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Verluste werden sich in kommenden Jahren vergrößern Bundesbank-Ergebnis Null – dank 1 Milliarde Euro aus Rücklagen

Die Bundesbank bucht wie auch die EZB Gelder aus ihren Rücklagen um, damit man für 2022 keinen Verlust ausweisen muss.

Die Bundesbank hat heute ihr Ergebnis für 2022 vorgestellt. Wie auch die EZB vor einer Woche, so weist die Bundesbank exakt +-0 aus. Die EZB buchte sich 1,6 Milliarden Euro aus ihren Rückstellungen, um den Verlust exakt auf 0 zu bringen. So auch heute die Bundesbank – bei eigentlich 1 Milliarde Euro Verlust buchte man sich 1 Milliarde Euro aus den Rücklagen (Risikovorsorge), um exakt an der Null-Linie zu landen.

Gewinne und Verluste der Bundesbank

Wie schon in den Vorjahren, so wird auch für 2022 von der Bundesbank (Teil des Eurosystems der EZB) kein Gewinn an den Bundeshaushalt abgeführt. „Im Jahr 2022 musste die Bundesbank besondere finanzielle Belastungen tragen“, so sagt es Bundesbankpräsident Joachim Nagel heute. Zu Gewinnen und Verlusten sagt die Bundesbank, Zitat:

Der Nettozinsertrag, die wichtigste Position der Gewinn- und Verlustrechnung, erhöhte sich im vergangenen Jahr zwar von 2,5 Milliarden Euro auf 4 Milliarden Euro. Das Nettoergebnis aus Finanzgeschäften wird jedoch durch die gestiegenen US-Renditen belastet. Bei den Fremdwährungswertpapieren ergeben sich Abschreibungen aus Bewertungsverlusten von 0,9 Milliarden Euro und realisierte Verluste von 0,8 Milliarden Euro. Darüber hinaus führte der Anstieg der Leitzinsen im Euroraum zu weiteren Belastungen, weil die Bundesbank höhere Zinsen auf die Einlagen zahlte, die Geschäftsbanken bei ihr hielten. Gleichzeitig blieben die Erträge aus den weiterhin sehr umfangreichen Anleiheportfolios relativ stabil. „Auf die mit den umfangreichen Wertpapierankäufen verbundenen finanziellen Risiken hat die Bundesbank immer wieder hingewiesen“, ergänzte Nagel.

Buchverluste aus gehaltenen Staatsanleihen

Was wohl vermehrt in 2023 hinzu kommt: Die Renditen von Anleihen steigen im Zuge der fortgesetzten Leitzinsanhebungen der EZB weiter an. Die Kurse der Anleihen fallen immer tiefer. Je tiefer die Anleihekurse, desto größer die Buchverluste derjenigen, die sie halten. Und die nationalen Notenbanken im Euro-System – wie die Bundesbank – sind sozusagen die ausführenden Organe der EZB. Sie haben in den letzten Jahren für Billionen-Beträge Staatsanleihen gekauft, und müssen wohl zunehmend große Buchverluste verkraften. Dazu sagt die Bundesbank, Zitat:

In den kommenden Jahren dürften die Belastungen in der Gewinn- und Verlustrechnung der Bundesbank durch die hohen Wertpapierbestände und die Zinswende deutlich zunehmen. „Die Ertragsentwicklung jetzt und in den kommenden Jahren ist letztlich das Ergebnis der außerordentlich expansiven Geldpolitik der vergangenen Jahre. Nun ist eine straffe Geldpolitik erforderlich, um Preisstabilität zeitnah wiederherzustellen“, erklärte Nagel. „Wenn damit bilanzielle Belastungen verbunden sind, müssen wir das und können wir das verkraften. Die Belastungen werden vorübergehen, anschließend werden wir wieder Gewinne erzielen. Die Bilanz der Bundesbank ist solide.“

Bilanz sank 2022 um 4 %

Die Bilanzsumme der Bundesbank sank im Jahr 2022 um 108 Milliarden Euro beziehungsweise 4 Prozent auf 2,9 Billionen Euro. Wesentlicher Grund für den Rückgang auf der Aktivseite war die Abnahme der Refinanzierungsgeschäfte um 184 Milliarden Euro (auf 238 Milliarden Euro). Vor allem die gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO III) wurden vorzeitig zurückgezahlt. Dagegen wuchs aufgrund der Anleihekäufe in geldpolitischen Ankaufprogrammen der entsprechende Bestand an Euro-Wertpapieren im ersten Halbjahr um 45 Milliarden Euro (auf 1,07 Billionen Euro).

Bloomberg-Kommentar

Bloomberg schreibt dazu:Die deutsche Zentralbank erklärte, dass sich die Verluste in den kommenden Jahren verschlimmern werden und möglicherweise nicht vollständig durch die bereits gebildeten Rückstellungen gedeckt werden können, die sich derzeit auf 19,2 Milliarden Euro belaufen. Die Bundesbank sagte, dass die Verluste vorgetragen und durch zukünftige Gewinne ausgeglichen werden, was darauf hindeutet, dass eine Kapitalspritze der Regierung nicht erforderlich sein wird.

Die Bank von Frankreich werde 2022 wahrscheinlich einen Gewinn ausweisen, und ihre Rücklagen sollten die rückläufigen Erträge in den kommenden Jahren abdecken, ohne dass eine Rekapitalisierung erforderlich sei, sagte Villeroy vor Gesetzgebern in Paris. Die quantitativen Lockerungsmaßnahmen, die im Zuge der globalen Finanzkrise von 2008 eingeführt wurden, führen nun in ganz Europa zu hohen Verlusten, nachdem kommerzielle Kreditgeber einen Teil des geschaffenen Geldes bei den Zentralbanken hinterlegt haben.

Auch die EZB meldete letzte Woche einen Nullgewinn für 2022, nachdem sie die in früheren Jahren gebildeten Puffer in Anspruch genommen hatte. Die Inanspruchnahme dieser Rückstellungen wurde notwendig, nachdem die QE-bezogenen Zinszahlungen an die nationalen Zentralbanken des Euroraums auf rund 2 Milliarden Euro angestiegen waren.

Jahresgewinne und Verluste der Bundesbank seit 1960

FMW/Bloomberg/Bundesbank



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3 Kommentare

  1. Schöne Taschenspielertrick! Was sagt denn Thomas Meyer zu den aktuellen Zentralbankbilanzen? Da wäre doch ein Interview angebracht…!

    1. Ich sehe da keine Tricks, sondern das Ergebnis des Zwangs der EZB auf die Bundesbank Staatsanleihen zu teuer einzukaufen. Das führt zu Verlusten durch Abschreibungen bzw. zu geringen Einnahmen. Das würde jedem schlechten Bankkaufmann genau so gehen. Es ist nicht notwendig Boshaftigkeit zu unterstellen.

      1. Ja, nur sind die ausgewiesenen Verluste viel zu niedrig, wenn man die im Bestand befindlichen Anleihen zu Marktpreisen bilanzieren würde!

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