen Botschafters Huang Xilian auf den Philippinen unterstrichen. Der Botschafter sagte am Freitag, dass China den Philippinen „angeraten“ habe, sich gegen die Unabhängigkeit Taiwans auszusprechen, sofern den Philippinen das Wohlergehen von 150.000 philippinischen Arbeitern auf Taiwan am Herzen liege.  Nicht nur der Inhalt, sondern auch die Form der Rede wurde auf den Philippinen mit Unverständnis aufgenommen, zumal China auch die AWZ der Philippinen nicht respektiert.

In Deutschland wird das Konfliktpotenzial des Südchinesischen Meeres vor dem Hintergrund der Taiwan-Frage sehr wenig wahrgenommen. Dabei hat diese Region das Potential, der Balkan des 21. Jahrhunderts zu werden.



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18 Kommentare

  1. Zuerst bombardieren die USA Vietnam kaputt,(Laos auch) entlauben es mit Agent Orange von Monsanto und jetzt Charmeoffensive.

  2. schwierige. ich lese häufiger Artikel in denen von einer kritischen Beziehung zwischen den USA und Vietnam geschrieben wird.

    Dies erscheint mir auch plausibel, da der Vietnam-Krieg für viele Vietnamesen noch sehr präsent ist. Nun, dieser Krieg war ja auch sehr „giftig“.

    Zudem hat Vietnam „nur“ 80 Mio Einwohner, was eben sehr begrenzte Produktionskapazitäten bedeutet.

    1. Wer auf der Welt vertraut noch den USA ?

      1. Und immer wieder schoen den Antiamerikanismus betonen…
        Vielleicht handeln die Vietnamesen auch nach dem Prinzip: Der Feind meines Feindes ist mein Freund?

  3. das eine schliesst das andere nicht aus…

  4. Der Chef ( Ami) hat immer Recht

    @ Peter, die Vietnamesen haben den Amis vergeben, wurde doch der Präsident vom Westen verurteilt und das Geld aller reichen Amerikaner weltweit beschlagnahmt und für Kriegsschäden verwendet. Es ist nur logisch, dass die Ukrainer nun das Gleiche verlangen.

  5. Ich finde es seltsam, dass bei dem was die Chinesen den Vietnamesen angetan haben, bis in 14. Jahundert zurückgegangen wird. Und der verbrecherische Krieg der Amis, die mehr Bomben auf Vietnam abgeworfen haben, als im 1. u. 2. Weltkrieg zusammen benutzt wurden, untergeht.
    Plus chemischer Krieg.
    Die Amis suchen wieder Regierungen, die ihr Volk in Stellvertreterkriegen abschlachten lassen.
    Aber es werden immer weniger.
    Japan wird von den Amis hochgerüstet, und Vietnam nun auch.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Er muss doch etwas bringen um die Chinesen schlecht darstehen zu lassen.
      Wer suchet der findet.
      in der europäischen Geschichte würde er aber viel viel mehr finden.
      Komm schlag ´n Ei drüber !

      1. @ottonorma

        oh, welche europaeische Nation hat Vietnam ueber 1000 Jahre besetzt? Jetzt bin ich aber mal gespannt…
        Aber schlag nen Ei drauf, hauptsache, die Amis sind Schuld!

        1. Frag lieber die Welt, wer die meisten Länder besetzt und kolonialisiert haben!

    2. So was nennt man „kollektives Gedaechnis“…
      Mag auch daran liegen, dass die Chinesen sich in Vietnam wie Sau benehmen. Da sind den Vietnamesen die Amis halt lieber.
      Aber das kann man ja nicht wissen, wenn man in Andalusien hinterm Strauch hockt.

  6. Mein Lieber, ich wurde sehr nachdenklich, als ich deinen Betrag gelesen hatte. Irgendwas scheint an mir vorbei gelaufen zu sein. Ich überlege mir gerade ob die Welt ungerecdht gerecht ist; oder doch gerecht ungerecht? Darüber sollten wir doch Alle mal nachdenken…

    1. @Peter

      „…Ich überlege mir gerade ob die Welt ungerecdht gerecht ist; oder doch gerecht ungerecht? Darüber sollten wir doch Alle mal nachdenken…“

      Da werde ich jetzt auch nachdenklich:
      Über was für Unsinn Menschen imstande sind nachzudenken.

  7. Warum ist Vietnam in Kambodscha einmarschiert? Schon kurz nach dem Sieg der Roten Khmer kam es zu Massakern an der vietnamesischen Minderheit, sowie zu Überfällen auf vietnamesische Dörfer in Grenznähe. 4 Jahre lang blödsinnige Ausreden dieser Steinzeitkommunisten waren genug. 1,5 Millionen Kambodschaner wurden von diesem Brutalo-Regime bis 1979 ermordet, der viet. Einmarsch beendete diesen Horror. Der wurde damals scharf vom „Westen“ verurteilt, heute sieht man das anders. China war und ist mit K. liiert. Was die als „Restaurierung“ in Angkor anrichten, konnte ich 2018 sehen.

  8. Kambodscha und Vietnam sind sich doch auch schon ewig lange Spinnefeind.

  9. Columbo mit Tippfehler und ohne Krall Bashing, das ist wie Schaarschmidt ohne positive Realverzinsung. Gibts einen zweiten Columbo oder ist er wirklich einmalig ?

  10. Und plötzlich ist Vietnam wieder ein „freundlicher Staat“, der gestern noch zu der Autokratieseite angehörte! So schnell kann es gehen, oder?;-))
    Btw Vietnam ist nicht blöd, sie vertrauen einer Usa, die in der Vergangenheit bis heute mit Ländern nichtdemokratischer Natur zusammengearbeitet haben und dann Regimechange durchgeführt haben, einfach nicht! So dumm sind Asiaten nicht, außer Japan, aber die stecken wie wir Deutschen auch in einer besetzten Position!

  11. derdeutsche Und was. hat das mit den Erfahrungen der vietnamesen mit China zu tun? genau: nix.
    einfach nur wieder billiger whataboutism

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