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China: Kommunikations-GAU auf dem Weg zu den westlichen Kapitalmärkten

China will das ganz große Rad drehen: ab Oktober werden sich die Börsen in Hongkong und Shanghai verlinken – mit der Folge, dass erstmals auch Ausländer über den Zugang Hongkong auch Assets des chinesischen Festlandmarktes kaufen können. Damit wird China faktisch ein wichtiger Mitspieler der globalen Finanzmärkte – mit weitreichenden Folgewirkungen: das Reich der Mitte wird zum Schuldenexporteuer, und der Westen wird dankbar zugreifen, weil es in unseren Gefilden kaum mehr attraktive Anlagemöglichkeiten gibt.

Flankiert wird die Verlinkung Hongkong-Shanghai durch Yuan-Hubs in Frankfurt, London, Paris und Zürich (nicht in den USA!), sodaß auch die Bedeutung des Yuan sukzessive steigen wird. China will und wird mitmischen im Konzert der Finanz-Größen.

Zusätzlich fährt die Regierung eine mediale Kampagne, die die Chinesen ermuntern soll, jetzt Aktien zu kaufen – bevor es dann auch die Ausländer zu teureren Konditionen tun. Damit versucht die Führung, die Abschwächung am Immobilienmarkt zu kompensieren und das Volkseinkommen durch Spekulationsgewinne aufzupumpen. Um diese Ziele nicht zu gefährden, ist es für die Regierung wichtig, dass die Aktienmärkte keine nachhaltige Schwäche zeigen – daher pumpte Chinas Notenbank am Mittwoch 500 Milliarden Yuan in die fünf größten Banken des Landes als Zeichen dafür, dass sie es ernst meint mit ihrem Vorhaben. Kurz zuvor hatte der Shanghai Composite mit -1,8% einen der größten Tagesverluste der letzten Jahre verzeichnet.

Nur haben die Chinesen selbst von dieser Kapitalspritze leider nichts erfahren. Die Nachricht brachte das Wall Street Journal, offenkundig hatte ein Insider aus Chinas Notenbank dem amerikanischen Finanz-Medium einen Wink gegeben. Anfragen von Journalisten, ob die Kapitalspritze wirklich erfolgt sei, wollte die Regierung bis heute weder bestätigen noch dementieren.

Am heutigen Freitag die Kapitalspritze nun doch offiziell bestätigt worden – allerdings durch die Hintertür. In einem Interview mit der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua hat der CEO der zweitgrößten staatlichen Bank Chinas, der China Construction Bank Corp., die Geldspritze indirekt bestätigt. Für westliche Verhältnisse kryptisch – aber für Chinesen, die es gewohnt sind, zwischen den Zeilen zu lesen klar verstehbar – sagte CEO Wang Hongzhang, dass seine Bank eine „adäquate Liquiditätsausstattung“ habe, man aber derzeit in Gesprächen mit Chinas Notenbank über eine weitere Injektion von Kapital sei. Das ist die erste Bestätigung eines chinesischen Offiziellen, dass die Regierung tatsächlich oder in naher Zukunft die Liquidität in die fünf größten Banken pumpen wird.

Entscheidend ist, dass ein solches Vorgehen nach westlichen Maßstäben völlig unakzeptabel ist. Insittutionelle amerikanische Investoren haben hohe Ansprüche an Transparenz und Kommunikation – und wenn Chinas Regierung nicht lernt, derart zentrale Maßnahmen offen zu kommunizieren, wird es sehr schnell Probleme geben. Es treffen also – vermittelt durch die Finanzmärkte – völlig verschiedenen Kulturen aufeinander. Mißverständnisse sind daher vorprogrammiert – aber jetzt wird es darauf ankommen, dass China im Gegenzug für die Vorteile, die das Einströmen westlichen Kapitals bringt, dem Westen mehr Transparenz und Offenheit anbietet. Man darf gespannt sein, ob Chinas Regierung wirklich über ihren eigenen Schatten springen kann!



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