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Buy and Hold until you‘re old – ewige Weisheit oder längst überholt?

Das Wichtigste in Kürze: Die Anziehungskraft von Buy and Hold ist im Grunde so alt wie es Aktienmärkte gibt – reich werden mit wenig oder gar keinem Aufwand. Viele bekannte Investoren setzen auf die Buy and Hold Strategie und haben damit über Jahrzehnte überdurchschnittliche Renditen erzielt. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass sie auf nüchternen, harten Fakten basiert. Dazu fallen Transaktionsgebühren und sonstige Kosten deutlich seltener an als bei Strategien, bei denen Aktien öfter ge- und verkauft werden. Einer der wichtigsten Faktoren, warum sich die Buy and Hold Strategie so großer Beliebtheit erweist, ist ihre Einfachheit. Entgegen der verbreiteten Meinung ist „Buy and Hold“ aber keine allgemeingültige Anlagestrategie. Wer ist Aktien investieren möchte sollte nicht nur blind Buy and Hold vertrauen, sondern sich eingehender mit der Thematik Aktien befassen.

Die Buy-and-Hold-Strategie ist eine Anlagestrategie, bei der Anleger Aktien kaufen und sie langfristig halten. Mit anderen Worten: Bei der „Buy and Hold“-Strategie geht es darum, alle Höhen und Tiefen der Aktien, die man besitzt, durchzustehen, anstatt zu versuchen, bei Kursbewegung zu handeln. Buy and Hold Anhänger sehen die allgemeinen Charakteristika des Marktes, des Assets und die Möglichkeiten für zukünftiges Wachstum und lassen die Investition einfach laufen, ohne sich darum zu kümmern, die „perfekten“ Ein- und Ausstiege zu finden oder den Preis zu überprüfen. In diesem Artikel wollen wir untersuchen, welche Wahrheiten tatsächlich hinter der Buy and Hold Strategie stecken und ob Buy and Hold tatsächlich eine so allgemein gültige Anlagestrategie ist.

Welche Wahrheiten hinter der Buy and Hold Strategie stecken

Sie funktioniert, und hat das immer wieder gezeigt. Die Liste der bekanntesten „Buy and Hold“ Praktiker ist ein wahres „Who is Who“ der größten Investoren aller Zeiten. Von Warren Buffett über Peter Lynch bis hin zu Buffetts Mentor und der Vater des Value Investing: Benjamin Graham. Sie alle haben bewiesen, dass Buy and Hold überdurchschnittliche Gewinne auf das investierte Kapital bringen kann.

Ein Anfang, die Buy and Hold Strategie zu verfolgen kann schon sein, sein Geld einfach in einen Index-Tracker-Fonds, wie den SPDR S&P 500 (SPY) Exchange Traded Fund (ETF) anzulegen und es für zwei oder drei Jahre zu vergessen. Die Chancen laut Statistiken gut, dass Sie 86% der aktiven Large-Cap-Fondsmanager auf dem Markt übertreffen und das alles ohne Geld in horrende Managementgebühren zu stecken.

Sie basiert auf nüchternen, harten Fakten. Kaufen und Halten, und Investieren im Allgemeinen, ist das, was in der akademischen Welt und in verschiedenen Lehrplänen für Portfoliomanagement gelehrt wird, weil die Strategie fast vollständig auf der Fundamentalanalyse basiert. Anders als ihr technisches Gegenstück bietet die Fundamentalanalyse sehr wenig Raum für Vermutungen: Die Bilanz, die Gewinn- und Verlustrechnung und die Kapitalflussrechnung sind alle statisch und lassen keinen Raum für Subjektivität. Natürlich ist die Vorhersage von Wachstum, z. B. durch ein Discounted-Cashflow-Modell, mit einem hohen Maß an Subjektivität verbunden, aber der Vergleich und die Analyse von Unternehmen anhand der allgegenwärtigen Kurs-Gewinn- (KGV) oder EBITDA-Multiplikatoren überlässt nichts der Fantasie. Das ist ein wesentlicher Faktor bei der Suche nach guten, langfristig zu haltenden Wertaktien.

Einmal ausgerollt bereitet sie wenig Kopfzerbrechen

Kennen Sie nicht den Unterschied zwischen einem einfachen gleitenden Durchschnitt und dem Relative Strength Index? Zugegeben, die technische Analyse ist etwas gewöhnungsbedürftig.

Sowohl Akademiker als auch erfolgreiche langfristige Investoren vertreten schon jahrelang den Standpunkt, dass es ein Trugschluss sei, zu versuchen, den Markt zu timen. Statistiken stimmen dem zu: Studien haben gezeigt, dass die Märkte unglaublich zufällig und voller Anomalien sind. Wie der Nobelpreisträger William Sharpe in seiner bahnbrechenden Studie „Likely Gains From Market Timing“ von 1975 feststellte, müsste man mit Markt-Timing mindestens 74% der Zeit richtig liegen, um den Index zu schlagen. Mit anderen Worten: Überlassen Sie das Kopfzerbrechen und das Haare raufen lieber den Tradern.

Warum die Buy and Hold Strategie ausgedient hat – oder noch überhaupt nie gedient hat?

Sie impliziert, dass das Risiko von Anlagen jederzeit durch die Belohnung gerechtfertigt ist. Die Idee, dass jedes Jahr ein gutes Jahr ist, um Aktien zu besitzen, ist offenkundig falsch. Die Fakten sind gut erforscht und bewiesen, dass das Risiko des Kaufs und Haltens von Wertpapieren unter bestimmten Bedingungen nicht durch die Belohnung gerechtfertigt ist. Der Faktor des Einstiegs- und Ausstiegszeitpunkts ist bei der Aktienanlage auf jeden Fall relevant. Angenommen man hat den S&P 500 zu seinem Peak im Jahre 2007 gekauft, dauert es satte fünf Jahre, nur um seine Verluste wieder auszugleichen.

Sie ignoriert das Investmentkonzept des Risikomanagements

Der Reiz des „Buy and Hold“-Investierens liegt sicherlich in der Einfachheit seines Versprechens. Kaufen und Halten erfordert wenig Intelligenz, Geschicklichkeit oder ernsthafte Bemühungen. Dabei ignoriert es aber gänzlich das essenzielle Investmentkonzept des Risikomanagements. Einfach gedankenlos seine monatlichen Einzahlungen tätigen, nicht zucken, wenn der Markt in die Knie geht, und irgendwann wird man reich.

Sie impliziert, dass Preise keine Rolle spielen. Die Buy and Hold Strategie verlangt, dass Sie jederzeit kaufen und halten, unabhängig von Preis oder Bewertung. Gibt es irgendeine andere Kaufentscheidung in Ihrem Leben, bei der der Preis keine Rolle spielt? Natürlich nicht, warum sollte es also beim Investieren anders sein?

Fazit

Buy and Hold ist ein passiver Anlagestil. Einfach ausgedrückt, glauben Buy-and-Hold-Investoren, dass „Zeit im Markt“ ein umsichtigerer Anlagestil ist als das „Timing des Marktes“ – und das hat einen wahren Kern. Es ist extrem schwierig, den Markt perfekt zu timen, aber es ist einfach, eine Aktie zu halten.

Die Prediger des Buy-and-Hold-Evangeliums werden durch mehrere gut dokumentierte, akademische Studien unterstützt, die zeigen, dass ein diversifiziertes Aktienportfolio niemals Geld verloren hat, wenn es über zwanzig Jahre oder länger gekauft und gehalten wurde. Sie lehren auch die Idee, dass Buy and Hold-Aktien langfristig besser abschneiden als andere Anlagen wie Anleihen, Immobilien oder Bargeld. So viel ist wahr.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man nicht klar gegen die Buy-and-Hold-Anlagestrategie sein kann. Man sollte stattdessen kritisch hinterfragen, dass sie als Allwetter-Investitionslösung für alle Bedingungen vermarktet wird.


Der Autor Daniel Wörle beschäftigt sich, nicht zuletzt durch seinen wirtschaftlichen akademischen Hintergrund, seit vielen Jahren mit den Themen Finanzmarkt und Geldanlage. Darüber hinaus begeistert sich der studierte Volkswirt für Wirtschaftspolitik. In seiner Freizeit betreibt Daniel Wörle leidenschaftlich Bergsport, egal ob Bergsteigen oder Skifahren.



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