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Währungsverfall hauptsächlich wegen Immobilienkrise China: Yuan erlebt größten Kapitalexodus seit sieben Jahren

China sieht den größten Kapitalexodus seit 2016. Der Abwärtstrend des Yuan verstärkt sich in den letzten Wochen wegen der Immobilienkrise.

100 Yuan Noten im Bündel
Foto: Lam Yik/Bloomberg

China erlebt derzeit den größten Kapitalexodus seit 2016. Der Abwärtstrend des Yuan hat sich in den letzten Wochen wegen der Krise am Immobilienmarkt noch verstärkt. Selbst besser als erwartete Daten zum Wirtschaftswachstum (Regierungszahlen) für das dritte Quartal 2023 konnten den Währungsverfall in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft nicht stoppen.

Immobilienkrise in China zieht Yuan runter und Kapital ab

Die Währungsaufsichtsbehörde in China (State Administration of Foreign Exchange) teilte am Freitag mit, dass Onshore-Banken im September netto 19,4 Milliarden US-Dollar (142 Mrd. Yuan) aus dem Reich der Mitte abgezogen hätten. Das ist das größte Volumen seit dem Höhepunkt des Handelskriegs mit den USA.

Banken überwiesen nach Angaben von Bloomerg News im Namen ihrer Kunden außerdem netto 53,9 Milliarden US-Dollar (395 Mrd. Yuah) ins Ausland. Das war der größte monatliche Kapitalexodus seit Januar 2016.

China erlebt Kapitalexodus - massiver Abzug von Yuan wegen Immobilienkrise

Mehrere Gründe für den Kapitalexodus in China

Offiziellen Daten zufolge verzeichnete China im September Abflüsse sowohl auf der Ebene der Leistungsbilanz als auch aus der Kapitalbilanz. Zu den Faktoren gehörten ein Dienstleistungsdefizit im Zusammenhang mit Auslandsreisen, ein Einbruch der Direktinvestitionen und verstärkte Abflüsse im Wertpapierbereich.

Chinas Immobilienmarkt verunsichert Investoren weiterhin

Mitverantwortlich für den massenhaften Abzug von Geldern aus dem Reich der Mitte war auch die wieder zunehmende Unsicherheit am chinesischen Immobilienmarkt: Country Garden versäumte es, die letzte Frist für eine Zinszahlung in Höhe 500 US-Dollar einzuhalten. Die Zahlung wäre bereits in der vergangenen Woche fällig gewesen.

Auch Anleihen- und Aktienverkäufe drücken den Yuan Richtung Allzeittief

Nach Angaben der China Central Depository & Clearing Co. (CCDC) haben ausländische Investmentfonds im September ihre Bestände an chinesischen Staatsanleihen um 13,5 Mrd. Yuan (1,85 Mrd. US-Dollar) reduziert. Ihre chinesischen Gesamt-Anleihebestände sanken auf 2,07 Billionen Yuan, den niedrigsten Wert seit März 2021.

Auch der Abschwung an den chinesischen Aktienmärkten fordert seinen Tribut. Globale Fonds verkauften laut Bloomberg News allein am letzten Donnerstag über die Börse in Hongkong Onshore-Aktien im Wert von 1,6 Milliarden US-Dollar. Das entspricht dem höchsten Verkaufsvolumen seit mehr als zwei Monaten, als der Referenzindex CSI 300 damals auf ein neues Jahrestief fiel. Diese Mittelabflüsse setzten den Yuan gegenüber dem US-Dollar ebenfalls unter Druck:

Cinesischer Yuan vs US-Dollar auf Talfahrt
Als der Shanghai Composite Index am Freitag unter 3.000 Punkte fiel, sagte Morgan Stanley gegenüber Bloomberg, dass der Exodus aus Onshore-Aktien in „ein beispielloses Stadium“ eingetreten sei und globale Fonds könnten weiter verkaufen, sofern es keine weiteren Maßnahmen der Politik in China gebe.

Kapitalexodus in China bringt auch den Aktienmarkt unter Druck

Die kumulierten Abflüsse aus Aktienverkäufen zwischen dem 7. August und dem 19. Oktober beliefen sich auf 22,1 Milliarden US-Dollar, die größten in der Geschichte von Stock Connect, schrieben die Analystin Laura Wang in einer Kundenmitteilung. Unter Stock Connect versteht man die Handelsverbindungen zwischen Hongkong und dem chinesischen Festland, die Ende 2016 auf die Börsen Shanghai und Shenzhen ausgeweitet wurden.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. tja, Evergrande ist eigentlich PLEITE, aber es darf einfach nicht sein. Das ist Kapitalismus, es gibt scharfe Regeln, aber wenn die „ganz großen“ betroffen sind, werden ALLE Regeln außer Kraft gesetzt.

    Pech China, Regeln gebrochen, Vertrauen verspielt…

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