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Teufelskreis einer platzenden Blase China: Immobilien-Krise führt zu Banken-Schwund

Krise hat weitreichende Auswirkungen

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Die seit zwei Jahren andauernde Immobilien-Krise hält unvermindert an und frisst sich langsam durch die Wirtschaft in China – die Folge ist auch ein rapider Schwund von Banken. Die Krise hat weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Sektoren, von der Immobilien-Branche über die Kommunalfinanzen bis hin zum Banken-Sektor.

Immobilien-Krise ein China: Rückgang der Landkäufe bringt Kommunen in Schwierigkeiten

Die Ausgaben der 100 größten Immobilien-Entwickler in China für den Kauf von Land sind in den ersten sechs Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent gesunken. Laut den neuesten Daten des Forschungszentrums des China Residence Information Circle gaben die Entwickler in den ersten sechs Monaten bis zum 30. Juni 420,4 Milliarden CNY (ca. 53,7 Milliarden Euro) für den Kauf von Land aus.

Landverkäufe sind für die Kommunen und Gemeinden in China die Haupteinnahmequelle, mit der sie Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld und Krankenversicherung finanzieren. Zudem werden mit diesen Einnahmen neue Investitionen angestoßen. Um ihren Verpflichtungen dennoch nachzukommen, verschulden sich viele Kommunen und Gemeinden. Der Schuldenstand, ausgedrückt in der Gesamtgesellschaftlichen Finanzierung (Total Social Financing, TSF) Chinas, beträgt mittlerweile 390 Billionen Yuan (ca. 49,6 Billionen Euro) und übersteigt das BIP Chinas damit um etwas mehr als 200 %.

Um ihre Verschuldung zu verschleiern, nutzen viele Kommunen sogenannte Special Purpose Bonds (SPB). Mit diesen Anleihen kaufen sie über Kredite bei Banken Land und weisen in ihren Bilanzen den zukünftigen Wert aus, um neue Kredite zu erhalten. Da die Banken, die diese Kredite vergeben, meist unter lokaler Verwaltung stehen, haben sie kaum eine andere Wahl, als diese Geschäfte abzuwickeln. Gleichzeitig finanzieren diese Banken auch Immobilien-Entwickler, die aufgrund der Immobilien-Krise in Schieflage geraten sind. Die Folge ist dramatisch: In einigen Fällen machen notleidende Kredite bis zu 40% ihrer Kreditbücher aus.

Banken verschleiern Schieflage durch Bad Banks – Bankenfusionen als Lösungsansatz

Die vor kurzem erfolgte Offenlegung der Bücher durch die mittelgroße Bank of Jiujiang zeigte, dass ihre Gewinne aufgrund schlecht laufender Kredite um 30% sinken könnten. Viele Banken verschleiern ihre finanzielle Schieflage, indem sie faule Kredite an die vier staatlichen Vermögensverwaltungsgesellschaften (AMCs) auslagern. Trotzdem wird das Ausmaß der Banken-Krise langsam sichtbar: Etwa 13% der gesamten Banken, etwa 3.800 problematische Finanzinstitute mit Vermögenswerten von 55 Billionen Yuan (ca. 7 Billionen Euro), stehen im Feuer. Die National Administration of Financial Regulation (NAFR), eine neue Bankenaufsichtsbehörde, hat begonnen, gegen diese Praktiken vorzugehen, Bußgelder zu verhängen und die Aufsicht zu verstärken.

China versucht, das Problem durch Banken-Fusionen zu lösen. Mehrere kleinere Banken werden zu einer großen Bank zusammengeführt. Neben den offensichtlichen Vorteilen, wie Kostenoptimierungen durch Skaleneffekte, werden die Banken dem Zugriff lokaler Politiker entzogen, was sie unabhängiger machen soll. Kurzfristig könnte dieses Vorgehen jedoch dazu führen, dass Kommunen entweder ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können oder ihre Schulden nicht bedienen können.

Immobilien-Krise frisst sich durch China

Die Immobilien-Krise frisst sich immer tiefer durch China und hat weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft. Die Konsumzurückhaltung der Bevölkerung, die zu einem starken Ungleichgewicht zwischen Binnen- und Außenwirtschaft führt und in Handelskonflikten kulminiert, ist ein Aspekt dieser Krise.

Gleichzeitig verlieren Kommunen zunehmend ihre finanziellen Spielräume, was zur Folge hat, dass Sozialleistungen nicht mehr erbracht werden können. Dies zwingt die Bevölkerung, noch mehr zu sparen und weniger zu konsumieren, was die wirtschaftliche Lage noch weiter verschärft.

Die Banken sind der nächste Dominostein, der ins Wanken gerät. Bank Runs sind in China keine Seltenheit, und es fehlt ein Sicherungssystem wie in Deutschland. Die Frage ist nicht, ob der nächste Dominostein fällt – sondern nur, welcher und mit welchen Konsequenzen.



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2 Kommentare

  1. Immobilien sind wie im Text beschrieben ganz wesentlich für das chinesische Geschäftsmodell, weshalb die Regierung nie ernsthaft versuchte die dort auflaufenden Probleme anzugehen. Interessanterweise führten ebenfalls Immobilien zum Ende des japanischen Wunders und auch Südkorea hat massive Probleme mit Immobilien. In allen 3 Ländern wurde die Wirtschaft über Immobilien aufgepumpt, bis die Blase dann platzte.

  2. Tut nix zur Sache

    Die Kreativität, Vermögenswerte zu erfinden, ist die eine Seite des Problems. Doch das damit dann auch ganz legal gewirtschaftet wird obwohl man genau darum weiß zeigt doch auch, wie man sich die Taschen volllügen kann. Das ist die andere Seite. Sicher ist China da einen Leuchtturm. Doch in vielen Teilen der Welt läuft es nicht sehr viel anders, wenn auch oft noch kunstvoller versteckt. Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst kreiert hast! Doch bislang scheint das Model weiterhin seine Daseinsberechtigung zu haben. Wir drucken weiter Geld und schaffen uns die entsprechenden Gegenwerte, damit es bilanziell weiter passen möge. So bleibt alles im Rahmen der Richtlinien, die wir uns selber schaffen und kreativ auslegen, wenn es nötig oder sinnvoll scheint. Der Glaube das alles weiterhin gut gehen möge, scheint weiterhin sehr groß zu sein. Wen soll man denn zur Verantwortung ziehen, wenn der Fisch vom Kopf her riecht! Ich glaube, wir sind heute nicht viel besser, als die Taschenspieler im Mittelalter. Solange die Tricks funktionieren, glitzern die Augen, sind die Hände feucht und die Macher werden beklascht… aber wehe dem….

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