Devisen

Britisches Pfund im Aufwind – die May-Strategie wird immer deutlicher

Nur noch vier Wochen, und Großbritannien verlässt die EU. Merkwürdigerweise aber steigt das Pfund seit Tagen an. Aber dazu gleich noch mehr. EU-Ratspräsident Donald Tusk hat gestern eine Verschiebung des Brexit-Termins angeboten, oder besser gesagt ins Gespräch gebracht. Das halte er für eine vernünftige Lösung, da es offensichtlich sei, dass Theresa May im Parlament in London für den aktuellen Deal keine Mehrheit erhalte.

May mit ihrem „Trichter“

Und Theresa May? Sie wies diesen Vorschlag sofort zurück. Es bleibe beim 29. März als Austrittstermin! Warum macht sie das? Nach unserer Meinung erhöht sie damit den Druck auf das Parlament, dass die Deadline immer näher rückt. Die oppositionelle Labour Party verkündet nun, dass man für eine zweite Brexit-Befragung der Bevölkerung sei, wenn Labour seine eigene Vorstellung eines Brexit-Deals nicht durchbekomme.

Ach da ist die Meinung der May-Regierung glasklar. Es wird kein zweites Referendum geben. Fertig, aus. Theresa May versperrt auf allen Seiten den Weg, damit ein Trichter entsteht. Am Ende des Trichters steht der 29. März 2019 als Austrittstermin, und die große Drohkulisse ist der harte Brexit, ohne Vertrag mit der EU, mit vollen Zöllen. Je weiter die Parlamentarier diesen Trichter runter rutschen, also je näher der Termin rückt, desto größer wird der Druck auf sie, dem Deal von Theresa May bis zum 29. März doch noch zuzustimmen.

So möchten wir die aktuelle Gemengelage jedenfalls einschätzen. Mit May´s Deal gibt es zwar keine richtige Lösung, aber erst einmal bleibt das ausgetretene Großbritannien in der Zollunion. Man ist dann sozusagen für ein, zwei Jahre weiterhin de facto EU-Mitglied, und muss sich an alle Regeln halten – aber hat in Brüssel kein Stimmrecht mehr, und ist dort auch nicht mehr anwesend. Laut Theresa May soll ein Votum im Parlament über ihren Deal-Vorschlag bis zum 12. März stattfinden.

Das Problem im großen Bild ist, dass ein echter Brexit durch May´s Deal nicht stattgefunden hat. Man hat dann nur erneut Zeit gewonnen um einen echten Handelsvertrag auszuarbeiten. Aber erst einmal auf kurze Sicht, würde eine Beruhigung eintreten. Der Devisenmarkt scheint aktuell wohl einzupreisen, dass dieser Trichter immer mehr darauf hinausläuft, dass genug Parlamentarier aus Angst vor einem harten Brexit in letzter Sekunde doch noch May´s Deal zustimmen.

Das Pfund steigt

Pfund vs USD steigt seit 15. Februar von 1,28 auf jetzt 1,3149 gestiegen. Wir halten die Lage weiterhin sehr wacklig. Aber die Börse hat ja bekanntlich immer recht. Im Augenblick herrscht Aufwärts-Momentum im Pfund. Charttechnisch schaut man wohl zusätzlich zum politischen Geschehen, ob das Pfund die drei letzten Hochs zwischen 1,32 und 1,33 nach oben durchbrechen kann, damit mehr Platz für weitere Anstiege vorhanden ist. Aber wahrscheinlicher ist im Pfund wohl, dass das politische Tagesgeschehen rund um den Brexit in den nächsten Wochen deutlich stärker gewichtet wird als die Charttechnik!


Pfund vs USD seit Juni 2018.



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1 Kommentar

  1. Auch wenn die Briten in den letzten zwei Jahren nichts, aber auch gar nichts außer einem unvorstellbaren Chaos zustande gebracht haben, bin ich felsenfest davon überzeugt, dass sie es dieses Mal schaffen. Und wenn nicht, verlängert man eben nochmal um zwei Jahre, und dann nochmal und nochmal…

    Und beide Seiten können zufrieden sein: Die Brexit-Gegner, weil sie einen Brexit bis dato erfolgreich verhindern konnten. Die Brexit-Hardliner, weil sie etwas Bemerkenswertes erreicht haben, was sie mit ihren teilweise perfiden Lügen vor dem Referendum nicht hatten vorhersehen können: Chaos, Zerwürfnis und destruktive Machtspielchen statt konstruktiver Verhandlungen und Beschäftigung mit dem Thema.

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