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Die Gründe China: Erstmals fließt mehr ausländisches Geld aus China ab als zu

China Direktinvestitionen

Durch den Handelskrieg und mangelndes Vertrauen ist der Abfluss von ausländischen Direktinvestitionen (FDI) in China größer als deren Zufluss – zum ersten Mal seit Aufzeichnung der Daten (1989). Das schwächt den Yuan.

China: FDI mit erstem Minus seit der Öffnung

Wie aus Daten der für die Devisenkontrolle zuständigen State Administration of Foreign Exchange (SAFE) hervorgeht, belief sich das FDI auf -11,8 Milliarden US-Dollar (ca. 10,98 Milliarden Euro) im dritten Quartal dieses Jahres. Das negative FDI setzt sich sowohl aus weniger Investitionen in China als auch daraus zusammen, dass Unternehmen ihre Gewinne abziehen. Damit zieht zum ersten Mal seit 30 Jahren, seit der Öffnung des Landes unter Deng Xiaoping, mehr Geld aus dem Reich der Mitte ab, als in das Land investiert wird.

Die Befragungen der großen ausländischen Handelskammern in China signalisierten in den letzten Monaten, dass China als Investitionsstandort an Attraktivität verliert. So ergab die Umfrage zum Geschäftsklima der AmCham, dass China nicht mehr unter den drei wichtigsten Investitionszielen für amerikanische Unternehmen steht. Ebenso schrieb die Europäische Handelskammer in ihrem diesjährigen Positionspapier, dass sich das Investitionsklima weiter verschlechtert. Daten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen, dass die deutsche Wirtschaft kaum noch frisches Kapital nach Osten schickt, sondern im Wesentlichen die in China erzielten Gewinne reinvestiert.

China: Verschlechtertes Geschäftsklima, Handelskrieg und Zinsen

Die Gründe für den Abfluss sind vielfältig. Das Klima, das chinesische Behörden ausländischen Unternehmen bereiten, verschlechtert sich weiter, insbesondere durch das Anti-Spionagegesetz, was im Kontext einer Betonung der nationalen Sicherheit in China zu sehen ist. China scheint sein Sicherheitsbedürfnis über seine wirtschaftliche Entwicklung zu stellen. Die Europäische Handelskammer schrieb in ihrem Positionspapier noch vorsichtig: „Viele Unternehmen stellen die Frage, welche Art von Beziehung China mit ihnen haben möchte.“

Der Handelskrieg zwischen China und den USA zeigt Wirkung. So sank der Anteil chinesischer Halbleiter im amerikanischen Markt von 48% im Jahr 2018 auf nur noch 1% im letzten Jahr. Dementsprechend investieren amerikanische Unternehmen weniger in die Semiconductor-Industrie in China. Desgleichen geschieht nun im Bereich Künstliche Intelligenz unter dem Vorzeichen weiterer Restriktionen der Biden-Administration. Investitionen werden in andere Länder umgeleitet, wie z.B. Südkorea, das seit 2021 einen sprunghaften Anstieg an FDI verzeichnen konnte.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist ferner, dass die Zinsen in den USA und anderen Teilen der Welt höher sind als in China. Das macht andere Investitionsziele attraktiver als China.

Der amerikanische Ökonom Brad Setser weist darauf hin, dass nicht nur die negativen Auslandsinvestitionen Aufmerksamkeit erregen sollten, sondern auch der zunehmend schwindende Außenhandelsüberschuss Chinas von 850 Milliarden US-Dollar (791 Milliarden Euro) im letzten Jahr auf zuletzt 350 Milliarden US-Dollar (326 Milliarden Euro). Doch hier werden die Zahlen des chinesischen Zolls in den nächsten Tagen zeigen, wie sich der chinesische Außenhandel im letzten Quartal entwickelt hat.



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