Aktien

China-Aktien im Absturz – ein Blick auf die Hintergründe

Shanghai gilt allgemein als die Vorzeigemetropole in China

China-Aktien befinden sich derzeit im Absturz. Tencent verliert aktuell im deutschen Handel 6,6 Prozent, BYD 5,3 Prozent, Alibaba 4,1 Prozent, Baidu 5 Prozent. Gerade heute sind einige dieser Aktien verstärkt im Fokus der deutschen Privatanleger, was man am Handelsvolumen sehen kann. Der erst vor Kurzem in New York an die Börse gegangene große chinesische Uber-Konkurrent Didi verlor am Freitag im New Yorker Handel bereits 20,9 Prozent an Wert – heute vorbörslich sind es erneut -13,2 Prozent.

Es scheint derzeit eine regelrechte Flucht zu sein. Die Börsianer weltweit trennen sich gerade von großen und bekannten China-Aktien. Doch warum? Es scheint das grundlegende Problem hinter dem Staatsmodell in China zu sein, dem Einparteien-System, wo die KP in Peking alles bestimmt, ohne demokratische Kontrolle, ohne Gewaltenteilung. Bei Entscheidungen der Regierung kommt bei Anlegern die Angst vor der fehlenden Rechtssicherheit auf – genau dieses Problem kann für jedes Unternehmen wie aus dem Nichts zu einem echten Problem werden.

Didi

Didi ist in China der große Fahrdienstanbieter und quasi der große Konkurrent von Uber. Am 30. Juni ging das Unternehmen gegen den Rat der chinesischen Regierung in New York an die Börse. Bis jetzt hat sich der Aktienkurs von Didi mehr als halbiert. Freitag und auch heute vorbörslich kracht die Aktie übel in den Keller. Dies liegt daran, dass die App von Didi aus den chinesischen App Stores entfernt wurde, nachdem die Regierung eine umfassender Überprüfung des Unternehmens wegen Cybersecurity-Bedenken einleiten will. Eine Firma mit diesem Geschäftsmodell, deren App nicht mehr in App Stores aufzufinden ist – das ist eine Katastrophe!

China-Giganten wie Tencent und Alibaba taumeln

Wer an China-Aktien denkt, dem fallen zu aller erst Tencent und Alibaba ein. Der Internet-Konzern und der große Online-Konsum-Marktplatz fallen wie gesagt heute auch kräftig in den Keller. Auch am Freitag fielen sie schon deutlich. Letzte Woche hatte Chinas Internetbehörde Angeboten von Alibaba und Tencent Strafen in ungenannter Höhe für angeblich sexuelle Darstellungen in Zusammenhang mit Kindern aufgebrummt. Die Konzerne sollen entsprechende Inhalte entfernen. Dabei geht es um Inhalte, die Nutzer auf den Plattformen hochgeladen haben sollen. Dabei könnte es sich zum Beispiel auch um Livestreams von Personen unter 16 Jahren handeln, was in China nicht erlaubt ist.

Vorschlaghammer gegen Nachhilfe-Sektor

Jetzt am Wochenende wird der Online-Sektor für schulische Nachhilfe brutal hart getroffen. Gestern gaben chinesische Staatsmedien neue Regeln bekannt, wonach künftig Nachhilfe für Schüler während Schulferien und an Wochenenden verboten ist. Und Unternehmen, die Schullehrprogramme anbieten, dürfen damit keine Gewinne mehr erzielen oder als Unternehmen an die Börse gehen. Auch sind zukünftig Lernangebote für Kinder unter sechs Jahren auch verboten. Mit solchen Restriktionen kann man quasi sagen, dass die Regierung den ganzen privaten Nachhilfe-Sektor in China in die Knie zwingt.

Lesen Sie auch

Aufhorchen lassen auch Aussagen aus China, wonach der Bildungssektor in China „vom Kapital gekapert wurde“. Es ist also die Angst, dass die Privaten zu viel Einfluss auf das staatliche Monopol erlangen. Man will wohl umfassend demonstrieren, dass trotz völliger Entfaltung der privaten Marktwirtschaft in China immer noch die KP in allen Bereichen des Lebens das Sagen hat, und dass niemand im Privatsektor auf die Idee kommen soll zu groß zu werden? Das ist natürlich nur eine Vermutung meinerseits. Liest man die letzten Tage dazu Aussagen zahlreicher China-Experten, dann kann niemand so richtig harte Fakten für diese umfangreiche Kampagne der chinesischen Regierung gegen ihre Tech-Giganten nennen.

Denn eigentlich müsste Peking doch froh über so viele chinesische Global Player im Internet sein. Müsste man meinen. Aber vermutlich hat man an Ereignisse wie die Hong Kong-Proteste gedacht, dann die weltweiten Berichte über die massiven Menschenrechtsverletzungen gegen die Uiguren. Offenbar will man mit voller Härte seinen Tech-Konzernen und der Bevölkerung zeigen, dass nur die Regierung Ansagen macht – und dass selbst das kleinste Aufmucken im Keim erstickt wird. Die Ansage kommt, bevor überhaupt jemand ans Aufmucken denkt. Was bedeutet das für deutsche Privatanleger, die in China-Aktien investiert sind?

Gerade Didi zeigt es aktuell eindrücklich – ein Staat ohne Gewaltenteilung und Rechtssicherheit wie in Europa oder den USA kann von jetzt auf gleich zum Problem werden. Dies steht den gigantischen Wachstumschancen in China als Problem entgegen. Und wer in China-Aktien investiert, sollte sich solcher Probleme stets bewusst sein. Da aktuell überhaupt nicht klar ist, wie diese Regulierungswut der KP weiter geht, sollte man mehr als vorsichtig mit diesen Aktien sein – auch wenn es mehr als verlockend wirkt nun „günstig“ einzusteigen.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

7 Kommentare

  1. China hatte vielleicht etwas besser als die USA/Europa auf Corona reagiert, dafür machen sie jetzt anderweitig ihre eigenen Firmen kaputt so das sie vom Intelligenz-Niveau wieder auf Augenhöhe mit uns sind.

    Erstaunlich wie gut die Firmen performen trotz fataler Fehlleitungen der Regierenden.

    Am ende des Tages macht man allerdings bei maximaler Verzweiflung immernoch die größten Gewinne.
    Und irgendwie lenkt die chinesische Regierung aus Geisterhand doch noch ein und alles dreht wieder nach oben, eigentlich wie immer, weder Corona ist das Ende noch die Chinesische Regierung.

    1. OK, China zählt im Westen aktuell nicht zu den Guten. Doch sind wir besser.? Amazon dominiert und macht den Händlern, teilweise auch denen, die auf Ihrer Plattform sind, das leben extrem schwer. Youtube, Facebook und Co. bestimmen was gut und was böse ist.
      Worin liegt der Unterschied zu China?
      Demokratisch legitimiert ist weder das eine oder das andere System. Bei uns sind auf jeden Fall die Konsumenten und die User die Verlierer. In China sind es – wie hier beschrieben – die Finanzhaie und/oder die Prinzlinge. Mir persönlich ist es lieber wenn die Haie etc. verlieren und nicht wir Konsumenten.
      Jetzt sollen sogar die Schulferien auch wirklich Schulferien sein. Die Chinesen sind augenscheinlich sehr lernfähig wenn um’s“pampern“ geht. Sogar das wird kritisiert

    2. Welche Fehlleistungen?

      Man kann den Crackdown in Hong Kong bedauern, die Kaltstellung von Jack Ma, social credits oder die Lage der Uiguren … aber die Regulierung Tencents durch die Kartellbehörden?

      Ich verstehe durchaus, dass man im Westen keine freien Märkte mehr haben will, stattdessen lieber Unicorns züchtet, die dann ein ganzes Marktsegment beherrschen, Industriekombinate für das digitale Zeitalter. Das ist gut für Investoren / Aktionäre, denn Konkurrenz drückt die Margen [1]. Statt too-the-moon geht es dann in die Risikostreuung und Absicherung. China scheint da gerade einen anderen Weg einzuschlagen, der beunruhigend an die alte Marktwirtschaft erinnert, die bei uns gerne rituell beschworen wird. Wer weiß vielleicht entdecken die Kommunisten in China in einigen Jahren wieder die Lust am Monopol und an der Ausschaltung der Konkurrenz? Dann hellt sich auch die Stimmung im Westen wieder auf.

      Auch das mit den Lehrprogrammen finde ich interessant. Ich hatte den Leistungsdruck, der enorm sein muss, noch nie unter den Aspekten der Ausbeutung und der Kinderarbeit betrachtet. Nun muss man so etwas in Deutschland, dem Land des Abis-für-alle und der polierten Notendurchschnitte, sicher nicht fürchten. Deutschland ist halt keine Leistungsgesellschaft mehr und hat andere Prioritäten, wie die Integration. Diese Humanisierung führt allerdings zur Dekadenz des Schulsystems, was auch fragwürdig ist.

      [1] https://www.newyorker.com/magazine/2020/11/30/how-venture-capitalists-are-deforming-capitalism

  2. Ich warte noch auf das Virus, dass alle chinesische Überwachungskameras lahm legt…

  3. Das China seinen Superreichen schon seit geraumer Zeit auf die Finger schaut und wenn sie zu sehr abheben auch an die Zügel nimmt, kann man nur als positiv beurteilen. Wenn Konzerne angehalten werden in verscheiden Bereiche der Volkswirtschaft zu investieren kann das nur gut sein. Die übersteigerte Konzernmacht ala Westen wird es in China nicht geben. Sie haben im Interesse des Volkes zu investieren und ihre Geschäfte zu machen…und im Interesse des eigen chinesischen Staates. Das alles zusammengenommen ist ein Kontrolle die die immer reicher werdenden Konzerne genau brauchen…das ganze Gegenteil des usppa Konzerndenkens.
    China hat noch ca. 500 Millionen Menschen die es aus der Armut und aus dem Niedriglohnsektor heraus zu holen gilt. Das ist Politik der KPCh, die mehr Mitglieder hat als die Bevölkerungszahl Deutschlands.
    Deshalb hat sie mit ihrer Regierung auch über 90% Zustimmung ihres Volkes…

    1. Das mit den 90% Zustimmung des Volkes glauben Sie doch selber nicht! Warum ist China dann noch eine Diktatur und keine Demokratie?

  4. Pingback: Aktuelles vom 26. Juli 2021 – Teil 2 | das-bewegt-die-welt.de

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage